Ohne sichere Brunnen kein «Rhesi»

Jahrhunderthochwasser – über fünf Mia. Franken Schaden; Chemie oder Ölunfall bei Buchs – Grundwasserbrunnen unbrauchbar. Befürworter eines renaturierten Rheins von St. Margrethen bis Oberriet werben für ihr Projekt nicht nur mit schönen Naturaufnahmen, sie schüren auch Ängste.

Kurt Latzer
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WIDNAU. Kürzlich hat der WWF in der «Habsburg» in Widnau die zweite «Rhesi»-Umfrage vorgestellt. Neben anderem wurden die Grundwasserbrunnen im Rheinvorland thematisiert, die bei einer Realisierung des Projektes verloren gingen. Auch hiess es, «Rhesi» sei eine Chance, Alternativen zu bestehenden Brunnen zu finden und allenfalls grenzüberschreitende Wasserverbunde zu schaffen.

Dem Zweckverband Wasserwerk Mittelrheintal gehören die Gemeinden Au, Widnau, Balgach, Diepoldsau und Rebstein an. Das meiste Trinkwasser in diesem Verbund stammt aus Grundwasserfassungen im Rheinvorland. Ereignet sich zum Beispiel bei Buchs oder Sennwald ein Unglück, bei dem Chemie oder Öl in den Rhein fliesst, seien die Widnauer Brunnen für alle Zeit unbrauchbar, hiess es an der Präsentation des WWF.

«Umfrage unseriös»

Hört sich einfach an, ist es aber nicht. Auch wenn der Umfrage zufolge eine Mehrheit der Befragten mehr Natur wichtiger ist als der Erhalt der Wasserfassungen im Rheinvorland. Die Widnauer Gemeindepräsidentin Christa Köppel sitzt im Rhesi-Beirat. Sie kritisiert die Umfrage des WWF als tendenziös, nicht repräsentativ und methodisch unseriös, da den befragten Personen die Sachverhalte nicht klar gewesen seien. Auch was die Brunnen im Rheinvorland anbelangt.

«Es ist ein sehr riskantes Unterfangen, Eingriffe im Flussbett vorzunehmen, dies hat ganz erhebliche Einflüsse auf die Grundwasserströme», sagt Christa Köppel. Mit dem Grundwasser aus dem Rheinvorland, das von exzellenter Qualität ist, wird die Bevölkerung dies- und jenseits des Rheins versorgt. Konflikte bezüglich der vorgesehenen Gerinneaufweitungen bestehen vor allem auf der engen Strecke zwischen Widnau – Au –Lustenau – St. Margrethen und Höchst. Dort liegen im Rheinvorland die wichtigsten Trinkwasserfassungen für das ganze Mittel- und Unterrheintal. Renaturierungen und Gerinneaufweitungen im Bereich von Grundwasserfassungen seien sehr riskant und problematisch, da durch solche Eingriffe der Grundwasserhaushalt massiv beeinflusst wird. «Alleine wegen der Komplexität und der sensiblen Zusammenhänge verbieten sich jedwede saloppe Reden über die Verlegung von Brunnen», mahnt Christa Köppel.

Was kaputt ist, ist kaputt

Es gehe hier nicht um den einen oder anderen Brunnen, sondern um die Trinkwasserversorgung einer ganzen Region, sagt die Widnauer Gemeindepräsidentin. Gemeinsam mit den «Rhesi»-Projektverantwortlichen und unter Einbezug von Hydro-Geologen werde nun die Grundlagenforschung grenzübergreifend verfeinert, um mehr Erkenntnisse über die Grundwasserströme in diesem kritischen Abschnitt zu gewinnen. Zudem ist man dabei, ein aus vorliegenden Daten gebautes Simulationsmodell anhand von zusätzlichen Messungen und Pumpversuchen zu verfeinern, um wenigstens eine Vorstellung von den Einflüssen und Auswirkungen zu bekommen, die eine Veränderung des Flussbetts und Flusslaufes auf die Grundwasserströme und damit die Trinkwasserversorgung hat. «Wenn hier etwas kaputt gemacht wird, ist es für immer kaputt», meint Christa Köppel. Bei Rhesi handle es sich um ein Jahrhundertprojekt, bei dem lebenswichtige Ressourcen auf dem Spiel stünden.

Bei einem solchen Projekt müssten Jahrhundert-Sorgfalt, Jahrhundert-Technologie und Jahrhundert-Erkenntnisse gebündelt werden. «Das ist ein hoher Anspruch, der nicht einfach mit saloppen Aussagen einzulösen ist», so die Widnauer Gemeindepräsidentin.