RORSCHACH. Die Rorschacher Sängerin Barbara Camenzind hört Klänge, wenn sie Landschaften und Gebäude sieht. Jetzt wandert sie auf den Spuren des ersten Schatzsuchers Richard Lehner und komponiert Musik zu den Schätzen der Hafenstadt.
Das Kornhaus klingt in F-Dur, Töne in D-Dur umgeben die ehemalige Stickerei Feldmühle und die Bahnschranken erzeugen ein etwas zu tiefes B. Sängerin Barbara Camenzind ist Synästhetikerin. Sie kann Geräusche nicht nur hören, sondern auch Farben und Formen dazu sehen. Seit sie diese Fähigkeit einsetzt, kann sie sie auch bewusst umkehren: «Bilder von Gebäuden und Landschaften erzeugen in meinem Inneren Musik.»
«Rorschach ist leicht kaputt, aber voller verborgener Schätze», sagt die 36-Jährige. Als sie von Mark Riklins «Schatzsucher» hörte, verstand sie seine Idee als Botschaft. «Das Projekt war für mich eine Art Versöhnung mit Rorschach», sagt Barbara Camenzind. «Man muss der Stadt mit solchen Geschichten eine Liebeserklärung machen.» Deshalb dachte sie sich kurzerhand eine Figur für ihre eigene Geschichte aus: «Ich komme mir vor wie eine Füchsin, die sich in der Stadt eine eigene Parallelwelt schafft.» Sie sei dem ersten Schatzsucher Richard Lehner «im Windschatten nachgeschlichen», habe Streifzüge durch Rorschach gemacht und einige seiner entdeckten Schätze besichtigt. Dabei hatte sie immer Klänge im Ohr, die sie sofort notierte.
Barbara Camenzind ist oft zu Fuss oder mit dem Fahrrad unterwegs. Mit dabei ist immer ihr rotes Notizbuch und eine Stimmgabel als musikalischer Kompass. Wenn sie dann vor dem Schatz sitzt, schaut sie sich um und «plötzlich sind die Töne da».