MÖRSCHWIL. Heute vor 20 Jahren hat Paul Bühler sein Amt als Mörschwiler Gemeindepräsident angetreten. Für ihn einer der schönsten Jobs, «wenn man sich politisch betätigen will». Er ist überzeugt, dass Mörschwil noch lange eigenständig bleibt.
Paul Bühler: An die offizielle Amtsübergabe im Beisein des Bezirksammanns. Und dann bist du auf einmal Gemeindeammann – so hiess das damals –, trägst unheimlich viel Verantwortung und beschäftigst dich mit allem Möglichen, ohne eine Lehre für dieses Amt gemacht zu haben. Spannend. Eine Gemeinde in dieser Grösse ist ja wie ein Gemischtwarenladen.
Bühler: Jein. Ich habe eigentlich keine Lebensplanung gemacht. Nach meiner Verwaltungslehre in Mörschwil und fünf Jahren auf dem Grundbuchamt Gossau wechselte ich als Grundbuchverwalter zur Stadt Chur. Als im Frühling 1991 die Anfrage kam, ob ich mir vorstellen könne, wieder heimzukommen, habe ich mit meiner Familie lange die Vor- und Nachteile diskutiert.
Bühler: In Chur gefiel es mir extrem gut. Hätte eine andere Gemeinde angefragt, ich hätte sicher Nein gesagt. Aber Mörschwil reizte mich. Eine intakte Gemeinde mit gutem Steuersubstrat.
Bühler: Meine Amtskollegen meinen auch immer, Mörschwil habe keine Probleme, aber das stimmt nur bedingt. Wenn jemand viel Geld hat, stellt man auch andere Ansprüche. Und Forderungen, die andernorts gar nicht gestellt werden. Da auch einmal Nein zu sagen, ist nicht immer einfach. Zudem bleibt man nicht automatisch reich. Man muss dem guten Steuersubstrat auch Sorge tragen.
Bühler: Alle. Was man uns nicht vorwerfen kann, ist, wir hätten eine asoziale Politik betrieben. Als Gemeinde kann man ja nicht direkt beeinflussen, wer zuzieht.
Bühler: Darum hat die Gemeinde im Gebiet Hueb auch aktive Bodenpolitik betrieben. Wir kauften extra den Bauplatz mit 30 Parzellen, um diese während fünf Jahren gestaffelt an Mörschwiler Familien zu verkaufen. Hätten wir rein aufs Geld geschaut, hätte man mehr herausholen können.
Bühler: Das stimmt in den letzten Jahren definitiv nicht mehr. Wir haben uns verschiedentlich beteiligt, etwa an der Lokremise oder am Begegnungsplatz Kellen. Gegenteiliges müsste man mir eins zu eins beweisen.
Bühler: Wenn man sich politisch betätigen will, ist dies einer der schönsten Jobs, den man sich vorstellen kann. So vielfältig, jeder Tag ist anders, und man sieht am Schluss, was man gemacht hat.
Bühler: Regierungsrat zu werden, kam für mich nie in Frage. Für den Kantonsrat habe ich einmal kandidiert, aber es hat nicht gereicht.
Bühler: Das glaube ich nicht. Was heisst schon seriös, und ab wann wird es unseriös? Ich habe nicht das Gefühl, dass man nach 20 Jahren genügsamer wird. Was man mir sicher nicht vorwerfen kann, ist, dass wir wichtige Dinge haben liegen lassen.
Bühler: Da gibt es verschiedene, öffentliche und stille. Zu den öffentlichen gehört sicher die Einweihung des neuen Gemeindehauses 1998, des Werkhofs 2006 und der Dreifachhalle 2010. Zu den stillen die Geburtstagsbesuche bei Senioren oder wenn Bürger vorbeikommen und einfach danke sagen.
Bühler: Niederlage nicht gerade. Aber dass wir bis jetzt keine Lösung haben für den «Freihof», diese Sache hätten wir gerne erledigt.
Bühler: Ich würde 2015 gerne die Einweihung des neuen Altersheims mit 55 Plätzen erleben. Damit fällt auch das Schmarotzertum weg, das uns immer wieder unterstellt wird. Das Heim ist auch offen für Auswärtige. Schliesslich profitierten wir jahrelang von Heimen in der Region. Zudem müssen wir Richt- und Zonenpläne revidieren. Wir haben absolut kein Bauland mehr.
Bühler: Ohne meiner Partei vorgreifen zu wollen: Ich hoffe, dass ich 2012 wieder gewählt werde.
Bühler: Ich bin überzeugt, dass wir noch eigenständig sind.
Bühler: In zehn Jahren? Sicher nicht. Mit 66 Jahren werde ich an solchen Tagen wie heute irgendwo auf einem Hügel sünnälä. Sofern es die Gesundheit zulässt.
Interview: Corinne Allenspach