Die 15-jährige Rorschacherin Sarah Ingold will im Juni den See überqueren. Dafür trainiert die Schwimmerin mindestens viermal pro Woche. Sie war einmal sogar kurz davor, aufzugeben.
Jolanda Riedener
Schwimmen ist ihr grösstes Hobby und mehr: «Es ist für mich ein Ausgleich, es ist mein Sport, der mir Freude macht», sagt Sarah Ingold. Die Rorschacher Sekschülerin will im Rahmen einer Projektarbeit den Bodensee schwimmend überqueren. Am Montag, 26. Juni, wird sie beim deutschen Ufer in Langenargen mit Neoprenanzug in den See steigen. Mit fünfeinhalb Stunden rechnet die 15-Jährige für die Strecke mit dem Ziel Arionwiese: «Alle 40 Minuten muss ich etwas essen.» Spezielle Sportlernahrung wird sie unterwegs zu sich nehmen: «Ein Gel zum Beispiel, das gleich viel Kohlenhydrate wie ein Teller Spaghetti hat.» Es sei allerdings sehr klebrig und süss. Deshalb werden es auch Bananen oder vielleicht ein Biberli sein.
Die fröhliche junge Frau strahlt, während sie von ihren Plänen erzählt, und ihre roten Wangen leuchten. «Ich liebe das Gefühl, mich im Wasser zu bewegen», sagt sie. Um ihren Plan durchführen zu können, hat sich die Schülerin auf Sponsorensuche gemacht und zwei Bootsführer gefunden, die sie bei der rund 15 Kilometer langen Überquerung begleiten. Mit dabei ist auch ein erfahrener Taucher, ihre Trainerin und die Mutter.
Der Aufwand für das Projekt sei grösser, als man erwarte, sagt Sarah Ingold. «Ich habe mir das lange überlegt und mit meiner Trainerin und der Schule gesprochen», sagt sie. Ohne die Projektarbeit hätte ihr die Motivation wohl gefehlt, ihren Traum zu verwirklichen.
Sport war ihr immer wichtig. Seit sie als Vierjährige den Schwimmkurs absolvierte, ist sie im Schwimmclub. Ihr Vater nahm sie oft zum Velofahren mit, eine Zeit lang machte sie Triathlon. «Ich war immer eher der Ausdauertyp.» Kürzlich hat sie eine Ausbildung zur Schwimmlehrerin abgeschlossen: «Jetzt darf ich Kindern bis zehn Jahren das Schwimmen beibringen», freut sie sich. Ursprünglich habe sie eigentlich Sportlehrerin werden wollen. Jetzt beginnt sie im Sommer eine Lehre als Fachfrau Betreuung beim Heilpädagogischen Verein in Rorschach. «Diese Menschen sind direkt und sagen, was sie denken. Das mag ich», sagt Ingold. Sie hatte bereits als kleines Kind mit beeinträchtigten Menschen regelmässig Kontakt. Sie freut sich darauf – auch aufs Arbeiten statt auf die Schule. Viermal pro Woche trainiert die Sportlerin. Dreimal im Schwimmclub, am Wochenende für sich: «Ich arbeite an meiner Ausdauer und versuche, zwei Stunden am Stück zu schwimmen», sagt Ingold. Das sei allerdings etwas langweilig. «Ich sehe im Schwimmbad ja nicht, wie weit ich geschwommen bin.» Sobald es wärmer werde, wolle sie im See trainieren.
Es habe Tage gegeben, an denen sie gedacht habe: «Nein, das schaffe ich nicht.» Im Winter konnte Sarah Ingold während zweier Monate nicht trainieren. Eine Entzündung am Fuss, vermutlich wegen einer Überbelastung der Bänder, zwang sie zu einer Pause. Kaum war das überstanden, kam der nächste Dämpfer: «Ich habe mich am Kopf verletzt und musste genäht werden», sagt sie. Dadurch konnte sie wieder nicht ins Wasser. Bei einem kürzlich durchgeführten Laktattest – ein Leistungstest, bei dem Blutproben untersucht werden – war ihr Resultat trotz des Trainingsunterbruchs gut. Zur Vorbereitung auf ihr Vorhaben gehörte auch, sich mit anderen Schwimmern auszutauschen, die den Bodensee überquert haben. «Sie haben von Emotionen gesprochen, die nicht zu beschreiben sind. Ich kann mir das nicht richtig vorstellen.» Die vielen positiven Rückmeldungen, die sie über ihr Projekt erhalte, würden sie aber stark motivieren.