Feuerwehr, Musikgesellschaft, Männerchor, Schlittschuhclub und STV-Turner haben sich vom Moschti-Fäascht verabschiedet. Sie waren seit dem ersten Fest im Jahr 1993 dabei. Die Gründe sind vielfältig.
WIDNAU. Über 10 000 Festende – auch aus der weiteren Region – werden dieses Wochenende das «verrückteste Dorffest der Schweiz» besuchen. Wohl werden auch Widnauer Feuerwehrler, STV-Turnerinnen und -Turner, Schlittschuh-Clübler, Männerchörler und Konkordia-Mitglieder feiern. Aber sie betreiben keine Beizen mehr.
Vor allem drei Gründe liessen die Traditionsvereine «aussteigen» beziehungsweise «Pause machen».
Die Unklarheit über Standortfragen im Vorfeld des aktuellen Dorffestes, dessen Grösse sowie der Umstand, dass den Vereinen mit jedem Fest weniger Geld in der Kasse blieb. Auch im privaten Gespräch schimpft aber niemand über das Fest und das OK. Und alle, die sich auf Anfrage kritisch äussern, werden auch diesmal hingehen und mitfeiern, aber unbeschwert von Arbeit und Einsatz.
Der Musikverein Konkordia, einer der grössten Vereine im Dorf, wird am Moschti-Fäascht konzertieren, aber nicht mehr wirten. Letztes Mal hatten die sechzig Mitglieder in einer Woche Aufbau und Abbau und einem strengen Wochenende des Wirtens kaum 3000 Franken in die Vereinskasse erwirtschaftet. An den ersten Ausgaben des Moschti-Fäaschts sei es ein Mehrfaches gewesen.
Finanziell und auch unter dem Aspekt Aufwand/Ertrag sei eine Papiersammlung attraktiver, sagen Mitglieder. «Wenn wir unbedingt ein paar Tausend Franken mehr in der Kasse brauchen, zahle ich lieber eine Hunderternote, als dass ich eine Woche und ein Wochenende arbeite», sagt eine Musikantin.
Das Moschti-Fäascht sei zu gross geworden, zu aufwendig, zu perfekt, es sei vom Dorffest zum überregionalen Event geworden und habe sich von seinen Wurzeln entfernt, sagen die Kritischen.
Der Feuerwehrverein habe sich nicht etwa verkracht mit dem OK und sich nicht definitiv verabschiedet vom Fest, sagt Präsidentin Luzia Frei. Die rund 65 Feuerwehrler betrieben jeweils eine sehr erfolgreiche Güggeli-Beiz. Der bescheidene finanzielle Ertrag sei nicht der Hauptgrund für das Nein der Mitglieder an der HV gewesen, sagt die Präsidentin. Auch die lange Standort-Unklarheit habe mitgespielt.
Nur wenige Mitglieder hätten schon an der HV ihre Mithilfe zugesagt. Darum sei eine «Pause» beschlossen worden. In drei Jahren sehe man weiter. Die Frage, ob sie trotzdem ans Fest gehen werde, beantwortet die Feuerwehr-Präsidentin mit einem Wort: «Sicher!»
Der Direkteinkauf beziehungsweise der gemeinsame Einkauf und ein «Zentrallager» sind ein Diskussionsthema, seit es das Fest gibt. Die Idee dahinter: Der gemeinsame Einkauf ist günstiger, und mit dem Ertrag bezahlt das OK die allgemeine Infrastruktur.
«Zankäpfel» lagen jedes Jahr vor und nach dem Fest neben dem Fass: Wer hat eben doch direkt eingekauft? Warum legen nicht alle Vereine ihre Abrechnungen offen? Jedoch legt das OK seine Abrechnung vor den Vereinen offen. OK-Präsident Peter Frei bedauert die Absagen der Traditionsvereine. Man habe viel versucht, sie umzustimmen. Doch sei es eine Zeiterscheinung, dass Vereinsmitglieder immer weniger bereit seien, sich an einem Fest oder anderen Aktivitäten ausserhalb der eigentlichen Vereins-Mitwirkung zu engagieren. «Zwanzig der sechzig Widnauer Vereine machen mit», freut sich der OK-Präsident; dazu ein paar Vereine aus der Umgebung – und es bestehe gar eine Warteliste. – Dass das Moschti-Fäascht seine Seele verloren habe, stellt Frei in Abrede. «Alles entwickelt sich im Dorf, auch das Moschti-Fäascht.» Es sei in den letzten Jahren, unabhängig vom Wetter, etwa gleich gross geblieben; mit einem Budget von rund 300 000 Franken, rund 10 000 verkauften Eintritten, etwa zwei Dutzend Beizen und einem breiten Rahmenprogramm.
Auffällig ist, dass die von den Traditionsvereinen hinterlassenen Lücken im Gastro-Angebot gefüllt und kompensiert werden von Immigranten-Vereinen. OK-Präsident Peter Frei sagt dazu: «Für uns ist Integration kein Schlagwort. Auch diese Widnauer und Widnauerinnen gehören selbstverständlich dazu. Sie gingen mit uns zur Schule, leben hier und bringen einen Teil ihrer Kultur ein.» Im Übrigen sei das Moschti-Fäascht für die Vereine auch eine Plattform, sich zu präsentieren und mögliche neue Mitglieder kennenzulernen.