BERNECK. Am Freitagabend lud das Kulturforum Berneck zum Gedenkkonzert an den 2009 verstorbenen Erich Döring ein. Die Kollekte des von der Familie des Verstorbenen gestifteten Benefizkonzertes kam der Kinderspitex Ostschweiz zugute.
Die Kammerkonzerte Anfang Jahr in der katholischen Kirche Berneck haben eine lange Tradition. Sie wurden vom virtuosen Amateur-Cellisten Viturin Döring als Geburtstagskonzerte für seinen Vater Erich Döring initiiert. Nach dessen Tod fand das diesjährige Kammerkonzert zum zweiten Mal als Gedenkkonzert statt.
Zwei Werke an der Grenze zwischen Klassik und Romantik bildeten die Eckpfeiler des Bernecker Kammerkonzertes, das Klavierquartett in es-Moll, op. 87 von Johann Nepomuk Hummel (1778 bis 1837) aus dem Jahre 1821 und das Klaviersextett in D-Dur, op. 110 von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 bis 1847) aus dem Jahre 1824. Dazwischen erklang das Streichquartett «in Erinnerung an meinen Freund Urmas Kibuspuu» des 1959 geborenen zeitgenössischen estnischen Komponisten Erkki-Sven Tüür.
Schon seit einer Woche musizierten fünf viel gefragte Spitzenmusiker auf Einladung, wie jedes Jahr, im Haus Döring an der Taastrasse über dem Dorf Berneck: Daniel del Pino, der mehrfach ausgezeichnete spanische Meisterpianist, die Violonisten Lyonel Schmidt aus Frankreich und Christoph Brüggemann, Deutschland, die Bratschisten David Quiggle, USA, und Maria Angeles Herrero, Spanien, sowie Alberto Bocini, Italien, Kontrabass. Unter der künstlerischen Leitung des Pianisten Daniel del Pino studierten sie in dieser Woche das anspruchsvolle Programm ein. Im Team dabei ist stets auch der Sohn der Familie, Viturin Döring, der als vielbeschäftigter Geschäftsmann immer wieder Zeit für seine Leidenschaft, die Musik, findet. Viturin Döring ist talentierter Cellist und kann auf dem hohen Niveau professioneller Musik gut mithalten.
Die beiden Werke der Spätklassik von Hummel und Mendelssohn führten die Musiker in der katholischen Kirche von Berneck in höchster Präzision auf. Geführt von den immer wieder solistisch perlenden und flinken Läufen des Pianisten boten die Streicher ein harmonisches und dynamisch fein gestaltetes Klangbild, das sich Satz für Satz eigentlich fast durchwegs in einem fulminanten und temperamentvollen Finale entlud. Nie aber erschöpfte sich die Präzision der Aufführung in technischer Sterilität. Sie liess schöpferischer und immenser Gestaltungskraft immer genügend Raum und ermöglichte so ein genussreiches Musikerlebnis. Die Musiker brachten die erhabene Schönheit und Fröhlichkeit weltlich-klassischer Musik voll zur Geltung und begeisterten damit das Publikum, das die Aufführung zum Schluss mit stehenden Ovationen verdankte.
Eine ganz andere musikalische Dimension eröffnete den Zuhörern das zeitgenössische Werk im Mittelteil des Konzertes. Das sehr moderne Werk des Komponisten aus Estland brachte interessante und unbekannte Klangfarben ins Konzert, aber auch unerwartet schöne und melodiöse Passagen. Gleich zu Beginn etwa ein fein und reich dynamisch inszeniertes Gezwitscher der Violinen, das von den tieferen Streichinstrumenten übernommen und weiter entwickelt wurde.
Auch im zweiten Satz brachte das Werk von Erkki-Sven Tüür eine interessante und vielfältige Tonwelt und erzeugte damit spannungsgeladene Momente. Langsam verhallende oder anschwellende Töne liessen die Streicher bis zur Unhörbarkeit abklingen oder bis zum Aufschrei aufbrausen. Und immer wieder wurden gleiche oder ähnliche Klangmuster wiederholt, bis sie sich zu einem feinen, die Phantasie anregenden Klangteppich verwebten.
Verblüffend, fast humorvoll und witzig endete diese moderne Musik, indem mitten in einem leise verklingenden virtuosen Gesang der Violinen wie ein Paukenschlag ein einzelner tiefer Ton des Cellos dem Werk ein lautstarkes und überraschendes Ende setzte.