Die Südostbahn (SOB) baut für über 24 Millionen Franken die Station Roggwil-Berg aus, damit dort die Züge kreuzen können. Das St. Galler S-Bahn-Konzept und der Anschluss an den Hochgeschwindigkeitsverkehr machen den Ausbau nötig.
FREIDORF/ROGGWIL. Neben der Doppelspur auf einer Länge von einem Kilometer ist eine Gleisunterführung zum Mittelperron geplant. Auf Wunsch der Gemeinde Roggwil, zu der auch Freidorf gehört, wird die Unterführung durchgehend verlängert bis zur Jakobsbergstrasse. Damit bekommen Bewohner des jetzigen und künftigen Siedlungsgebietes jenseits der Gleise einen direkten Zugang zur Bahn ohne grosse Umwege. Rund eine Million Franken ist dies der Gemeinde wert.
SOB-Projektleiter Richard Enz macht klar, warum die Bahn im Auftrag des Bundes und des Kantons St. Gallen eine Doppelspur legen muss: Taktgeber ist einerseits das St. Galler S-Bahn-Angebot. Dieses bringt schlankere Anschlüsse, Zugsverdichtungen und modernes Rollmaterial; es soll zum Fahrplanwechsel im Dezember 2013 eingeführt sein. Integriert in das St. Galler S-Bahn-Projekt sei auch das Thurtal, so Enz.
Dann erfordere der Anschluss an den Hochgeschwindigkeitsverkehr (HGV) mit schnellen Verbindungen von St. Gallen nach Konstanz und in den süddeutschen Raum einen Ausbau. Davon hat die Region zwar keinen unmittelbaren Nutzen, weil die Züge in Roggwil-Berg durchfahren – pro Stunde zwei. Im Halbstundentakt halten wie bisher vier regionale (S-Bahn-)Züge. Sie werden von der SOB und Thurbo gefahren.
Weil mehr Züge verkehren, muss mehr gekreuzt werden. Wegen der Streckenlage kommt nur Roggwil-Berg als Kreuzungsstation in Frage. Die SOB führt das Projekt aus: im Auftrag von Bund und Kanton. Der Bund übernimmt die vollen Kosten. Laut Enz konnte die Finanzierung – nach zwischenzeitlichem Projektstop – erst im November 2011 gesichert werden. «Jetzt müssen wir uns mit Volldampf dahinter machen, um bei dem gedrängten Terminprogramm Ende November 2013 die Kreuzungsstation in Betrieb nehmen zu können», sagt Enz.
Neben dem heutigen Gleis 3 werden ein neues Gleis auf 1000 Metern Länge gebaut mit schnellen Einfahrweichen und das Trassee angepasst. Die beiden übrigen Gleise werden «abgeräumt». Dazwischen bauen die SOB einen 170 Meter langen Mittelperron mit gedeckter Wartehalle. Zugänglich wird er über eine Unterführung mit Rampen und Treppen. Der schienenfreie und behindertengerechte Zugang ist eine Vorgabe des Bundes. Die alte Strassenüberführung Jakobsbergstrasse wird abgebrochen und durch ein neues Bauwerk ersetzt. Wegen der neuen Züge kommt die Fahrbahn um 1,4 bis 1,7 Meter höher zu liegen. Für die Fahrzeuge wird es dort steiler, was teils kritisiert wird. «Wir sind im normalen Rahmen. Das Gleistrassee tieferzulegen wäre viel aufwendiger und teurer», entgegnen die Planer. Richtung Romanshorn wird die Unterführung Wilenstrasse ebenfalls neu erstellt und das Strassenniveau um einen halben Meter abgesenkt. Die Durchfahrthöhe bleibt bei 3,3 Metern begrenzt, «um keinen Schwerverkehr anzuziehen», sagt Projektingenieur Manuel Isaiello.
Im Herbst werden die eigentlichen Bauarbeiten bei der Station beginnen. Der Bahnbetrieb wird – mit wenigen Unterbrüchen – aufrechterhalten. Es gibt aber gewisse Einschränkungen. Während der Bauphase sind nur drei Totalsperren vorgesehen; dann verkehren Busse. Künftig wird der Bahnverkehr von Herisau aus zentral gesteuert. Die Sicherungsanlagen mit Stellwerk kommen weg.
Die Gestaltung des Bahnhofplatzes ist noch nicht definitiv klar. Das hängt auch von der Frage ab, was mit dem baufällig wirkenden Güterschuppen geschieht. Die SOB wollen ihn vom Bahnbetrieb abtrennen; sie haben ein Abbruchgesuch eingereicht. Es wird primär an der Gemeinde liegen, Gestaltungs- und Nutzungsideen zu entwickeln. Umsetzen könne man sie sowieso erst nach Schluss des Stationsausbaus. Für die SOB ist wichtig, so Enz, «dass der Kundenzugang stimmt».