St. Galler Reliquien im Prager Veitsdom

Der St. Galler Stiftsarchivar Lorenz Hollenstein hat die Geschichte der Reliquien von Otmar und Gallus aufgearbeitet. Seit bald 400 Jahren ruhen die Schädel der St. Galler Klostergründer in einem Reliquienschrank der Wenzelskapelle. Sie waren bereits im Mittelalter, überliefert ist das Jahr 1353, aus dem Kloster St. Gallen entfernt worden.

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Der St. Galler Stiftsarchivar Lorenz Hollenstein hat die Geschichte der Reliquien von Otmar und Gallus aufgearbeitet. Seit bald 400 Jahren ruhen die Schädel der St. Galler Klostergründer in einem Reliquienschrank der Wenzelskapelle. Sie waren bereits im Mittelalter, überliefert ist das Jahr 1353, aus dem Kloster St. Gallen entfernt worden.

Veitsdom in Prag. (Bild: PD)

Veitsdom in Prag. (Bild: PD)


Damals habe eine «unendliche Gier nach Reliquien geherrscht», schreibt die «Neue Zürcher Zeitung». Es sei üblich gewesen, als heilig betrachtete Knochen von Körpern abzutrennen und damit Handel zu treiben. Dass das Haupt des Heiligen Otmar fehlte, stellten die St. Galler Mönche erst zwei Jahrhunderte später fest, als sie im Zug der Reformationswirren im 16. Jahrhundert dessen Gebeine aus dem Grab nehmen und vorübergehend im Kloster Einsiedeln in Sicherheit bringen wollten. Für den Verlust des Otmar- und auch des Gallus-Schädels war Karl IV. verantwortlich, der ab 1346 König von Böhmen war und 1355 römisch-deutscher Kaiser wurde. Im Herbst 1353 bereiste er den Bodenseeraum bis nach Zürich und machte auch im Kloster St. Gallen Halt, wo er die Gräber von Gallus und Otmar öffnen liess. Als Gegenwert verschaffte er der Abtei St. Gallen Privilegien. 1645 wurden das Otmar-Haupt und Teile der Gallus-Reliquien in den Veitsdom in Prag gebracht. Dort blieben sie bis heute.

St. Gallen versuchte mehrmals, wieder an die Reliquien heranzukommen. 1712 sprach Abt Joseph von Rudolphi in Prag vor, blitzte aber ab. Pankraz Voster, der letzte Fürstabt, machte später einen neuen Anlauf, aber auch er kam nicht zum Ziel. (red)