Innert weniger Wochen sind in St. Galler Gefängnissen drei Häftlinge tot aufgefunden worden. Mitte November 2010 erhängte sich ein junger Nigerianer in Untersuchungshaft, Ende desselben Monats beging der St.
Innert weniger Wochen sind in St. Galler Gefängnissen drei Häftlinge tot aufgefunden worden. Mitte November 2010 erhängte sich ein junger Nigerianer in Untersuchungshaft, Ende desselben Monats beging der St. Galler Lehrermörder Ded Gecaj Selbstmord im Regionalgefängnis, und gestern starb der 57jährige Rathaus-Attentäter in der Strafanstalt Saxerriet.
«Es handelt es sich um eine zufällige statistische Häufung», sagt Joe Keel, Leiter des Amts für Justizvollzug St. Gallen. Auch er geht im Fall im Saxerriet von einem Suizid aus. «Es lässt sich kein Zusammenhang zwischen den drei Fällen feststellen, da sich die Haftbedingungen erheblich unterscheiden.» Im Gegensatz zu anderen Gefängnissen werden die Insassen der Strafanstalt Saxerriet tagsüber nicht eingesperrt, sondern sie gehen einer geregelten Arbeit nach. «So haben die Häftlinge bessere Möglichkeiten, aus persönlichen dunklen Ecken herauszufinden», sagt Keel.
In der Strafanstalt Saxerriet wurde bisher noch nie ein Insasse tot in einer Zelle aufgefunden. «Wir waren sehr überrascht», sagt der Direktor, Martin Vinzens. Beim Häftling seien keine Auffälligkeiten festgestellt worden: Er sei normal in den Arbeitsprozess integriert gewesen und habe die Sportmöglichkeiten intensiv genutzt. Erwähnenswert sei höchstens, dass der 57-Jährige stärker als andere Insassen unter dem Freiheitsentzug litt: «Er sagte, dass ihm mit der Freiheit das höchste Gut entzogen worden sei.» Auch der Direktor der Strafanstalt geht von einem Selbstmord aus, da «in der Zelle relativ klare Zeichen gefunden worden waren».
Seinen Mitarbeitern könne er keine Vorwürfe machen, sagt Vinzens. Man müsse den persönlichen Entscheid des Mannes respektieren. Denn: «Wenn jemand beschliesst zu sterben, können wir das vielleicht verzögern, aber sicher nicht verhindern.»
Insassen und Mitarbeitern werden im Saxerriet Entlastungsgespräche und fachliche Unterstützung angeboten. Für Vinzens weist die Häufung von Häftlingssuiziden auf den Umstand hin, dass die Anzahl der Personen mit psychischen Problemen in den Strafanstalten zunimmt. (kme)