Die Testplanung für den Bahnhof Nord sieht vor, auf dem Platz vor der Fachhochschule einen südländischen Kiosk aufzustellen. Das brauchte nur wenige Monate Zeit, sagen die Architekten.
René Hornung
Die Jury, die die Eingaben der Testplanung für den Bahnhof Nord zu beurteilen hatte, wie auch das öffentliche Forum, das das Endresultat diskutierte, zeigten grosse Sympathie für den Vorschlag, schon bald auf dem Platz vor der Fachhochschule einen südländischen Kiosk aufzustellen. Der auf alle Seiten hin offene Chiosco ist ein Vorschlag der St. Galler Architekten Ivo Barão und Peter Hutter. Er wurde von der Jury in den Gesamtplan für das Gebiet hinter dem Hauptbahnhof aufgenommen. An der Präsentation am Ergebnisforum war dann auch klar zu spüren, dass diese Aufwertungsmassnahme auf breite Sympathie stösst. Er wäre ein Zeichen des Aufbruchs, hiess es.
Den Aufbruch beschreiben die Architekten in ihrer Studie auch, wenn sie den Chiosco in einen grösseren Zusammenhang stellen. Sie schlagen vor, auf einem Teil des heutigen Parkplatzes einen Bushof zu bauen, in dessen Halle auch öffentliche zugängliche Arbeitsplätze zur Verfügung stehen sollen. Der Kiosk davor gehört zu diesem Konzept und ist als «städtebaulicher Initiator und Motor» gedacht. «Ein solcher Chiosco hat die Qualität, ein heute noch wenig attraktives Umfeld innert nützlicher Frist zu beleben», meint Peter Hutter. «Optimal wäre, wenn daneben auch Velos abgestellt werden können», spielt er auf das von vielen als unsinnig kritisierte aktuelle Veloverbot auf dem Zweiradparkplatz an der Lagerstrasse an.
Zum Betrieb des Kiosks machen die Architekten einen schon weit ausgearbeiteten Vorschlag. Das Bild, das sie in ihrer Präsentation zeigen, stammt von einem traditionellen, achteckigen Chiosco aus dem italienischen Catania. Er steht dort an der Ecke Via Umberto und Via Guglielmo Oberdan. Geht es nach den Architekten, sollte die Stadt ein solches Modell kaufen oder mieten. Innerhalb weniger Monate nach dem Realisierungsentscheid könnte der Kiosk in St. Gallen in Betrieb gehen, sagen die Architekten. Sie haben das Betriebskonzept im Zuge der Testplanung ein gutes Stück weit ausgearbeitet. «Wir haben zusammen mit dem Kioskbetreiber Francesco Giammona in Catania und mit dem St. Galler Gastronomen Jürg Schmid vom Restaurant Perronnord an der Rosenbergstrasse ein detailliertes Konzept entwickelt», sagt Peter Hutter.
Als Kunden sehen sie Bahn- und Buspassagiere, Chauffeure, Taxifahrer, Dozenten und Studierende der Fachhochschule, Pendler und Anwohner. Dazu kommen «die Aus- und Kulturgänger», Leute die unterwegs in die Lokremise sind oder im Klubhaus essen wollen. Als Öffnungszeiten wird ein südeuropäischer Stundenplan vorgeschlagen: im Sommer von 10 bis 14 und von 17 bis 21 Uhr, im Winter etwas reduziert.
Zum Angebot des Chiosco sollen frische Getränke, einfache Schöpfgerichte und Salate gehören. Neben der Erfrischung und Verpflegung sollte der Kiosk gemäss Konzept der Architekten auch Info-, Diskussions- und Treffpunkt sein, samt passendem Ticket- und Zeitschriftenverkauf. Temporär könnte auch ein externer Grill aufgestellt werden. Ein solcher Kleinbetrieb sei keine Konkurrenz zu den bestehenden Angeboten in unmittelbarer Umgebung.
Auf den Plänen und im Projektbeschrieb finden sich viele konkrete Detailangaben bis hin zur technischen Ausrüstung: Der kleine Chiosco biete Platz für eine Zwei-Kolben-Kaffeemaschine, Kühlmöbel und Vitrinen. Zusätzlich sei ein Lagerraum in unmittelbarer Nähe vorzusehen, zum Beispiel in einem Untergeschoss der Fachhochschule. Bedient werden Kundinnen und Kunden über den rundum laufenden Tresen. Stoffmarkisen schützen vor Regen und Sonne.
Die Baukosten für den Chiosco werden auf maximal 450000 Franken geschätzt – Transport-, Erstellungs- und Ausstattungskosten mitgerechnet. Das Team schlägt vor, dass die Stadt und/oder der Kanton diese Kosten übernehmen. Mietkosten für die knapp fünf Quadratmeter Fläche sollen keine verlangt werden. Der Betrieb könnte für eine feste Dauer verpachtet werden. Die Personal- und Betriebskosten müsste der Betreiber selber erwirtschaften. Das soll nach Einschätzung der beigezogenen Fachleute realistisch sein.