Würth und Rechsteiner müssen in einen zweiten Wahlgang – ihr Vorsprung ist komfortabel

Die beiden bisherigen St.Galler Ständeräte gehen als Favoriten in den zweiten Wahlgang. Der FDP-Kandidat und Nationalrat Marcel Dobler stürzt ab.

Regula Weik
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Gehen als Favoriten in den zweiten Wahlgang: die beiden bisherigen St.Galler Ständeräte Benedikt Würth (CVP) und Paul Rechsteiner (SP, rechts). (Bild: Ralph Ribi)

Gehen als Favoriten in den zweiten Wahlgang: die beiden bisherigen St.Galler Ständeräte Benedikt Würth (CVP) und Paul Rechsteiner (SP, rechts). (Bild: Ralph Ribi)

Politauguren hatten es vorausgesagt: Bei sieben Kandidierenden splittern sich die Stimmen derart stark auf, dass niemand im ersten Wahlgang durchmarschiert. So ist es auch gekommen. Und dennoch anders. Niemand hätte darauf gewettet, dass die beiden Bisherigen Paul Rechsteiner (SP) und Benedikt Würth (CVP) derart knapp scheitern würden. 500 Stimmen fehlen Würth zum absoluten Mehr, 7000 sind es bei Rechsteiner. Die beiden gehen als klare Favoriten in den zweiten Wahlgang. Er habe nicht erwartet, dass er «derart nah dran» sein werde, freut sich Würth. «Die Ausgangslage könnte nicht besser sein», lässt sich Rechsteiner entlocken. Sie ist auf jeden Fall deutlich komfortabler als vor vier Jahren. Wäre die Publikumsumfrage vom Nachmittag im Pfalzkeller eine Wahl, bräuchte es den zweiten Durchgang gar nicht erst: «Die heutigen sind auch die künftigen St. Galler Ständerat», so die weitverbreitete Meinung.
Einer freilich erhebt dagegen laut Einspruch: «Wir kämpfen weiterhin für einen bürgerlichen Ständerat», sagt SVP-Parteipräsident Walter Garmann. Ihr Kandidat, Nationalrat Roland Rino Büchel ist mit deutlichem Abstand auf dem dritten Platz gelandet. Das weiss auch Gartmann. Er wirft denn auch keck die Idee eines bürgerlichen Tickets Würth/Büchel in die Runde.

Resultate Ständeratswahlen St.Gallen, 1. Wahlgang

*
bisher im Amt.
Benedikt Würth
*
CVP
70 594
Paul Rechsteiner
*
SP
64 077
Verfügbare Sitze: 2
Roland Rino Büchel
SVP
45 941
Marcel Dobler
FDP
30 755
Franziska Ryser
Grüne
27 660
Pietro Vernazza
GLP
12 695
Norbert Feldmann
BDP
4 174
Absolutes Mehr
71 095 Stimmen

FDP-Kandidat stürzt ab, Grüne Kandidatin sitzt ihm im Nacken

Büchel ist mit seinem Resultat zufrieden. Klar wäre die Ausgangslage besser, wenn Würth am Sonntag gewählt worden wäre. «Dann käme es im zweiten Wahlgang zu einem richtigen Links-rechts-Duell.» Ist der Oberrieter Nationalrat dann wieder dabei? Er schaut das Gegenüber mit staunendem Blick an: «Haben Sie das Resultat von Marcel Dobler gehen?» Er habe deutlich mehr Stimmen gemacht als FDP-Kandidat – «und dies bei einem weit bescheideneren finanziellen Einsatz».

Für Büchel ist der Fall klar: Die FDP hat zu verzichten, sonst könnte es für sie in den Regierungsratswahlen «ungemütlich» werden. Hegt Büchel Ambitionen auf die Pfalz, falls der Sturz Rechsteiners auch im zweiten Wahlgang nicht klappt? «Dazu sage ich im Moment nichts.» FDP und SVP treffen sich am Montag zu Gesprächen.

FDP seit einem Jahr im Ständeratswahlkampf - erfolglos

Dobler hätte in Bern gerne die Kammer gewechselt. Es dürfte ein Traum bleiben. Der Freisinnige hat ihn sich noch nicht abgeschminkt. Er habe auf mehr Stimmen von CVP und SVP gehofft, sagt er, und fast im gleichen Atemzug: «Da ist noch mehr möglich.» Da traut er sich klar mehr zu als Büchel, auch wenn ihn dieser am Sonntag deutlich abgehängt hat. Daher die direkte Frage: «Steigen Sie im zweiten Wahlgang wieder ins Rennen?» Doblers Antwort: Nun gehe es erst einmal darum, die Resultate zu analysieren.

Eine erste Analyse hat Parteipräsident Raphael Frei bereits getroffen: «Wir sind jetzt seit bald einem Jahr im Ständeratswahlkampf und müssen erfahren, dass es nicht einfach ist, eine Bundesrätin zu ersetzen.»

Wie stark die Konkurrenz für Würth und Rechsteiner im zweiten Wahlgang vom 17. November tatsächlich sein wird, zeigt sich Ende Woche. Die Parteien haben bis Freitagmittag Zeit, ihre Kandidaturen zu melden. Es ist davon auszugehen, dass Links-Grün die Kräfte bündelt – trotz des guten Abschneidens von Franziska Ryser (Grüne). «Ein phänomenales Resultat», sagt Präsident Thomas Schwager.