Breite Front gegen Initiative für die freie Schulwahl

Gefahr einer Zweiklassenschule – gefährdete Oberstufenzentren in Dörfern und Quartieren – organisatorisches Chaos. Das sind drei zentrale Argumente des Komitees gegen die Initiative «Freie Schulwahl».

Silvan Lüchinger
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Das Abstimmungsplakat der Initiativgegner. (Bild: zv)

Das Abstimmungsplakat der Initiativgegner. (Bild: zv)

st. gallen. Die Front des Komitees gegen die freie Schulwahl ist von imposanter Breite. Alle grossen Parteien gehören dazu. Die Gewerkschaften sind dabei, ebenso der Verband der Schulgemeinden und die Standesorganisationen der Lehrerinnen und Lehrer aller Stufen. Von Schulwahl-Initiative ist in ihrer Terminologie nicht die Rede – das Komitee kämpft gegen die «Schulchaos-Initiative». Dem entspricht das Sujet der Abstimmungsplakate: Wie verschreckte Ameisen purzeln die Schüler aus einer zusammengequetschten Schulhausschachtel heraus.

Zahlen ohne Mitsprache?

Die Initiative von Elternlobby und Jungfreisinnigen konzentriert sich auf die freie Schulwahl für Oberstufenschüler. Für Maria Huber (Kantonsrätin SP) ginge mit einer Annahme der Weg dennoch in Richtung Zweiklassengesellschaft: «Einerseits gäbe es Privatschulen und bevorzugte öffentliche Schulhäuser, die vor allem von Kindern vermögender und bildungsnaher Familien besucht würden. Auf der anderen Seite blieben Restschulen zweiter Klasse.»

Diego Forrer, Schulpräsident in Grabs und CVP-Kantonsrat, sieht bei einem Ja Oberstufen in Dörfern und Quartieren in Gefahr. Gerade für ländliche Gebiete, wo ein paar Schüler mehr oder weniger für den Weiterbestand einer Oberstufe entscheidend sein könnten, sei die Initiative eine Bedrohung.

Wird die Initiative angenommen, haben auch Privatschulen pro Kind Anrecht auf ein Schulgeld, das den Durchschnittskosten eines Oberstufenschülers entspricht.

Für Heinz Habegger (Kantonsrat SVP) ein Verstoss gegen demokratische Prinzipien: «Die Steuerzahler müssten private Schulen mitfinanzieren, hätten aber kein Mitspracherecht.» Zudem befürchtet Habegger «Mehrkosten in zweistelliger Millionenhöhe», weil der Aufwand für die öffentliche Schule kaum zurück ginge.

«Keine Qualitätssteigerung»

Die Initianten der freien Schulwahl sind überzeugt, dass mit einem Ja der Wettbewerb innerhalb der öffentlichen Schule und die Schulqualität allgemein gesteigert würden.

«Das ist erwiesenermassen falsch», sagt Thomas Rüegg, Präsident des Verbandes St. Galler Volksschulträger SGV (FDP) und Schulverantwortlicher im Stadtrat von Rapperswil-Jona. «Die freie Schulwahl fördert nur die Chancen-Ungleichheit, verschärft die sozialen Unterschiede und – ganz wichtig – führt zu keiner Qualitätssteigerung.»

Ort der Integration

Parteiübergreifend sind sich die Gegner der freien Schulwahl einig, dass mit einem Ja die Schulraum- und Personalplanung massiv erschwert würde. Gestört würde aber auch die Funktion der Volksschule als Ort der Integration – weniger der Ausländer als der verschiedenen sozialen Schichten, die in der Schule zusammenfinden und zusammen lernen.

Bild: silvan lüchinger

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