Silvan Lüchinger schreibt in seiner Kolumne «Lü» über die vergangene Woche und fasst zusammen, was ihm dabei ins Auge gestochen ist.
500 Gramm Fisch vertilgt ein Kormoran täglich. Am liebsten hat er Äschen – was die Fischer ärgert, denn die Art ist stark bedroht. Der Kanton Thurgau hatte deshalb ein paar der schwarzen Tauchvögel zum Abschuss freigegeben. Vogelschützer klagten dagegen und das Verwaltungsgericht hat ihnen recht gegeben. Äschen dürfen gefischt, aber Kormorane nicht geschossen werden. Dabei ist Kormoranbrust an Whisky-Rahmsauce eine Delikatesse.
In der Nacht auf Dienstag waren in der Region St.Gallen rund 30 Gebäude ungewöhnlich beleuchtet – ganz in Rot. Mit der Aktion wollte die Veranstaltungsbranche auf ihre existenziellen Probleme wegen der Corona-Krise aufmerksam machen. Das hatten nicht gar alle mitbekommen. Sagt darum einer zum andern: «Das Rotlichtmilieu wird auch immer aufdringlicher.»
Dem Himmel sei Dank. Statt des befürchteten Niedrigwassers nähert sich der Pegelstand des Bodensees wieder dem jahreszeitlichen Normalstand an. Was die einen freut, sehen die andern mit Bedauern. Die Thurgauer Weinbauern jedenfalls werden ihre vollen Keller nicht so rasch leeren können.
Die Fallzahlen im Spital Appenzell sinken und sinken, das Defizit wächst. Dennoch halten die Standeskommission und die Mehrheit des Grossen Rates an einem Neubau fest. Bessere Zahlen dürfte es auch im Herbst nicht geben. Die Landsgemeinde ist definitiv abgesagt, die Wirtshausschlägereien werden keinen Nachschub liefern.
Vor dem Kloster St.Gallen sind wieder einmal die Kunstbrüder Riklin in Aktion. Publikumswirksam meisseln sie, wie weiland Moses, die zehn Gebote in Stein. «Die Welt braucht Sinnorientierung», kommentieren sie ihr Projekt, bevor bezüglich ihrer neuesten Arbeit «ins ewige Schweigen verfallen wollen.» Das könnte man ruhig zum elften Gebot erheben.
Bei den Grossratswahlen im März haben die Thurgauer Grünen die SP überholt. Das hat jetzt Auswirkungen auf die Sitzordnung. Neu sitzen die Grünen in den vordersten Reihen, die SP muss sich nach hinten zurückziehen. Das sei «eine Demütigung sondergleichen», findet die ehemalige SP-Kantonsrätin Inge Abegglen. Wenn man den Sitzplatz höher gewichtet als den Inhalt, kann man das so sehen.
Im Gebiet oberhalb Bündner Herrschaft haben sich rund 1000 Schafe selbstständig gemacht und sind via Falknis in ein anderes Tal abgewandert. Der nachlässige Hirte wurde freigestellt und ersetzt. Mit Schafhirten kann man das machen. Ersatz für so viele Parteipräsidenten, wie man wegen Abwanderung ersetzen müsste, gibt es gar nicht.
Der Stadtsanktgaller SP-Präsident Peter Olibet nimmt kein Blatt vor den Mund: «Die Baudirektion macht schlicht zu wenig für die Veloförderung. Das ist stossend.» Mit einer Veloinitiative will die SP der Stadt nun Beine machen. Chefin der städtischen Baudirektion ist Genossin Maria Pappa. Nicht nur das: Pappa will im Herbst auch Stadtpräsidentin werden. Ihre Chancen sind gering – für die SP ist sie nicht wählbar.