Am vergangenen Wochenende fand das traditionelle internationale Bergrennen Langwies – Arosa statt. An der Veranstaltung für historische Rennfahrzeuge nahmen mit Fritz Sturzenegger, Au, und Walter Tanner, Heerbrugg, auch zwei Racer aus dem Rheintal teil.
Gerhard Huber
Man hört sie schon lange, bevor man sie sieht. Rotziges Grollen, das volle Orchester pfeift, grollt, bollert und knallt aus den von den Zwängen der Schalldämmung befreiten Sechs- und Achtzylindern. Die Köpfe der trotz des argen Wetters zahlreich nach Arosa, ins «Monte Carlo der Alpen» gekommenen Motorfans drehen sich in Richtung Zielkurve, wo aus dem Schleier aus Nieselregen, Nebel und Gischt wieder einer der vierrädrigen Preziosen der Motorsportgeschichte über alle vier Räder schiebend im kontrollierten Drift auftaucht.
Unvergleichlich die Atmosphäre, die das Arosa ClassicCar vor der Kulisse der Berggiganten alljährlich bietet. Entlang der Zielgeraden mitten im Dorf sind wie bei einem Formel-1-Stadtkurs links und rechts der Fahrbahn Betonblöcke mit hohen Gitterbarrieren aufgebaut. Gleich dahinter die Zuschauer, die vor den vielen Cafés und Bars sitzen. Und seitlich hinter der Zieleinfahrt versinkt der malerische Obersee in den Nebelschwaden. Auf der mit 7,3 km längsten Rennstrecke der Schweiz, die mit 1,2 km auch das längste Bergabstück für die Piloten bereithält, waren an diesem Wochenende auch zwei Rheintaler im Einsatz. Walter Tanner aus Heerbrugg bewegte seinen beinahe schon dreissig Jahre alten Ralt TR 32 Formel-3-Renner in vollem Tempo durch die 76 Kurven und über 422 m Höhenunterschied. Allerdings nur im zweiten Trainingslauf am Freitag, als er prompt in der Klasse Sport Trophy unter 21 Startern die viertbeste Zeit erreichte. Im ersten gezeiteten Rennlauf am Samstag bei Verhältnissen, die eher für ein Bootsrennen geeignet gewesen wären, hat Walter Tanner einen Ausflug in die Botanik gemacht und sich dabei die Front seines Boliden ruiniert. Das wars dann auch für dieses Jahr.
Noch kürzer dauerte das Abenteuer Arosa für Fritz Sturzenegger aus Au. Mitten im ersten Trainingslauf setzte bei seinem FEE Super-Vau Baujahr 1978 die Benzinpumpe aus. Der Grund dafür war bald gefunden: Der bereits vier Jahrzehnte alte Sicherheits-Gummitank zeigte Auflösungserscheinungen und verstopfte immer wieder die Benzinleitung. Keine Chance auf weitere Läufe. «Auch die Fahrerkollegen haben alle gesagt, komm Fritz, lass bleiben», schmunzelt Sturzenegger: «Wenn das anfängt, dann nutzt die Reinigung der Leitungen nichts mehr. Da muss ein neuer Tank her.»
Für die beiden Rheintaler ist das Berg-Racing reines Hobby. Zwei- bis dreimal im Jahr wird auf abgesperrter Strecke so schnell gefahren, wie es geht. Was auch permanent ein wenig ins Geld geht. Obwohl die alte Renntechnik der in Würde gealterten Open-Wheel-Cars ungewöhnlich stabil ist, sollte man selber schrauben können. Übrigens hat gerade der FEE Super-Vau von Fritz Sturzenegger eine interessante Geschichte. Von Fritz und Albert Eberle entworfen und gebaut, gibt es nur zwei dieser Boliden. Das Auto, das jetzt Fritz Sturzenegger gehört, hatte der Walzenhausener Erwin Steingruber in vielen Rundstreckenrennen bewegt, bevor er über mehrere Umwege wie die bekannten Fahrer Rudi Schurter und Ewald Heeb 1995 wieder den Weg ins Rheintal gefunden hat. Wo er seither von seinem Besitzer liebevoll gehegt und gepflegt und bei Gelegenheit auch über die Bergrennstrecken der Schweiz gescheucht wird.