Selbstbedienung an Hydranten

Brennt ein Haus, kommt das Löschwasser aus dem Hydranten. Neben der Feuerwehr zapfen in der Ostschweiz allerdings häufig auch Bauunternehmen, Landwirte und Kanalreinigungsfirmen die Hydranten illegal an.

Gjon David
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Wasserdiebstahl an Hydranten kommt auch in der Ostschweiz vor. (Bild: Nana do Carmo)

Wasserdiebstahl an Hydranten kommt auch in der Ostschweiz vor. (Bild: Nana do Carmo)

In der Ostschweiz werden immer wieder Hydranten ohne Bewilligung angezapft. Dass Bauunternehmen einfach den nächsten Hydranten anzapfen oder Kanalreinigungsfirmen ihre Tanks mit Wasser vom Hydranten füllen, dieses Problem ist in vielen Ostschweizer Gemeinden und Städten bekannt.

Die Unternehmen besitzen einen Hydrantenschlüssel und können jederzeit Wasser abpumpen, ohne es bei den dafür zuständigen Wasserwerken zu melden. Zu glauben, die Firmen würden damit ohne ihr Wissen gegen das Gesetz vorstossen, wäre vermessen. Denn an den meisten Hydranten ist zu lesen, dass kein Wasser ohne Genehmigung abgezapft werden darf. «Jeder weiss, dass es illegal ist», sagt René Lutz, Abteilungsleiter Netz Erdgas und Wasser bei den St.Galler Stadtwerken. «Allein in der Stadt werden im Jahr um die acht Millionen Kubikliter Wasser verbraucht. Etwa eine Million Kubikliter versickert irgendwo», sagt Lutz. Das heisse nicht, dass dieses Wasser illegal abgezapft werde. Es könnten auch Lecks in den Leitungen sein, die zu Wasserverlusten führten. Aber die Tendenz, Wasser an den Hydranten zu stehlen, nehme in der Stadt St.Gallen doch zu. «Immer mehr Leute rufen uns an und wollen gesehen haben, wie Unternehmen Wasser illegal abgezapft haben.» Leider können wir nicht viel dagegen unternehmen, sagt Lutz. «Die Bussen belaufen sich auf höchstens dreihundert Franken. Mit solchen Beträgen lassen sich Wasserdiebe nur schlecht abschrecken.»

Kontrollen fast unmöglich

Appenzell Innerrhoden steht vor einer anderen Herausforderung, wenn es um Wasserdiebe geht. Den Behörden fehlt die gesetzliche Grundlage, um eine Busse zu verhängen. Ausserdem sind es in den ländlichen Gebieten nicht Bau- oder Kanalreinigungsfirmen, die Wasser abzapfen, sondern vermehrt Personen aus der Landwirtschaft. «Wir suchen zuerst das Gespräch mit den Leuten und machen sie auf ihr Vergehen aufmerksam», sagt Ruedi Fässler, Abteilungsleiter Wasserversorgung in Appenzell Innerrhoden. Es sei sehr schwierig herauszufinden, wer sich korrekt verhalte und wer nicht. Dieser Meinung ist auch Ulrich Berger von den Werkbetrieben Frauenfeld. «Es gibt im Thurgau mehrere hundert Hydranten. Es ist unmöglich, alle zu kontrollieren.» Die meisten Bau- und Kanalreinigungsunternehmen verhielten sich jedoch korrekt, sagt Berger. Sollten sie aber eine Firma erwischen, gebe es eine Busse von 120 Franken.

Korrekt verhalten sich offensichtlich die Unternehmen in Kreuzlingen. «In den vergangenen zwölf Jahren ist mir kein Fall bekannt», sagt Maurizio Ditaranto, technischer Leiter bei den Technischen Betrieben Kreuzlingen. Trotzdem ist er überzeugt, dass auch in Kreuzlingen Wasser gestohlen wird. Es sei jedoch schwierig, die Gerüchte zu verifizieren. In Appenzell Ausserrhoden gebe es immer wieder Fälle von «Selbstbedienung» an Hydranten. «Uns bereitet jedoch das falsche Bedienen der Hydranten viel grössere Sorgen, als das illegale Abzapfen von Wasser», sagt Thomas Scherrer, Co-Geschäftsführer der Dorferkorporation Herisau.

Schäden im Leitungsnetz

Die unsachgemässe Öffnung könne dazu führen, dass die unterirdische Entleerung nicht geschlossen sei und so durch diese Entleerung Wasser entweiche, sagt Scherrer. «Oder die Ventilstellungen befinden sich nach der Benutzung in einer falschen Stellung. So kann sich der Hydrant nicht entleeren und es kommt zum Frostschaden.» Zu schnelles Öffnen und Schliessen könne auch zu Druckschlägen im Leitungsnetz führen und somit zum Leitungsbruch. «Deshalb ist es für uns wichtig, dass sich die jeweiligen Bauunternehmen bei uns melden.»