Am 1. August werden wieder Raketen in den Himmel steigen und Böller explodieren. Nicht allen gefällt dieser pyrotechnische Zauber. Ein nationales Komitee will lärmige Feuerwerkskörper verbieten. Zu den Initiantinnen der Verfassungsänderung gehört die Romanshorner Juristin Bianca Körner von der Stiftung «Für das Tier im Recht».
Feuerwerke sind schön anzusehen, doch sie haben auch ihre Schattenseiten. «Sehr oft sind sie mit Lärm und Knallen verbunden. Und dieser Lärm bedeutet Stress und Ängste für Haus-, Nutz- und Wildtiere, sei dies in Wohnungen und Ställen oder auch unter freiem Himmel», sagt Bianca Körner. Sie ist seit fünf Jahren juristische Mitarbeiterin bei der Stiftung «Für das Tier im Recht» (TIR) und Mitglied im nationalen Komitee, das dem pyrotechnischen Treiben Grenzen setzen will.
Konkret soll in der Bundesverfassung ein Verkaufs- und Verwendungsverbot von lärmigen Feuerwerkskörpern festgeschrieben werden, wobei für Anlässe mit überregionaler Bedeutung Ausnahmen vorgesehen sind. Es gehe darum, das Abbrennen von Feuerwerk mit Knalleffekten, manchmal tagelang vor und nach dem Nationalfeiertag und Silvester, zu regulieren und in Bahnen zu lenken, sagt Körner. Die Unterschriftensammlung für die Initiative läuft seit Mai und dauert bis November 2023.
Tiere könnten sich nicht vor dem Feuerwerkslärm schützen und würden über die Massen erschreckt, sagt Körner.
«Sie geraten in Panik, und insbesondere Vögel sterben an Stress. Oder sie werden aus dem Winterschlaf geweckt.»
Zudem würden die Feuerwerke die Umwelt belasten, indem sie Feinstaub und giftige Substanzen ausstossen. Genauso problematisch sei der Abfall, der zum Teil von Tieren gefressen werde, was tödliche Folgen haben könne, sagt Körner. «Lärmende Feuerwerke bedeuten aber auch oft auch für Kleinkinder, hochsensible Menschen oder solche mit Angststörungen und Traumata massiven Stress.»
Ganz grundsätzlich rechtfertigt das kurzweilige Vergnügen einiger nicht das Leid vieler Individuen. «In Zeiten von Klimakrise und trockenen Sommern sind Alternativen gefragt», ist Körner überzeugt. Zum Beispiel mit Lasershows und Lichtdrohnen. Und die Feuerwerksbranche sei gefordert, knallfreie Alternativen zu erforschen.
Die 29-jährige Körner lebt seit 25 Jahren in Romanshorn. Der Tierschutz hat sie schon in jungen Jahren interessiert. Körner ist unter anderem Mitautorin des Buches «Schweizer Tierschutzstrafpraxis 2019 – eine Analyse des Tierschutzstrafvollzugs». Die Stiftung betreibt einen Rechtsauskunftsdienst rund um Tierschutz und Tierhaltung und eine Bibliothek mit einer umfangreichen Literatursammlung zur Mensch-Tier-Beziehung.
Roman Huber, ehemaliger Redaktionsleiter des «Badener Tagblatts» und Inhaber einer Hundeschule in Untersiggenthal, hat die Initiative ins Leben gerufen. Neben der TIR, die mit zwei Mitarbeiterinnen im Komitee vertreten und für die juristische Seite zuständig ist, unterstützen weitere Organisationen die Initiative, wie zum Beispiel Vier Pfoten, die Schweizerische Lärmliga oder auch Greenpeace.