RHEINECK. Ein Flyer der Feuerwehr Rheineck lockte am Montagabend viele Bürger ins Feuerwehrdepot. Las man die Zeilen, hätte man eine Attacke gegen die Fusion mit Lutzenberg und Thal erwarten können. Doch die kam nicht.
Zwischen Garderoben, Schlauchrollen und Feuerwehrautos standen am Montagabend Festbänke und ein Hellraumprojektor. Gut 60 Bürgerinnen und Bürger erschienen im Depot der Feuerwehr Rheineck. Und hofften, endlich mehr Informationen zur bevorstehenden Abstimmung über die Fusion der Feuerwehren Rheineck, Thal und Lutzenberg – kurz R-T-L – zu erhalten.
Vor allem aber gingen die Zuhörer davon aus, dass sich die Feuerwehr negativ zur Fusion äussern würde. Auf ihrem Flyer schrieb sie: «Die Mehrheit unserer Arbeitsgruppe ist der Meinung, dass ein Ja zur Fusion nicht nur Vorteile, sondern entscheidende Nachteile mit sich bringt.» Es stelle sich die berechtigte Frage, ob mit einer Fusion «die gleichen Leistungen noch gewährleistet werden können.» (Unsere Zeitung berichtete.)
Martin Bischof, Mitglied der internen Fusions-Arbeitsgruppe der Feuerwehr Rheineck, betonte aber bereits zu Beginn der Information: «Wir haben uns nie gegen, nie für eine Fusion ausgesprochen. Eine Stimmungsmache war nicht vorgesehen.»
Getreu dieser neutralen Haltung verlief auch sein Vortrag. Fein säuberlich wurden Vor- und Nachteile aus der Sicht der Feuerwehr dargelegt.
Bei einer Fusion würde sich die Frage nach einem gemeinsamen Depot-Standort stellen, wobei momentan das Arena-Areal und das Theresienheim im Gespräch sind. Ein neues Depot bedeute für die Rheinecker keine erhöhten Steuern. Allerdings können die Kosten der Feuerwehr auch nicht per sofort reduziert werden. Eine Dreifach-Feuerwehr erhalte wiederum Subventionen bei der Fahrzeugbeschaffung, man profitiere auch gegenseitig von seinen Spezialgebieten. Allerdings bleibe auch dann der Ausbildungsaufwand, und eine Zusammenarbeit in Fachgebieten bestehe ja bereits jetzt. Es gebe zwar insgesamt mehr Leute in einer zusammengeschlossenen Feuerwehr, doch die Rekrutierung neuer Mitglieder bleibe weiterhin ein Problem. Mit der strikt durchgezogenen Pro-und-Contra-Liste konnte der Vortrag definitiv nicht als Stimmungsmache gegen eine Fusion bezeichnet werden. Dass der Flyer aber so gelesen wurde, das sei «von der persönlichen Auffassung abhängig», sagte Martin Bischof. Das Flugblatt sei eigentlich auch als interne Einladung für Feuerwehrleute gedacht gewesen. «Wir haben diese Einladung umfunktioniert und an die Bürger verteilt, weil es anscheinend ein Bedürfnis war, mehr Informationen zu erhalten.» Dass der Vortrag doch nicht negativ ausgefallen ist, begründet er damit, dass der Druck des Flyers schon drei Wochen her ist und die Arbeitsgruppe mittlerweile auch positive Faktoren einer Fusion gefunden hat.
Die Bürger wurden entlassen, obwohl viele Fragen offen blieben, die aber von der Feuerwehr nicht beantwortet werden konnten. Vor allem von der Gemeinde hätte man sich mehr Informationen gewünscht, da diese sich schliesslich für eine Fusion ausspricht. Stadtpräsident Hans Pfäffli dankte zwar für den Vortrag, informierte aber nicht.
Erst im Gespräch sagte Stadtrat Eliano Mussato: «Für uns liegt die Qualitätssicherung im Vordergrund. Bei einer kleinen Feuerwehr wie der unseren haben wir sonst irgendwann keine Leute mehr.» Finanziell lohne es sich auf den ersten Blick nicht, langfristig gesehen würde eine fusionierte Feuerwehr aber auch günstiger. Mehr wolle er dazu erst an der Vorversammlung der Politischen Gemeinde sagen.
Die Rheineckerin Anita Zimmermann sagte im Anschluss an die Veranstaltung, was sich wohl viele nicht zu sagen trauten: «Ich finde es gut, dass die Feuerwehr die Initiative ergriffen hat. Im Stadtrat behält man alles für sich, ohne zu kommunizieren. Es könnte ja sein, dass jemand eine bessere Idee hätte.»
Ein zweiter Informationsabend für Bürgerinnen und Bürger findet am Donnerstag, 27. Februar, um 19.30 Uhr im Feuerwehrdepot Rheineck statt.