Weniger Grasfrösche, weniger Reptilien, aber ein gleichbleibender Bestand an Auerhühnern – Der Kanton St.Gallen unternimmt seit Mitte der 1970er-Jahre etwas gegen den Rückgang der Artenvielfalt.
In den 1950er-Jahren sammelten die Rheintaler Zehntausende Frösche und exportierten deren Schenkel als Delikatesse. Heute könnten sie das nicht mehr – selbst wenn sie es wollten, oder dürften. In der Region St. Gallen-Appenzell gibt es 14 Amphibienarten – davon sind 6 Arten, darunter Gelbbauchunke, Kreuz- und Geburtshelferkröte – stark gefährdet. Von 10 erfassten Reptilienarten sind 2 stark gefährdet (Kreuzotter und Ringelnatter). Drei Arten sind eingeschleppt. Von den 21 Fledermaus-Arten ist eine Art in der Region ausgestorben, 6 sind vom Aussterben bedroht oder stark gefährdet.
Der erhöhte Bedarf an Ackerland im Zweiten Weltkrieg, die grossen Meliorationen etwa im Rheintal sowie der steigende Siedlungsdruck seit den 1960er-Jahren brachten grosse Verluste an Feuchtgebieten und damit auch an Laichgewässern für Amphibien.
Deren Bestände gehen nach wie vor zurück, «wenn auch in viel geringerem Ausmass als noch in den 1940er- bis 1980er-Jahren», sagt Guido Ackermann, Leiter Amt für Natur, Jagd und Fischerei im Kanton St. Gallen. Alle Arten kommen heute nur noch in kleinen Beständen vor. In Altenrhein und Kaltbrunn griffen Massnahmen zugunsten des Laubfrosches gut, während sich im Bannriet Altstätten und in Sennwald der Bestand nicht veränderte. Heute gibt es noch 800 Vorkommen von Grasfröschen in der Region St. Gallen-Appenzell.
Vögel gelten aufgrund ihrer Mobilität als zuverlässige Zeiger des Zustandes der Lebensräume. 86 Brutvogelarten hat die Vogelwarte Sempach im Jahr 2005 im Kanton St. Gallen gezählt. «Die Region würde aber Lebensraum für bedeutend mehr Arten bieten», hält Ackermann fest. Für das Auerhuhn, das im Wald lebt, trägt der Kanton St. Gallen eine besondere Verantwortung, weil ein grosser Teil des nationalen Gesamtbestandes hier heimisch ist.
Schätzungen zeigen, dass der Bestand von 200 Hähnen in den 1940er-Jahren auf 25 Tiere im Jahr 2001 zurück ging. Im Toggenburg nahmen die Bestände von 2003 bis 2008 dank spezieller Pflegemassnahmen wieder um einen Fünftel zu. Der Bericht «Natur und Landschaft im Kanton St. Gallen» vom November 2009 zeigt die Entwicklung der Artenvielfalt, der Lebensräume und der Naturschutzmassnahmen. Das Fazit ist zwiespältig. Von der Kleinen Hufeisennase existiert in St. Gallen noch eine Fledermaus-Kolonie.
Der Feldhasenbestand nimmt dafür dank Fördermassnahmen zu, dasselbe gilt für den Mauersegler. Als bedenklich gilt, dass die Vielfalt der Landschaft abnimmt – sie wird ärmer an Kleinstrukturen. Die Siedlungsfläche und damit die Versiegelung der Böden nehmen zu.
Positiv ins Gewicht fällt die Verbesserung der Abwasserbelastung in den Bächen. Laut Bericht nimmt die Qualität der Moore ab und es verschwinden Obstbaum-Gärten.
Die Mehrheit der im Richtplan aufgeführten Wildtierkorridore funktioniert nicht. In der Landwirtschaft nehmen die ökologischen Flächen zwar zu, aber die Wirkung ist noch gering. Auch die Fruchtfolgeflächen nehmen zwar ab, aber zumindest ist die Mindestfläche gesichert.