Leadership zu definieren scheint nicht einfach zu sein. Eva Nietlispach, die das Gwerblergespräch moderierte, musste allerdings nicht lange darüber hirnen.
Leadership zu definieren scheint nicht einfach zu sein. Eva Nietlispach, die das Gwerblergespräch moderierte, musste allerdings nicht lange darüber hirnen. Sie machte es sich leicht und zeigte auf Adolf Ogi: «Leadership liegt in seinem Wesen, er hat es im Blut – Adolf Ogi ist als Leader das personifizierte Schweizer Erfolgsmodell.»
Adolf Ogi hörte dies sichtlich nicht ungern, hat er doch schon manch Unfreundlicheres über sich sagen gehört. Etwa als es um seine Wahl in den Bundesrat ging. Man habe ihn für zu wenig intellektuell gehalten, erinnerte er sich, «für zu dumm – das tat weh!». Und er hat es bis zu seinem Rücktritt nicht vergessen. Da bilanzierte er: «Ich war vielleicht doch nicht so schlecht wie mein Ruf – aber wohl auch nicht so gut, wie es dann einmal in meinem Nachruf stehen wird.»
Gerne lüftete er an der Rhema nun das Geheimnis um die Methoden, die seinen Erfolg ausmachten. Überzeugungsarbeit leistete er offenbar gerne im Helikopter. Einem französischen Spitzenpolitiker habe er während des Flugs den Sicherheitsgurt gelockert und den Piloten geheissen, den Heli ein wenig wackeln zu lassen. «Das ist weder akademisch noch diplomatisch», stellte Ogi fest, «aber wirkungsvoll.»
Der Franzose habe dann bleich gefragt: «Nous sommes perdus – sind wir verloren?» Der Ogi habe verstanden, erzählte der Alt-Bundesrat über sich selbst: «Sind wir per du?»
Gerne nimmt Adolf Ogi seine früheren Bundesratskollegen aufs Korn, besonders Pascal Couchepin. Der sei einmal im Zug von Bern ins Unterwallis gesessen und habe mangels anderer Lektüre ein Kreuzworträtsel in einer Zeitung lösen wollen. Die Antwort auf «Früherer Bundesrat mit drei Buchstaben» habe ihm einfach nicht einfallen wollen. Erst bei der Einfahrt in den Bahnhof sei es ihm wie Schuppen von den Augen gefallen, und in grossen Lettern habe er ins Rätsel geschrieben: «I-C-H».
Zu den Bundesratslöhnen, die manche für fürstlich halten, meinte Ogi: «50% davon sind gerechtfertigt – die anderen 50% sind als Zulage dafür zu verstehen, dass man «immer wider uf ä Gring überchunnt».
Selbstkritisch bekannte Adolf Ogi auch: «Es ist nicht so, dass ich immer alles richtig gemacht hätte – ich habe durchaus auch Fehler gemacht.» Katharina Lehmann griff das gerne auf. «F+E steht für mich oft nicht für Forschung und Entwicklung – sondern für Fehler und Erfahrungen.»
Nebst der Bereitschaft, das Risiko einzugehen, Fehler zu machen, und dann die Verantwortung dafür übernehmen zu müssen, habe eine Führungskraft auch mutig zu sein. Mut brauche es sicher auch, wenn man sich den «Hahnenkamm» hinunterstürze, wurde Marc Girardelli gefragt, der während seiner Skirennfahrer-Aktivzeit immer wieder gegen die Schweizer Ski-Grössen antrat. Das sei tatsächlich so, bekannte dieser und meinte scherzend: «Ich wäre öfter gerne rückwärts zum Starthäuschen raus, wenn nicht hinter mir der Zurbriggen gestanden wäre.»