Mit dem Fahrplan 2019 wird in der Stadt St.Gallen ein neues Buskonzept eingeführt. Die Bevölkerung profitiert von mehr Direktverbindungen und einem Ausbau bei verschiedenen Linien.
Um das verbesserte Angebot abdecken zu können, sind bauliche Massnahmen sowie Busbeschaffungen notwendig. Wie es in einer Mitteilung der Stadt St.Gallen heisst, entscheidet das Stadtparlament am 8. Mai über die entsprechenden Kredite.
Gemäss dem Reglement für eine nachhaltige Verkehrsentwicklung, der sogenannten Städteinitiative, sorgt die Stadt für ein attraktives Angebot im Bereich des öffentlichen Verkehrs (ÖV) und des Langsamverkehrs. Ein wichtiges Element ist dabei der Ausbau respektive die Optimierung des Busangebots. Um diese Ziele zu erreichen, entstehen per Fahrplanwechsel 2018 neue Linien und Linienverknüpfungen. Grundlage dafür ist das Ergebnis der Busplanung St.Gallen Ost/Oberthurgau aus dem Jahr 2016 des Amts für öffentlichen Verkehr (AöV) des Kantons St.Gallen.
Das neue VBSG-Netz (gilt ab 8. Dezember) im Vergleich zum alten Plan:
Das neue Busangebot trägt dem geänderten Bahnfahrplan und dem umgebauten Bahnhofplatz Rechnung. Zudem wird die Trennung zwischen Stadt- und Regionalbussen bekräftigt. Aufgrund der grossen Änderungen wurde eine Neunummerierung des Stadtbusnetzes vorgenommen. Mit dem Fahrplan 2019 erhält der Fahrgast mehr Direktverbindungen aufgrund neuer Durchmesserlinien, punktuelle Angebotsausbauten und ein verständlicheres Bussystem:
Wie es in der Mitteilung weiter heisst, sind für die Umsetzung des Buskonzepts verschiedene bauliche Massnahmen erforderlich. Insbesondere sind zwei neue Lichtsignalanlagen an der Dufourstrasse notwendig. Bei einigen Haltestellen, z.B. im Bereich der Olma-Messen (Rosenheimstrasse) oder der Migros Bach (Bachstrasse), werden die Anpassungen in Kenntnis von zukünftig geplanten Ausbauten teilweise nur provisorisch vorgenommen. Die meisten übrigen neuen Haltestellen werden zudem bewusst mit einem provisorischen Ausbaustandard und damit noch nicht barrierefrei umgesetzt. Nach Vorliegen der Erkenntnisse aus den ersten Betriebsjahren werden die genauen Lagen der Haltestellen überprüft und definitiv barrierefrei erstellt. Dieses Vorgehen ist mit den Behindertenverbänden abgesprochen.
Damit die Verkehrsbetriebe St.Gallen (VBSG) das verbesserte ÖV-Angebot in St.Gallen und der Region zeitgerecht umsetzen können, benötigen sie zusätzliche Fahrzeuge sowie mehr Fahrpersonal. Das Parlament stimmte am 14. November 2017 bereits den Vorlagen für die Beschaffung von fünf Bussen mit Anhängern, sogenannten Buszügen, einem zusätzlichen Zugfahrzeug sowie einem Elektrobus zu. Für die im Januar 2018 vom AöV beschlossenen Leistungen, sind weitere drei Standardbusse (Solobusse) nötig. Über deren Beschaffung wird das Stadtparlament an seiner Sitzung vom 8. Mai befinden. Die Gesamtinvestition für die neuen Fahrzeuge beträgt rund 6,8 Millionen Franken.
Für die neuen Angebote werden 19 zusätzliche Chauffeurinnen und Chauffeure benötigt. Die VBSG haben deshalb die Personalrekrutierung seit Februar 2018 intensiviert. Die Ausbildung der neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter findet bei der eigenen Fahrschule der VBSG statt. Diese wird auch die bestehenden Mitarbeitenden im Navigieren mit Anhänger schulen, damit sie für die Fahrt mit den neuen Buszügen bereit sind.
Die VBSG beabsichtigen, ab 2021 bis etwa 2025 nach und nach alle St.Gallerbusse auf elektrischen Betrieb umzustellen. Der erste leitungsunabhängige Elektrobus, der ab Anfang 2019 in St.Gallen fährt, dient den VBSG als Praxistest für den Linienbetrieb. In Zukunft sollen solche Elektrobusse die Quartiere bedienen. Auf den neuen Durchmesserlinien sollen zudem in drei Jahren leistungsstarke Batterietrolleybusse die Gelenkautobusse ablösen. Die Buszüge und Standardbusse dienen als Überbrückung und werden anschliessend als flexible Reservefahrzeuge für alle Linien sowie für Extra- und Bahnersatzfahrten genutzt. (pd/red.)
Wer in der Stadt St. Gallen mit den Bussen der VBSG fährt, muss sich mit dem kommenden Fahrplanwechsel radikal umgewöhnen. Denn praktisch das ganze Liniennetz wird auf den Kopf gestellt. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Vielen dürfte es anfangs schwerfallen, sich an das neue Regime zu gewöhnen und dieses zu verinnerlichen. Doch die neuen Linienführungen und Nummerierungen sind logischer und verständlicher als die heutigen. Doch ganz egal, was man verändert: Das Ziel muss sein, den öffentlichen Verkehr attraktiver zu machen. Das neue Buskonzept ist diesbezüglich ein wichtiger Schritt. Es bringt viele Vorteile, hat aber auch ein paar Schönheitsfehler.
Problematisch ist insbesondere, dass sich auf gewissen Linien der Fahrplan verschlechtert. Dabei wollen Stadt und Kanton mit ihrer Mobilitätsplanung erreichen, dass möglichst viele Personen vom Auto auf den Bus umsteigen. Entsprechend begründen die Verantwortlichen die anstehenden Anpassungen auf dem Liniennetz unter anderem mit dem geltenden Verkehrsreglement. Insofern ist jede Ausdünnung des Takts ein falsches Signal. Als solches muss es eine Ausnahme bleiben.
Der kürzlich veröffentlichte «Städtevergleich Mobilität» stellt dem öffentlichen Verkehr in St. Gallen insgesamt ein gutes Zeugnis aus, auch im Vergleich mit den fünf grösseren Deutschschweizer Städten. Schwachpunkte ortet er jedoch ausgerechnet beim Takt unter neun Minuten. In diesem Punkt hinkt St. Gallen den anderen Städten hinterher, hat hingegen beim Takt von 20 Minuten und mehr den Spitzenplatz inne.
Die Verantwortlichen hätten also gut daran getan, im Rahmen der anstehenden Veränderungen auch in diesem Punkt die nötigen Anpassungen vorzunehmen. Natürlich ist das städtische Busnetz ein komplexes System, in dem man nicht beliebig an den Schrauben drehen kann. Und jeder Angebotsausbau ist mit Kosten verbunden. Aber letztlich müssen sich die Verantwortlichen bei Stadt und Kanton nicht an ihren Worten messen lassen, sondern an ihren Taten.
David Gadze
david.gadze@tagblatt.ch