BIBLIOTHEK: Bücherpläne am Blumenmarkt

Am Standort Union ist eine Grossbibliothek geplant. Ein solcher Publikumsmagnet beeinflusst die Neugestaltung von Marktplatz, Bohl und Blumenmarkt entscheidend. Und in der Hauptpost wird viel Platz frei, wenn die Bücher zügeln.

Roger Berhalter
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Der Perimeter geht bis zur Treppe: Die neue Bibliothek könnte dereinst den ganzen Blumenmarkt beanspruchen. (Bild: Urs Bucher)

Der Perimeter geht bis zur Treppe: Die neue Bibliothek könnte dereinst den ganzen Blumenmarkt beanspruchen. (Bild: Urs Bucher)

Roger Berhalter

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er@tagblatt.ch

Der Grundsatzentscheid ist gefallen. Am Blumenmarkt, wo sich heute das Geschäftshaus Union befindet, soll eine neue Bibliothek entstehen. Kanton, Stadt und die Helvetia Versicherungen planen das Grossprojekt gemeinsam und haben sich für den Blumenmarkt als bevorzugten Standort entschieden (Ausgabe vom Donnerstag). Dieser Entscheid hat auch Auswirkungen auf die Neugestaltung von Marktplatz, Bohl und vor allem Blumenmarkt. Die Stadt hat im Dezember ein partizipatives Verfahren lanciert, um den zentralsten Platz der Stadt zu gestalten. Die neue Bibliothek vor Ort wäre ein Publikumsmagnet.

Noch läuft eine Studie zum Verkehr am Bohl. Sie soll klären, wie die Bushaltestellen trotz Rückstau-Risiko am Bohl bleiben können, so wie es eine Mehrheit der Bevölkerung wünscht. Ebenso stehen Gespräche mit den Marktfahrern kurz bevor; sie sollen zeigen, wie sich die Beteiligten das Markttreiben auf dem Platz in Zukunft vorstellen. Sind diese beiden Punkte geklärt, wird die Stadt einen Architekturwettbewerb zur Platzgestaltung ausschreiben. Dies soll laut Baudirektorin Maria Pappa Ende Mai oder Anfang Juni der Fall sein.

Die Planungsfläche ist definiert

Die geplante Grossbibliothek kommt in der Neugestaltung von Marktplatz, Bohl und Blumenmarkt vorerst nur als Planungsfläche vor. «Wir haben einen Perimeter definiert, der in den Architekturwettbewerb einfliesst», sagt Pappa. Demnach könnte die Bibliothek dereinst den ganzen Blumenmarkt beanspruchen – in welcher Form auch immer. Denn noch ist offen, ob das Union-Gebäude einem Neubau weichen muss oder ob es stattdessen um einen Anbau ergänzt wird. Beide Varianten sind derzeit noch aktuell. Bis zum Architekturwettbewerb im kommenden Jahr sollen allenfalls Leitplanken vorliegen. Ohnehin handelt es sich bei der gemeinsamen Bibliothek von Stadt und Kanton um ein langfristiges Projekt; frühestens im Jahr 2027 dürfte sie fertig werden. Bis dahin entscheiden Stadt, Kanton und die Helvetia Versicherungen als Eigentümerin des Union-Gebäudes in regelmässigen Treffen gemeinsam, wie es weiter geht.

Derzeit befinden sich die meisten Bücher der Stadt- und Kantonsbibliothek noch in der Hauptpost. Wenn sie dereinst vom dortigen Provisorium an den fixen Standort am Blumenmarkt zügeln, wird im Postgebäude viel Platz frei. Wie der Kanton diese Flächen künftig nutzen will, ist laut Kantonsbaumeister Werner Binotto noch nicht klar. «Derzeit sind noch keine endgültigen Weichen gestellt», betont er. Die Hauptpost eigne sich für verschiedene Zwecke, beispielsweise für Verwaltungsbauten oder für gemischte Nutzungen – und das Gebäude sei auch nach wie vor als Alternative zum Bibliotheksstandort Union gedacht. «Vorerst bleibt die Hauptpost ein valabler Standort für die neue Bibliothek», sagt Binotto.

Überregionaler Schulstandort am Hauptbahnhof

Eine der «favorisierten Nutzungen» für die Hauptpost sei aber jene als Bildungs- und Schulgebäude. Als solches wäre die Post laut Binotto «für den ganzen Kanton und die gesamte Ostschweiz sehr interessant». Zusammen mit der benachbarten Klubschule könnte ein Cluster der Berufs- und Erwachsenenbildung entstehen, der St. Galler Hauptbahnhof würde zum überregionalen Schulstandort. Insbesondere für die nahe Fachhochschule St. Gallen (FHS) oder für das Gewerbliche Berufs- und Weiterbildungszentrum (GBS) würden sich die Räume eignen. Wobei die Fachhochschule auch ein wichtiger Bestandteil der Entwicklung des Gebiets nördlich der Geleise ist. Werner Binotto: «Das Bahnhofareal Nord bleibt immer noch der idealste Standort für die FHS.»