Nicole Messmer vom SV St. Margrethen ist eine der besten Juniorinnen im Schiessen im Kanton. Heute Samstag, 11. März, macht das 14-jährige Talent an der Schweizer Meisterschaft mit.
Mäx Hasler
Schiessen ist nicht unbedingt Trendsportart bei Frauen. Im Rheintal gibt es aber je länger je mehr Frauen, die dem Schiesssport frönen. In den Schiessständen geben sich die Damen an 300 Meter Schiessanlässen regelmässig die Klinke in die Hand. Auch die Luftgewehr Plauschschiessen mit weiblicher Beteiligung boomen. Langsam machen sich die Frauen auch in den Pistolenständen breit. Aushängeschild im Frauen-Schiesssport mit der Pistole ist momentan Manuela Keller vom PV Montlingen. Die Altstätterin, die zuletzt an einer Schulterverletzung laborierte, bringt öfters die Männer in Bedrängnis.
Eine Pistolenschützin, die in absehbarer Zeit Keller den Rang streitig machen könnte, ist Nicole Messmer vom SV St. Margrethen. Die 14-jährige Sekundarschülerin macht regelmässig mit guten Resultaten auf sich aufmerksam. Inzwischen kann sie bereits vier Medaillen vorweisen, drei goldene vom St. Galler Bär und zuletzt die bronzene an der Ostschweizer Einzelmeisterschaft kürzlich in Gais. Dabei soll es nicht bleiben. Die junge Dame, deren Lieblingsbeschäftigung Babysitten ist, steht vor einer entscheidenden Wende in ihrer sportlichen Laufbahn. Sie bekommt ab sofort die Möglichkeit, unter der Leitung von Claudia Loher aus Thal im Stützpunkt Teufen des SSV zu trainieren. Vorerst darf sie bis September schnuppern.
Zuerst steht aber heute Samstag in Bern die Junioren-Schweizer-.Meisterschaft in ihrem Terminkalender. Zum Schiesssport kam sie durch ihren Götti Rolf Turnheer, selber ein guter Schütze im Verein. «Mein Götti hat mich, als ich elf Jahre alt war, zu einem Schnupperschiessen mitgenommen. Es hat mir gefallen und seither habe ich Spass am Schiessen.» Dass sie in der Welt herumkomme und interessante Leute kennenlerne, sei ein angenehmer Nebeneffekt ihres Hobbys.
Wenn sie ein gutes Resultat geschossen habe, habe sie vom Götti öfters einen Batzen bekommen. Dies hat sich geändert, denn, wenn der Götti dieses Batzengeben beibehalten hätte, wäre er wohl pleite gegangen.
In den drei Jahren, in denen Nicole dem Schiesssport frönt, wird sie vom Rheintaler Spitzenschützen Sepp Kläger betreut. Dieser ist voll des Lobes über sie. «Nicole kann es schaffen, sie hat das Zeug zu einer grossen Sportschützin», sagte der fünfmalige Schweizer Meister aus Balgach. «Sie ist willensstark und gibt nie auf. Wenn es ihr mal nicht läuft, kann sie sich nach vorne schaffen. Ihr stehen Tür und Tor offen.»
In Teufen weht aber ein anderer Wind als bisher im Luftschutzkeller Kaverne in St. Margrethen, wo sie mit ihrer Kollegin und Trainingspartnerin Janine Bartholet jeden Mittwoch zwei Stunden trainiert. Vor grösseren Wettkämpfen wie zum Beispiel der Schweizer Meisterschaft oder der ARGE Alp trainiert Nicole Messmer zweimal pro Woche. Am nächsten ARGE Alp Sport vom 13. bis 16. Juli in Innsbruck, ein angesehener Wettkampf nicht nur in Schützenkreisen, ist sie auch dabei und will mit der Gruppe die Silbermedaille aus dem Vorjahr verteidigen, oder, wenn es klappt, sogar vergolden.
Sepp Kläger setzt grosse Hoffnungen auf ihr Schnuppertraining in Teufen. Dieses Training sei nicht zu vergleichen mit der Art, wie sie bisher trainierte. Es sei alles viel professioneller. Bei der SCATT-Analyse zum Beispiel wird mit Sensoren und Computern gearbeitet. Diese Sensoren an der Pistole zeichnen von der Halteruhe bis zur Schussauslösung jede Kleinigkeit auf. So sehe der Trainer sofort, an welcher Schwachstelle der Hebel angesetzt werden müsse.
Viele junge Talente seien an den Anforderungen, mit denen sie in Teufen konfrontiert werden, gescheitert. Kläger ist aber überzeugt, dass Nicole diese Herausforderung meistert, denn bei Trainerin Claudia Loher sei sie in besten Händen. Weil beide fast den gleichen Weg zum SSV-Stützpunkt haben, sei auch der Anfahrtsweg geregelt. Wenn Nicole Messmer in Teufen durchhält, sind laut Kläger sogar die olympischen Spiele 2024 ein Thema.