ST.GALLEN. Bei allen Trends zu alternativen Elektro-Autos sind die schnittigen Modelle noch nicht von der Bühne verschwunden. An der Auto-Mobil glänzen sie aber nicht nur mit Pferdestärken.
Ein Auto in der Halle 9 der Olma Messen ist unverkäuflich, obwohl der Motor ausgebaut worden ist: Der Formel-1-Rennwagen von Lotus-Renault steht an der Ostschweizer Messe für Mobilität (heute und morgen) wie kein anderes Auto für Temporausch auf vier Rädern. Romain Grosjean hat ihn diese Saison noch gefahren, wie Roman Baumgartner, Verkaufsberater von Wolgensinger AG, bestätigt.
Schnelle Autos müssen aber nicht Formel-1-Piloten vorbehalten sein. «Heute hat fast jede Marke ein Auto mit hoher Motorenleistung im Angebot», sagt Baumgartner. Dabei kann er sogleich auf Renault-Modelle verweisen: Den Megane Sport RS für 35 900 Franken und den Renault Clio Sport RS für 30 900 Franken. Der eine ist mit 265 PS ausgestattet, der andere mit 200. Global sind Autos mit leistungsstarken Motoren immer weniger gefragt, die Schweiz jedoch ist weltweit nach wie vor das Land mit dem höchsten Anteil an Sportwagen. «Das hat neben der weit verbreiteten Leidenschaft für schnelle Vehikel vor allem mit den finanziellen Möglichkeiten vieler Schweizer zu tun», sagt Baumgartner. «Vielleicht aber auch damit, dass anders als in den umliegenden Ländern der Benzinpreis hier günstiger ist als jener für Diesel.»
Roland Leirer hat aus seiner Sportgarage sechs Ferrari und vier Maserati in der Ausstellung parkiert. Er zeigt mit den beiden Marken, dass es auch in der Kategorie der rasanten Strassenflitzer Unterschiede gibt. Ferrari ist der klassische Sportwagen, den sich nur wenige leisten können. «Hier kauft jemand primär Emotionen. Er und sein Auto sollen etwas Spezielles sein. Und das ist es auch.» Der Maserati hingegen ist nicht zuletzt als Geschäftsauto gefragt, vor allem mit dem neuen Modell Ghibli für 92 400 Franken. Der relativ günstige Preis werde den Absatz erhöhen, sagt Roland Leirer.
In der Schweiz verkaufte Ferrari dieses Jahr 330 Autos, Maserati 400 bis 450. «Relativ günstig» versteht sich unter dem Gesichtspunkt, dass ein Ferrari in der Ausstellung 217 000 Franken kostet. Wer nicht gerade so viel Bares flüssig hat, kann ein solches Gefährt auch leasen, ab 1500 Franken im Monat. Roland Leirer ist von Berufs wegen Besitzer derartiger Wagen. Wenn er sie ausfährt oder vielmehr ausführt, ist er aber weniger kühler Kaufmann denn enthusiastischer Freak: «Ich hole ein solches Auto nur bei schönem Wetter aus der Garage. Man muss es doch sauber halten.»
Der Maserati Ghibli könnte auf 270 Stundenkilometer beschleunigt werden. Doch die Höchstgeschwindigkeit ist bei den Rennwagen-Experten kaum ein Thema, eher der Antrieb und der Wohlklang des dröhnenden Auspuffs, der zuweilen aber auch als nervig empfunden wird.
Sogar bei Volvo wird ein sportlicher V40 propagiert, in einer limitierten Produktion von 200 Autos in der Schweiz. Sechs davon für je 50 000 Franken darf Baldegger Automobile AG verkaufen. «Einer ging schon vor der Messe weg», sagt Verkaufsberater Pascal Jäger. Der 1,6-Liter-Motor mit Direkteinspritzung wird durch 200 PS aufgewertet.
Der Volvo V60 Hybrid fahre an einem Lichtsignal sogar einem Porsche 911 davon, weil der unterstützende Elektro-Motor keine Drehzahl benötige, sagt Jäger. Das Beispiel macht deutlich: Alternative Technik muss starke Leistung nicht ausschliessen. Und auch der Benzinverbrauch sinkt. Die Sportmodelle von Renault und Volvo schlucken gemäss Werkangaben noch gut sechs Liter auf 100 Kilometer.