Das Museum ist entstaubt

Rund 450 Interessierte strömten am Samstag ins frischsanierte Historische und Völkerkundemuseum. Dieses präsentiert sich hell und entstaubt. Doch vieles, was erneuert wurde, zeigt sich nicht auf den ersten Blick. Von Christina Weder (Text) und Hanspeter Schiess (Bilder).

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Der neue Warenlift führt bis über die Dachkante hoch und eröffnet einen neuen Blick aufs Museum: Im Innenhof lässt sich eine Gruppe erklären, was bei der Sanierung gemacht wurde. (Bild: Hanspeter Schiess)

Der neue Warenlift führt bis über die Dachkante hoch und eröffnet einen neuen Blick aufs Museum: Im Innenhof lässt sich eine Gruppe erklären, was bei der Sanierung gemacht wurde. (Bild: Hanspeter Schiess)

Kurz nach 17 Uhr wurde es am Samstag ruhiger im Historischen und Völkerkundemuseum in St. Gallen. Die letzten Mäntel wurden an der Garderobe abgeholt. Die Gäste machten sich auf den Heimweg, während Museumsdirektor Daniel Studer einen Blick auf den Zähler bei der Kasse warf: 452 Interessierte hatten sich am Tag der offenen Tür im frisch sanierten Museum umgeschaut. «Eine grosse Zahl für einen Samstag», sagte Studer zufrieden.

Noch am Nachmittag hatte im Foyer Gedränge geherrscht. Zwischen 30 und 40 Personen schlossen sich jeweils den stündlichen Führungen an und liessen sich die Neuerungen zeigen. Museumsdirektor Studer machte schnell klar, weshalb sich dies lohnte: «Die Renovation sieht man nicht auf den ersten Blick – einmal abgesehen vom neuen Warenlift im Innenhof.» Fast alles andere ist versteckt. Vorsorglich waren am Samstag überall dort im Museum gelbe Zettel aufgehängt, wo etwas verändert worden ist.

Alter Typus, neue Technik

Projektleiter Ludwig Gächter vom Hochbauamt wies auf seiner Führung auf die Kronleuchter im Foyer hin, die neu mit LED-Leuchten bestückt sind: «Der Typus ist alt, die Technik neu.» Diesem Motto blieb man sich während der gesamten, 7,5 Millionen teuren Sanierung treu. Die neuen Kabel wurden in Wandschränke verbannt, die Heizung in der Wand versteckt, die Haustechnik in unauffälligen Stelen versorgt. 170 historische Fensterscheiben wurden durch ein Spezialglas ersetzt, das wie altes, gezogenes Glas wirkt. Butzenscheiben wurden revidiert und mit einem Vorglas bestückt. Laut Architekt Piet Kempter, der ebenfalls durchs Haus führte, war es eine Auflage der Denkmalpflege: «Das Museum soll von aussen so wirken, wie es erstellt worden ist.»

Dicht gedrängt im neuen Lift

Ein Highlight der nachmittäglichen Führung war die Probefahrt im neuen Warenlift. Es dauerte eine Weile, bis sich die ganze Gruppe in den Lift gequetscht hatte. Und als man dicht an dicht stand, merkte Projektleiter Gächter auf einmal, dass seine kleine Tochter fehlte. Daraufhin fragte ein Besucher in die Runde, wie lange man im Museum wohl verloren gehen könnte. Angesichts der neuen Überwachungskameras, die ebenfalls unauffällig montiert wurden, scheint dies aber kein Thema mehr zu sein. Kaum zu glauben, dass das Museum bisher ohne Kameras ausgekommen war.

Wie auch immer: Gächters Tochter tauchte bald wieder auf. Und im Verlauf der Führung wurde klar: Auch wenn viele Neuerungen kaum ins Auge fallen, werden die Besucher und das Personal sie zu spüren bekommen. Und zu schätzen wissen. Die Zeiten, als das Thermometer im Winter nicht über 14 Grad kletterte und die Besucher im Mantel durchs Museum gingen, sind vorbei.

Mitten durch diesen Saal führte bis vor kurzem der alte Warenlift. (Bild: Hanspeter Schiess)

Mitten durch diesen Saal führte bis vor kurzem der alte Warenlift. (Bild: Hanspeter Schiess)

Totenschädel in neuem Licht: Die Beleuchtung wurde im ganzen Museum ersetzt. (Bild: Hanspeter Schiess)

Totenschädel in neuem Licht: Die Beleuchtung wurde im ganzen Museum ersetzt. (Bild: Hanspeter Schiess)

Ludwig Gächter, Projektleiter Hochbauamt, weist auf die Kronleuchter hin: «Alter Typus, neue Technik.» (Bild: Hanspeter Schiess)

Ludwig Gächter, Projektleiter Hochbauamt, weist auf die Kronleuchter hin: «Alter Typus, neue Technik.» (Bild: Hanspeter Schiess)

Auf gelben Zetteln steht, was erneuert wurde: Hier wurden die Butzenscheiben mit Vorfenstern versehen. (Bild: Hanspeter Schiess)

Auf gelben Zetteln steht, was erneuert wurde: Hier wurden die Butzenscheiben mit Vorfenstern versehen. (Bild: Hanspeter Schiess)