Der schönste Platz am Bodensee

Am Bürgertag der Ortsgemeinden Thal und Altenrhein nutzten zahlreiche Einwohnerinnen und Einwohner die Gelegenheit, das Naturschutzgebiet am Rheinspitz und das Marina-Rheinhof-Areal zu besichtigen.

Gisela Tobler
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Für einmal dem Volke zugänglich: Das Naturschutzgebiet konnte am Samstag besucht werden. (Bild: Gisela Tobler)

Für einmal dem Volke zugänglich: Das Naturschutzgebiet konnte am Samstag besucht werden. (Bild: Gisela Tobler)

ALTENRHEIN. Franz Dudler gerät ins Schwärmen: «Hier ist der schönste Platz am Bodensee, vor allem auch wegen der Sonnenuntergänge, die sich im Jahreslauf zwischen Fünfländerblick und Romanshorn bewegen.» Man glaubt es ihm gerne und geniesst es, dass dank des Bürgertages dieses herrliche Fleckchen Erde für einmal offiziell betreten werden darf. Das Marina-Rheinhof-Gelände befindet sich in Privatbesitz und steht in der Regel nur den Boots- und Campingplatz-Besitzern sowie deren Gästen offen.

Paradies für die Jugend

Franz Dudler, ein Altenrheiner Urgestein, zeigt Bilder von früheren Zeiten und erzählt den zahlreichen und interessierten Zuhörern viel Unterhaltsames aus seiner Jugendzeit: «Für uns Buben war hier das Paradies. In diesem Labyrinth aus Schilf spielten wir Verstecken, und bei Hochwasser fingen wir in den seichten Gewässern die Fische von Hand.» Und mit verschmitztem Lächeln ergänzt er: «Dorfpolizisten und Fischereiaufseher waren nicht gerade unsere Freunde.» Von etwa Anfang der 1920er- bis Ende der 1950er-Jahre habe hier reger Badebetrieb geherrscht. An schönen Wochenenden seien damals von St. Gallen Extrazüge mit Halt zwischen Staad und Rheineck eingesetzt worden.

Gut gekommen

Ab etwa 1960, als Willy Würth Alleinbesitzer dieser ausgedehnten Liegenschaft am Rheinspitz war, begann die Blütezeit des legendären Lokals «Weisses Haus» und dauerte so lange, bis Würth mit seiner Transportfirma in Saudi-Arabien Verluste einfuhr. 1978 folgte die Übernahme durch die Rappi AG, die aber nicht von Erfolg gekrönt war. Aufwärts ging es erst wieder, als 1998 die Genossenschaft Marina Rheinhof gegründet wurde und das Areal für gut 20 Millionen aus der Konkursmasse ersteigerte. Für Franz Dudler ein Glücksfall: «Es ist gut gekommen.»

657 Mitglieder

Es folgen Informationen von Urs Zieri, Vertreter von Marina Rheinhof. «Unser Ziel ist es, diese Perle am Bodensee zu erhalten», erklärt er und verrät, dass die Genossenschaft 2002 aus steuertechnischen Gründen in einen Verein mit mittlerweile 657 Mitgliedern umgewandelt worden sei und dass sich das Vermögen, inklusive des neuen Restaurants Rheinspitz, auf rund 27 Millionen Franken belaufe. Wobei die Mitgliedschaft ausschliesslich Besitzern von Camping-Liegenschaften und Mietern von Bootsplätzen offen steht. Zwei Hafenmeister und vier Damen an der Zugbrücke sorgen für den Betrieb der 142 Campinganlagen und 350 Bootsplätze.

Paradies für Tiere

Spannend ist auch die Begehung des neu aufgeschütteten Rheinvorlandes. Dieser jüngste Teil der Gemeinde Thal ist Naturschutzgebiet und im Besitz des Kantons. Gehegt und gepflegt wird es von Sepp Keel, der allerhand Interessantes zu erzählen weiss. Es sei ein Paradies für Vögel, Fische und Kleingetier, insbesondere auch für seine schottischen Hochlandrinder, die das ungewohnte Bevölkerungsaufkommen auf ihrer Weide aus sicherer Entfernung beobachten. Bevor der schönsten Platz am Bodensee wieder verlassen werden muss, darf man den Tag im eigens aufgestellten Zelt bei Speis und Trank gemütlich ausklingen lassen.