Kaum eine Gemeinde rund um St. Gallen ist eine solche Fasnachtshochburg wie Gaiserwald. Doch dem Fasnachtskomitee Abtwil fehlen zunehmend die Mitglieder. Kein Grund zum Aufhören. Aber Zeit für neue Ideen.
GAISERWALD. Mehr als 20 Mitglieder. So viel zählte das Abtwiler Fasnachtskomitee (Fako), als es 1987 gegründet wurde. Die vergangenen Jahre waren es noch knapp ein Dutzend Mitglieder und heute, 27 Jahre nach der Gründung, gerade noch deren fünf. «Es ist halt wie in anderen Vereinen und Gruppierungen auch», sagt Fako-Präsidentin Bea Bühler. «Zum Konsumieren sind die Leute schon bereit, aber zum Mithelfen nicht.»
Die 52-Jährige, die in der Fasnachtshochburg Lachen (SZ) aufgewachsen ist und seit über 30 Jahren in Abtwil wohnt, meint dies nicht anklagend. Es ist einfach eine Feststellung. «Mit nur noch fünf Leuten hätten wir uns eigentlich auflösen können», sagt sie. Aber Aufhören sei nie ein Thema gewesen. Schliesslich ist Bea Bühler Fasnächtlerin durch und durch und massgeblich daran beteiligt, dass Abtwil seit Jahrzehnten im Fasnachtsfieber ist. Hat sie doch mehrere Cliquen und Anlässe ins Leben gerufen. Unter anderem die Gnomen und die Schnogu-Wahl.
Wie eine grosse Familie sei Abtwil während der Fasnacht, sagt Bea Bühler. Aber auch wenn diese Familie zusehends schrumpft, die Zahl der Anlässe soll es nicht. Das Fako könne mit fünf Leuten allerdings nicht mehr wie bisher drei Anlässe organisieren: die Schnogu-Wahl, die Uslumpete und alternierend den grossen Umzug oder den Kindermaskenball. Darum habe man sich im Herbst mit anderen Gruppierungen besprochen. Das Ergebnis: Den Kindermaskenball übernimmt diesmal die Pfadi Rappenstein, die Uslumpete findet im «Adler» St. Josefen statt (siehe Kasten).
Weiterhin vom Fako organisiert wird die Wahl der Schnoderguge, kurz Schnogu. Diese Auszeichnung an eine Persönlichkeit, die sich im Dorf besonders verdient gemacht hat, wird heuer bereits zum 20. Mal verliehen. Für Bea Bühler jedesmal ein Höhepunkt. «Manchmal treibt es mir fast die Tränen in die Augen, wenn ich sehe, wie sich die Person freut und Abtwil mit ihr», sagte sie bereits am 25-Jahre-Jubiläum des Fako vor zwei Jahren im Tagblatt. Allein das sei den Aufwand wert.
Aber nicht nur in Abtwil wird Fasnacht grossgeschrieben, auch in Engelburg. Jedes Dorf hat seine eigene Gugge, seinen eigenen Maskenball, seine eigene Kinderfasnacht und den eigenen Fasnachtsverein. Wäre es nicht sinnvoll, sich zusammenzutun? «Auf die Idee sind wir noch gar nie gekommen», sagt Bea Bühler. Aber vermutlich wäre es sowieso schwierig. Denn selbst in Zeiten der Einheitsgemeinde bestehe halt immer noch ein Graben zwischen Abtwil-St. Josefen und Engelburg.
Ausserdem hofft man beim Fako weiterhin auf neue Mitglieder. Und an Ideen mangle es auch nicht. Bei der Schnogu-Wahl gibt es dieses Jahr beispielsweise eine Premiere. Sie findet nicht wie seit 20 Jahren am Schmutzigen Donnschtig auf dem Dorfplatz statt, sondern morgen Freitag an der ersten kunterbunten Abtwiler Fasnachtsnacht. Und zwar im OZ Mühlizelg, damit auch Fasnächtler dabei sein können, die nicht gerne frieren. Begleitet wird die Wahl von einem vielfältigen Programm mit vier Guggen, drei Schnitzelbänggen und verschiedenen Cliquen. Freude hätte Bea Bühler auch an einem erneuten nächtlichen Fasnachtsumzug wie 2012, im Jubiläumsjahr des Fako und der Abtwiler Schränzer. Der Umzug sei sensationell gewesen, erinnert sie sich. Nur das Wetter war nicht in Festlaune: Es waren minus 17 Grad.