Sich informieren, beten und handeln

Einmal im Jahr wehen ungewohnte Düfte und Gerüche in unseren Kirchen und Gemeindehäusern umher. Einmal im Jahr sind bunte Stoffe, ausgefallene Gegenstände zu sehen. Einmal im Jahr werden Landkarten gewälzt, Tänze aufgeführt, fremde Lieder einstudiert.

Manuela Schäfer, Pfarrerin In Berneck
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Der Weltgebetstag ist wie eine Perlenkette, die sich rund um den Globus, rund um die Gemeinschaft der Betenden spannt. (Bild: Shutterstock)

Der Weltgebetstag ist wie eine Perlenkette, die sich rund um den Globus, rund um die Gemeinschaft der Betenden spannt. (Bild: Shutterstock)

Einmal im Jahr wehen ungewohnte Düfte und Gerüche in unseren Kirchen und Gemeindehäusern umher. Einmal im Jahr sind bunte Stoffe, ausgefallene Gegenstände zu sehen. Einmal im Jahr werden Landkarten gewälzt, Tänze aufgeführt, fremde Lieder einstudiert.

Nein, es ist nicht etwa von Weihnachten die Rede, sondern vom Weltgebetstag. Natürlich ist jeder Tag ein Weltgebetstag. Überall auf der Welt wenden sich Menschen tagtäglich an Gott. Und doch gibt es in jedem einen besonderen Termin dafür, den ersten Freitag im März.1887 begannen Frauen in Amerika damit, einen solchen Tag zu organisieren. Im Laufe der Zeit ist eine weltweite Bewegung daraus geworden, an der heute über 170 Länder und Regionen teilnehmen. Viele christliche Kirchen sind dabei.

Wie beeindruckend ist es, wenn an einem Tag viele ganz unterschiedliche Leute sich mit denselben Gedanken beschäftigen. Der Gottesdienst wird jedes Jahr von Frauen aus einem anderen Land vorbereitet. 2012 ist es Malaysia, beim nächsten Mal dann Frankreich.

In der Feier spürten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer etwas von den Hoffnungen und Freuden, aber auch von den Sorgen und Nöten der Menschen in der Region, um die es gerade geht. Sie erfahren Interessantes über Land und Leute, über Kultur und Sprache, und das nicht nur in der Theorie. Oft sind Gäste aus dem Land dabei und zeigen Bilder, bringen die Musik und Kostproben des Essens ihrer Heimat mit. Ganz nebenbei entsteht echte Gemeinschaft und ein besseres Verständnis für fremde Traditionen. Aber es bleibt nicht bei den Informationen. Im Gebet wird Schönes und Schweres vor Gott gebracht. Mit der Zeitverschiebung spannt sich die betende Gemeinschaft wie eine Perlenkette quer über den Globus. «Wie über Länder, über Meere der Morgen ewig weiterzieht, tönt stets ein Lied zu deiner Ehre, dein Lob, vor dem der Schatten flieht. Kaum ist die Sonne uns entschwunden, weckt ferne Menschen schon ihr Lauf, und herrlich neu steigt alle Stunden die Kunde deiner Wunder auf.» So lautet eine Zeile aus dem Lied «Der Tag ist um, die Nacht kehrt wieder», das am Weltgebetstag oft gesungen wird. Für einige ist es erstaunlich, wie woanders die Bibel ausgelegt wird. Sie merken, dass es unterschiedliche Wege gibt, sich Gott zu nähern und anzusprechen. Das bleibt auch manchmal fremd, ist aber noch öfter bereichernd. «Informiertes Beten – betendes Handeln», so heisst das Motto des Weltgebetstages. Überall in der Schweiz wird er in diesem Jahr am Freitag, 2. März, gefeiert, und alle Frauen, Männer und Kinder sind zu der Begegnung mit Malaysia eingeladen.