Im Bodensee gibt es eine messbar hohe Konzentration von Mikroplastik. Dies könnte die Umwelt langfristig belasten. Obwohl das Problem bekannt ist, entwarnen die zuständigen Stellen, weil die Spätfolgen noch nicht abzuschätzen sind.
Die PET-Flasche, die der Goldacher Fotograf Tino Dietsche am Donnerstag im Bild festgehalten hat, scheint schon eine Weile auf dem Grund des Bodensees zu liegen. Was für den kleinen Egli eine Zuflucht darstellt, ist für die Umwelt wenig vorteilhaft. Nicht nur landen immer wieder Plastiksäcke und PET-Flaschen im Bodensee, auch Mikroplastik, kleinste Kunststoff-Teilchen, gelangen in messbar grossen Mengen in unsere Gewässer. Testergebnisse der ETH Lausanne ergaben im Jahr 2014, dass der Bodensee stärker mit Mikroplastik belastet ist als andere Seen in der Schweiz. Was dies für das fragile Ökosystem bedeutet, ist noch wenig erforscht. «Für Süsswasser-Gewässer, also Seen, Flüsse und Bäche, liegen bisher noch wenige Zahlen vor, was diese Belastung für die Umwelt genau bedeutet», sagt Ruedi Bösiger vom WWF Schweiz.
Mikroplastik sei vor allem in den Meeren ein grosses Problem. Das Bundesamt für Umwelt habe nach der ETH-Studie zwar von einer grossen Belastung in allen Schweizer Seen gesprochen, aber gleich wieder Entwarnung gegeben. Bösiger gibt zu bedenken, dass sich diese Teilchen in der Nahrungskette anreichern und irgendwann über den Fisch auch auf unseren Tellern landen. «Das ist eine komische Vorstellung, sollte uns zu denken geben und muss dringend besser untersucht werden.» Auch bei den Verantwortlichen des Kantons St. Gallen ist man sich der hohen Plastik-Konzentration im Bodensee bewusst, gibt aber ebenfalls wie die Bundesbehörden Entwarnung:
«Vieles in diesem Bereich ist noch unklar. Dramatisieren muss man die Situation sicherlich nicht», sagt Michael Eugster, Leiter Abteilung Wasser beim Amt für Umwelt und Energie. Eugster ist sich der Bedeutung von sauberen Gewässern jedoch sehr bewusst und weiss um deren Wichtigkeit als Ressource.
«Es ist wichtig, die Entwicklung neuartiger Verschmutzungen zu verfolgen und deren Ursachen und Auswirkungen zu beurteilen. Durch richtiges Konsumverhalten kann der Eintrag von Plastikteilchen in die Gewässer in vielen Fällen vermieden werden.» Oder aber durch Sensibilisierung in einem ersten Schritt zumindest verringert werden.
Momentan werden in der Region bezüglich solcher Plastik-Kleinstteilchen keine direkten Massnahmen in Form von Vorsorge- oder Reinigungsanstrengungen unternommen. «In der Kläranlage lagert sich bereits jetzt ein Teil des Mikro-Plastiks ab», sagt Roland Boller, Geschäftsführer der ARA Morgental in Steinach. Nach dem Bau einer Eliminationsstufe für Mikroverunreinigungen würden gegebenenfalls noch mehr Plastikteilchen herausgefiltert werden können, sagt Boller. «Wir planen aber keine spezifische Verfahrenstechnik für die Beseitigung von Mikroplastik.»