Schweizer Nati: In seinem Zentrum spielen der Captain und zwei Kräfte, die die Gunst der Stunde nutzten

Denis Zakaria, Remo Freuler und Granit Xhaka sind das neue Mittelfeldherz der Schweizer Nationalmannschaft.

Christian Brägger aus Dublin
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Denis Zakaria bei seiner Ankunft für die Länderspiele gegen Irland und Gibraltar. (Walter Bieri/KEY)

Denis Zakaria bei seiner Ankunft für die Länderspiele gegen Irland und Gibraltar. (Walter Bieri/KEY)

Langsam hat er sich herangetastet. Als Denis Zakaria 2016 nicht mal 20-jährig im Kreis der Schweizer Nationalmannschaft Aufnahme fand, waren die Plätze im zentralen Mittelfeld vergeben, an einen Stammplatz nicht zu denken. Längst war Granit Xhaka ein Spielführer ohne Binde, Valon Behrami der Leader mit dem Kämpferherz, Blerim Dzemaili vielleicht der Lieblingsspieler von Nationaltrainer Vladimir Petkovic, Gelson Fernandes einer, der zur Stelle war, wenn es ihn brauchte.

Nach der WM 2018 in Russland folgte Behramis Rückzug unter Zorn, weil er ein Telefongespräch von Petkovic gegen sich ausgelegt hatte. Dzemaili fiel einer Verjüngungskur zum Opfer, Fernandes trat zurück, und der eigentliche Captain Stephan Lichtsteiner spielte fortan – falls überhaupt – eine marginale Rolle.

Zakaria hat von den Veränderungen profitiert

Seit jenen Veränderungen ist Xhaka nun offiziell der Schweizer mit der Binde, noch viele Jahre dürfte dies der 26-jährige Arsenal-Profi bleiben. In seinem Schatten mauserte sich im Mittelfeld auch Zakaria für Petkovic zur unverzichtbaren Grösse. In jeder Partie, ob EM-Qualifikation oder Nations League, stand der heute 22-Jährige in der Startformation, einzig beim formidablen 5:2 gegen Belgien wurde er eingewechselt sowie beim bedeutungslosen Spiel um Platz drei im Final-Four-Turnier gegen England. Zakaria sagt: «Wir sind viele starke Akteure im Mittelfeld, alle können eine gute Rolle übernehmen. Am Ende laufen die Besten auf.»

Der langjährige Junior von Servette mit dem Vater aus dem Kongo und der Mutter aus dem Sudan steht für die afrikanische Prägung, die das Nationalteam erfahren hat, wie Kevin Mbabu oder Edimilson Fernandes. Zakarias Status in der Nationalmannschaft wuchs auch dank des Wechsels im Sommer 2017 von der Super League in die 1. Bundesliga, von den Young Boys zu Mönchengladbach.

«Es ist schon so, dass ich nicht mehr der Zaka bin, der damals bei den Bernern spielte.»

Zakaria gilt als zweikampfstark, als emsiger Arbeiter, der ein Spiel gut lesen kann und hilft, in der Defensive aufzuräumen. Und oftmals setzt er offensiv Impulse, wie in Georgien in dieser EM-Qualifikation, als er das 2:0 erzielte. Nicht wenige haben ihn schon als den nächsten Patrick Viera bezeichnet, weil sein Spielstil jenem des zurückgetretenen Franzosen nahekomme.

Der nächste Schritt ist nur eine Frage der Zeit

Bei Mönchengladbach hat Zakaria in dieser Saison immer durchgespielt, noch greifen die Mechanismen des laufintensiven Pressings und Gegenpressings nicht wie gewünscht unter dem neuen Trainer Marco Rose. Nach dem durchzogenen Saisonstart gilt er bei den «Fohlen» als der Gewinner und im Mittelfeld als einziger mit Startgarantie.

Gegen Leipzig am vergangenen Freitag konnte niemand sonst mit dem derzeitigen Überflieger Timo Werner das Tempo mitgehen und dem deutschen Stürmer den Ball abluchsen. Der Szenenapplaus war ein schwacher Lohn, weil die Partie zu Hause verloren ging. Dennoch bleibt es trotz eines drei Jahre gültigen Vertrags nur eine Frage der Zeit, bis Zakaria den nächsten Schritt im Ausland macht, vielleicht nach England in die Premier League, woher es schon Anfragen gab. Er sagt:

«Diese Dinge laufen über meinen Berater, mein Kopf ist nur beim Fussball. Ich bin mindestens noch ein Jahr bei Mönchengladbach, es darf aber auch länger sein.»

Freuler brauchte etwas mehr Zeit

Zakarias Geschichte in der Nationalmannschaft gleicht in einigen Punkten jener Remo Freulers, des Schweizers von Atalanta Bergamo, der auch schon mit Inter Mailand in

Remo Freuler ist ein sicherer Wert geworden. (Bild: Claudio Thoma/Freshfocus)

Remo Freuler ist ein sicherer Wert geworden. (Bild: Claudio Thoma/Freshfocus)

Verbindung gebracht wurde. Der Marktwert der beiden wird inzwischen auf je 20 Millionen Euro geschätzt. Im Gegensatz zu Zakaria summiert Freuler zwar keine WM-Einsatzminuten, aber auch er profitierte von den Umwälzungen oder vom zwischenzeitlichen Fehlen Xherdan Shaqiris. Oft spielt Freuler im Zentrum einen Tick offensiver, und ging er früher manchmal auf dem Platz verloren, kann ihn Petkovic heute, im Herzen des Schweizer Spiels, selten entbehren. Der 27-jährige Zürcher benötigte etwas mehr Zeit, bis er den Ballbesitzfussball Petkovics annehmen konnte, vielleicht benötigte er gar so etwas wie ein Schlüsselspiel: den 5:2-Sieg vor zehn Monaten gegen Belgien.

In Dublin wird die Schweiz gegen Irland am Donnerstagabend (live SRF2/20.45 Uhr) jedenfalls einen starken, eingespielten Dreizack Xhaka-Freuler-Zakaria brauchen, um bestehen und die EM-Qualifikationskampagne in die richtige Spur legen zu können. Einzig die Rolle des Dominanten im Spielzentrum, die ist auch in dieser Partie Xhaka vorbehalten. Soviel Hierarchie muss sein.

Mit viel Verspätung in Dublin

Der Abflug in Zürich verzögerte sich am Dienstagnachmittag um fast 45 Minuten. Und weil in Dublin die Landebahn kurzzeitig gesperrt gewesen war, musste der Charter mit der Schweizer Nationalmannschaft Zusatzschlaufen drehen. Er landete nach 150 Minuten Flugzeit letztlich eine Stunde verspätet um 18.15 Uhr Ortszeit. Immerhin hatte Nationaltrainer Vladimir Petkovic nach den Trainingseinheiten von Montag und Dienstagmorgen keine Ausfälle zu beklagen, womit die Reiseunannehmlichkeiten dem Ziel, mit drei Punkten heimzukehren, weniger im Weg stehen dürften. Dafür will vielmehr das kampfstarke Heimteam mit seinem euphorischen Publikum sorgen. (cbr)