Vor einem Jahr brannte die Scheune auf dem Hof der Familie Hug in Muolen nieder. Elf Monate später ist das Vieh zurück und frisst im neuen, lichterfüllten Stall. Der Schock ist so weit überstanden, eine Sorge ist aber geblieben.
MUOLEN. Die Kühe machen einen zufriedenen Eindruck. Nach monatelangem Aufenthalt bei benachbarten Landwirten durften sie Ende Juni wieder zurückkehren. Zurück zur Familie Hug, die ihren Hof im Chatzensteig in Muolen in einer Generationengemeinschaft betreibt. Die rund 60 Kühe haben es heute schöner als zuvor, ist Inhaber Hans Hug überzeugt. Durch den grossen und hohen Stall strömt viel Tageslicht und frische Luft. Hans Hug ist froh, dass Leben auf den Hof zurückgekehrt ist. Sein Vieh habe ihm gefehlt, er kenne jede Kuh bei ihrem Namen.
Dass auf dem Hof wieder Kühe geweidet und gemolken werden, ist keine Selbstverständlichkeit. Hans Hug und sein Sohn Fabian mussten sich im vergangenen Sommer entscheiden, ob sie weiterhin Milchproduzenten bleiben wollen. Zum Entscheid wurden sie durch ein Unglück gedrängt. Ein Kurzschluss löste einen verheerenden Brand aus. «Der Stall war nicht mehr zu gebrauchen.» Wenige Tage nach dem Brand gaben Hugs gegenüber dem Tagblatt bereits bekannt, dass sie die Scheune wieder aufbauen und so rasch als möglich zum gewohnten Betrieb zurückkehren wollen. Dies umso mehr, weil Fabian Hug beide Standbeine, die Milchwirtschaft und den Handel mit Stroh und Heu, weiterführen wolle. «Beim Bauen ging alles zügig voran», resümiert Hug. Die Behörden hätten seine Baueingabe rasch bearbeitet, Einsprachen gab es keine. «Und die Baufirmen haben gute Arbeit geleistet.»
Nun ist der Stall auf dem neusten Stand der Technik. Jede Kuh hat einen Chip, jeder Schritt wird registriert. Auch die Milchmenge wird genau gemessen. Je nachdem bekommen die Tiere mehr oder weniger Kraftfutter. «Die Bedingungen für die Kühe können wohl nicht besser sein, und die Fütterung ist natürlich optimal so.» Wie viel der Neubau samt Technik gekostet hat, darüber will Hug nicht im Detail sprechen. Es habe jedenfalls viel mehr Geld gekostet, als von der Gebäudeversicherung zurückerstattet worden sei. Auf dem grossen Dach hat es keine Solarzellen, doch die Sonnenenergie wird trotzdem genutzt. Gemäss Hans Hug sogar noch effizienter als mit einer Photovoltaikanlage. «Die Dachwärme wird bei schönem Wetter angesaugt und für die Trocknung von Heu verwendet.» Bei schlechtem Wetter erzeuge ein Luftentfeuchter und Wärmetauscher gute Bedingungen für die Trocknung.
Erst kürzlich war die Landwirtschaftsgruppe der CVP Kanton St. Gallen auf dem Hof zu Besuch. Bauernpräsident Markus Ritter hat dabei gemäss einer Mitteilung gesagt, die Bauern müssten sich mehr am Markt orientieren und weniger Milch produzieren. Warum setzen die Hugs trotzdem auf Milchproduktion? «Ich glaube an die Zukunft», sagt Hans Hug. Obwohl ihm die heutige Situation zu denken gebe. «Bei einem Milchpreis von 63 Rappen pro Kilo hat man kaum noch Investitionssicherheit für einen solchen Neubau.» Aus kaufmännischer Sicht hätte er auf den Neubau verzichtet, als Landwirt aber wollte er die Familientradition weiterführen. «Dieser Hof wird seit Jahrhunderten von unserer Familie betrieben.»
Hans Hug politisiert auch als alt Kantonsrat noch gerne, respektive er kommt unweigerlich auf die Politik zu sprechen, wenn er über die Landwirtschaft redet. Nicht nur der tiefe Milchpreis, auch der Verlust von Know-how bereitet ihm Sorgen. «Weil die heutige Agrarpolitik Ökoflächen mehr fördert als die Produktion von Lebensmitteln, werden Bauern in die Landschaftsgärtnerei gedrängt.» Und wenn immer mehr Bauern als «Landschaftsgärtner» arbeiten, gehe auch das Wissen über den Umgang mit Boden und Vieh verloren. Für ihn sei deshalb schnell klar gewesen, Milchproduzent zu bleiben und sich auch nicht von einem Stallbrand abschrecken zu lassen. Einen besseren Brandschutz hat der neue Stall indessen. So gibt es unter anderem nun einen 120 Kubikmeter grossen Tank. Darin wird Regenwasser gesammelt für die Reinigung der Lastwagen und Traktoren. Und es kann als Löschwasser eingesetzt werden, für alle Fälle.