Manchmal staunt der Redaktor ja schon, was ihm so alles aus der Verwaltung auf den Schreibtisch plumpst. Gerade auch in Zeiten von «Fit13plus» und aus jener Stadtverwaltung, die finanziell eine «ausgepresste Zitrone» sei.
Manchmal staunt der Redaktor ja schon, was ihm so alles aus der Verwaltung auf den Schreibtisch plumpst. Gerade auch in Zeiten von «Fit13plus» und aus jener Stadtverwaltung, die finanziell eine «ausgepresste Zitrone» sei. Dieser Tage war es eine auf Karton aufgezogene, vierfarbige Hochglanz-Einladung ins Sittertobel. Beilage: ein Hölzchen.
Entsorgung St. Gallen lädt damit einen Kreis Erlauchter ins Kehrichtheizkraftwerk ein. Zum «feurigen Startevent» vor Sanierungs- und Ausbauarbeiten an «Logistikbauten und der Infrastruktur». Zum Verständnis für Herrn und Frau St. Galler: Die Kehrichtverbrennungsanlage – wie die Einrichtung gemäss ihrer Hauptfunktion im Volk immer noch heisst – und Teile der Kläranlage in der Au werden ab Anfang Februar saniert und ausgebaut. Mit einem Ja-Anteil von 86,1 Prozent hatte das Stimmvolk dafür am 3. März 2013 einen Kredit von 53 Millionen gutgeheissen. Opposition dagegen hatte es im Vorfeld – wie erwartet – nicht gegeben. Und jetzt beginnen die Bauarbeiten, was die Stadt mit Planern, Bauleuten und Medien heute abend am Lagerfeuer feiern will.
Nichts gegen eine kleine Feier. Nur: Muss man dafür tatsächlich durch eine möglichst umfangreiche Einladung die Post subventionieren? Und braucht es für die Gestaltung so einer Einladung wirklich den Beizug einer PR-Agentur? Gut, wir verdanken der Mitwirkung der Agentur eine sauglatte, weil sprachlich originelle Karte für An-/Abmeldung. Wer kommt «ist Feuer und Flamme», wer verzichtet, «schüttet sich Asche aufs Haupt». Passt! Zum Lagerfeuer, zum Baubeginn in einer mit Feuer arbeitenden Einrichtung, zum Eventitis-Zeitgeist.
Wenn da im Hintergrund doch nur nicht diese Drohung wäre, dass die Stadt aufs Budget 2015 hin erneut an der Sparschraube drehen muss. Mit der Fortführung von «Fit13plus». Das Programm beschert Bürgerinnen und Bürgern bisher die eine oder andere Bequemlichkeitseinbusse, soll sich aber auch noch durch die eine oder andere Gebührenerhöhung bemerkbar machen.
Für die Erstellung des nächsten Stadtbudgets sind bei dieser Ausgangslage natürlich Amtsstellen, die ganz freiwillig den Eindruck erwecken, sie hätten immer noch reichlich Finanzen, ein politisches Geschenk. Wie wär's 2015 als Kompensation für anderweitige Gebührenerhöhungen mit einem kleinen Rabatt auf den grünen Kehrichtsack? Und ein Prüfauftrag für die städtischen Sparapostel lässt sich aus der Lagerfeuer-Einladung gleich auch noch ableiten: Wenn in der Baudirektion über Sinn oder Unsinn von «Kunst am Bau» fertig diskutiert ist, könnte es durchaus eine gute Idee sein, einmal über die Notwendigkeit und die Kosten von «PR am Bau» zu philosophieren. (vre)