Der Kriessner Kantonsrat und SVP-Kantonalpräsident Thomas Zünd tritt im nächsten Jahr von seinen politischen Ämtern zurück. Der Grund: Zünd wird Vater von Zwillingen.
KANTONSRAT. Es ist ein Versprechen aus einer langen Nacht, das Thomas Zünd jetzt einlöst – einerseits hocherfreut, andererseits mit Wehmut.
Der 47-Jährige hatte damals schon zwei, drei Gläser Wein getrunken, als er zu seiner Partnerin sagte: «Wenn wir ein Kind kriegen sollten, mache ich mit der Politik weiter. Sollten wir aber zwei Kinder erhalten, höre ich auf.»
Ende März ist es nun so weit: Der Kantonsrat und SVP-Kantonalpräsident wird Vater von Zwillingen. «Ich freue mich riesig! Das hätte ich natürlich nicht gedacht. Schliesslich bin ich ein Spätberufener», sagt der 47-jährige Thomas Zünd.
Bei den Kantonsratswahlen am 11. März wird der Kriessner nicht mehr antreten – Ende April wird er auch das Präsidium abgeben. Natürlich ist nicht in erster Linie sein Spruch zu später Stunde für diesen Entscheid verantwortlich.
Thomas Zünd ist derzeit Kantonsrat, Kantonalpräsident, Chef zweier Unternehmen, im Vorstand des kantonalen Gewerbeverbandes und Mitglied der Finanzkommission des Kantonsrats. In Wochen wie dieser verbringt er nur einen Abend zu Hause. Und auch Zünds Frau ist engagiert: Sie arbeitet für seine Firmen – ein Ingenieurbüro und den Campingplatz Sonnensee.
Für den SVP-Politiker war immer klar: «Gibt es einmal Kinder, soll immer jemand zu Hause sein, wenn sie heim kommen.» Thomas Zünd will vorleben, was die SVP dauernd propagiert. Eine Erziehung ohne Kinderkrippen und Mittagstische. Kurz: Ohne Staat. «Die ersten Jahre im Leben eines Kindes sind am wichtigsten. Ich will verhindern, dass mich die Zwillinge nur aus der Zeitung kennen», sagt Thomas Zünd. Die Prioritäten des Oberrheintalers haben sich verschoben – die politische Agenda soll nicht mehr den Takt angeben. Und Zünd macht einen gelösten Eindruck an diesem ersten Sessionstag im St. Galler Ratsgebäude. Wie er auf einem Fenstersims sitzt und vom Vater werden erzählt.
In seiner Partei, der SVP, sei sein Rücktritt positiv aufgenommen worden, sagt Zünd. Obwohl er erst im Januar den Präsidenten-Posten angetreten hatte. «Einige bedauerten den verfrühten Abgang, aber negative Rückmeldungen bekam ich keine.»
Der Amtszeit des Kantonalpräsidenten Thomas Zünd haftet jedoch ein Makel an. Bei den Nationalratswahlen verlor die grösste Partei im Kanton einen Sitz, bei den Ständeratswahlen verpasste das Aushängeschild Toni Brunner den Erfolg. «Wir haben Fehler gemacht», sagt Zünd. «Künftig müssen wir wieder vermehrt auf die Strasse, zu den Leuten.»
Die Chance auf ein versöhnliches Ende seines Präsidiums hat Thomas Zünd aber: Er führt die Partei noch in die Kantonsratswahlen. Wo es auch darum geht, den Sitz von Zünd zu verteidigen. Für den werdenden Vater kam es nämlich nie in Frage, als Präsident aufzuhören, als Rat aber weiter zu machen. «Wenn ich etwas mache, will ich in der ersten Reihe mit dabei sein.»
Der Partei bleibt Zünd jedoch treu. «Ich gehe ja nicht im Streit. Die SVP gehört zu mir.» In ein paar Jahren, wenn die Kinder grösser sind, kann er sich auch vorstellen, wieder ein Amt zu übernehmen.
In den nächsten Monaten und Jahren will er nun so oft es geht bei den Zwillingen sein. Zünd meint es ernst. In den letzten Jahren begleitete er stets zwei Skilager – «mein Dienst an der Jugend.» Dieses Jahr setzt er aus.