Rohner-Socken retten Bademodemarke

Die Schweizer Bademodenmarke Lahco ist im vergangenen Herbst in Konkurs gegangen. Nun übernimmt die Sockenfirma Rohner in Balgach die Traditionsmarke – und plant die neue Markteinführung.

Madeleine Staeheli Toualbia
Drucken
Werbung für Lahco, die «grosse Schweizer Marke», aus dem Jahr 1954. (Bild: PD)

Werbung für Lahco, die «grosse Schweizer Marke», aus dem Jahr 1954. (Bild: PD)

Die Badehosen der Marke Lahco gehören neu zum Balgacher ­Textilunternehmen Rohner. Die Jacob Rohner Socks AG hat die Traditionsmarke aus der Konkursmasse der sich in Liquidation befindenden Lahco of Switzerland AG gerettet.

«Wir haben das Inventar und die Marke gekauft», sagt Rohner-Direktor Hermann Lion. Zur Badesaison 2019 soll eine neue Lahco-Kollektion auf den Markt kommen.

Textile Traditionsfirma

Die Jacob Rohner Socks AG in Balgach ist auf die Herstellung von Socken spezialisiert und ein Tochterunternehmen der 1930 gegründeten Jacob Rohner AG. Das Unternehmen ist nicht mehr mit dem 1876 von Jacob Rohner gegründeten Stickereibetrieb ­Jacob Rohner AG im Rheintal identisch, der die weltbekannte St. Galler Stickerei begründete.

1988 hatte die 1904 gegründete Forster Willi AG in St. Gallen das Stickereiunternehmen übernommen und die Forster-Rohner-Gruppe begründet. Die Jacob Rohner Socks AG gehört über ein Firmengeflecht seit 2000 der Kreuzlinger Familie Lion. (mst) 

Im Fabrikladen in Balgach bietet Rohner Socks für diesen Sommer exklusiv eine kleine neue Kollektion an, die noch vor dem Konkurs produziert wurde. Der Einzelhandel verkauft noch Lahco-­Bademode aus dem Restbestand.

Die Standortfrage ist noch offen

Das Bademodelabel setzte immer auf Retro-Chic in aktueller Qualität. Das soll so bleiben.

Und: Lahco soll als eigenständige Marke geführt werden. Die Marke soll in der Schweiz entwickelt werden, wozu Rohner Socken ein Team aufbauen will.

Das Unternehmen unterhält zudem eine Kooperation mit der Schweizerischen Textilfachschule (STF) in Zürich. «Wir werden auch für den Lahco-Relaunch mit der STF zusammenarbeiten», sagt Lion.

Rohner Socks produziert hauptsächlich in Portugal, aber auch in Italien und Deutschland. Produktentwicklung, Marketing und Vertrieb erfolgen in der Schweiz.

Die Produktionsstandorte für Lahco seien noch nicht abschliessend geklärt. Lahco habe vor dem Konkurs in Italien, Spanien und auch Deutschland gefertigt.

Synergien sollen genutzt werden

Die Lahco of Switzerland AG verkaufte Bademode in der Schweiz, in Deutschland, Holland, Belgien und England. Rohner Socken verkauft ebenso international und betreibt einen gemeinsamen Online-Shop mit dem Wäscheunternehmen Schiesser.

An bestehenden Standorten sollen Synergien genutzt werden, so der Rohner-Chef. Auch mit dem St. Galler ­Stickereiunternehmen Forster Rohner AG schliesst er eine Zusammenarbeit nicht aus.

Von einer Österreicherin übernommen

Die Marke Lahco, bald ein Jahrhundert alt, war 2003 von der Österreicherin Renate Millauer-Lang übernommen und saniert worden. Sie setzte nicht mehr auf Sportartikel und Wäsche, sondern nur noch auf Bademode.

Lahco hatte früher auch im Thurgau produziert, nachdem die Firma 1992 den Sitz aus dem Kanton Solothurn nach Münchwilen verlegte. 1996 meldete sie ein erstes Mal Konkurs an.

Renate Mil­lauer-Lang übernahm 2015 auch die strauchelnde Schweizer Feinstrumpf-Ikone Fogal AG von Denner-Erbe Philippe Gaydoul und plante ein gemeinsames ­Geschäftskonzept mit Lahco.

Der Niedergang unter dem letzten Hauptaktionär

Das benötigte Kapital brachte ein branchenfremder Aktionär ein: Eberhard von Koerber, einst Mitglied der ABB-Konzernleitung, im Vorstand von BMW und Co-Präsident des Club of Rome.

Er wurde Hauptaktionär und holte ein eigenes Führungsteam. Dies führte, nachdem Millauer-Lang die Geschäftsführung abgegeben hatte, zu ihrem nicht einvernehmlichen Rücktritt aus dem Verwaltungsrat.

Von Koerber kaufte der zweitgrössten Aktionärin alle Aktien ab. Der unerwartete Tod des Investors hatte zur Folge, dass das Konkursamt Küsnacht Ende September 2017 den Konkurs über beide Traditionshäuser eröffnete.

Die Produktion und die 35 Mitarbeiter in Erlenbach flossen gemäss dem Rohner-Direktor in die Konkursmasse der Fogal AG ein.