Mach doch mal eine Pause

Kommentar Die Ferien sind vorbei, die Schule hat wieder begonnen – und mit ihr unser Alltag. Einige mögen denken: Zum Glück. Denn das viele Nichtstun, die Faulenzerei in der Sonnenliege, das ständige Zur-Badi-Fahren, das kann doch nicht ewig andauern.

Jens Mayer, Pfarrer In Balgach
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Die Sommerferien sind zu Ende, die Liegestühle sind verwaist. (Bild: Shutterstock)

Die Sommerferien sind zu Ende, die Liegestühle sind verwaist. (Bild: Shutterstock)

Kommentar

Die Ferien sind vorbei, die Schule hat wieder begonnen – und mit ihr unser Alltag. Einige mögen denken: Zum Glück. Denn das viele Nichtstun, die Faulenzerei in der Sonnenliege, das ständige Zur-Badi-Fahren, das kann doch nicht ewig andauern. Während die Schüler das ganz anders sehen, sind gerade die Mütter froh, nicht mehr jeden Tag Programm für die Kinder organisieren zu müssen. Und auch in vielen Betrieben kann endlich wieder normal geschafft werden.

In unserer Gesellschaft, in unserem Selbstverständnis gilt doch oft: Nur wenn man schafft, dann kann man auch etwas erreichen. Und diese Einstellung scheint auch biblisch fundiert zu sein: «Geh zur Ameise, du Fauler. Sieh dir ihre Wege an und lerne von ihr.» So heisst es im Buch der Sprüche (Spr. 6, 6). Und diese Einstellung haben gerade wir Christen in Mitteleuropa oft zur obersten Maxime erhoben. Wir sind fleissig, mühen uns und scheuen keine noch so beschwerliche Arbeit. Genau so, wie Nikolaus von Zinzendorf 1733 gedichtet hat: «Wir wolln uns gerne wagen, in unsern Tagen der Ruhe abzusagen, die's Tun vergisst …»

Faulenzen statt arbeiten, so etwas wollen wir uns vom Selbstverständnis her fast nicht vorstellen. Nicht arbeiten wollen oder müssen, das kommt in weiten Teilen unserer Leistungsgesellschaft nicht so gut an. Stellen wir uns vor, wie die Reaktion wäre, wenn ein Handwerker sagen würde: «Ich arbeite nur drei Tage die Woche. Was ich da verdiene ist zwar nicht viel, aber damit komme ich gerade aus. Das reicht mir.» Wir würden wahrscheinlich versuchen, mit steigendem Lebensunterhalt, drohender Altersarmut oder fehlender Kaufkraft dagegen zu argumentieren. Wer nicht schafft, der wird oft schräg angeschaut. Nur wer produktiv ist, kann in der Gesellschaft auch anerkannt sein. So richtig das im Grundsatz auch ist, und so sehr wir im Alltag auch auf Leistung gepolt sind, genauso einseitig ist diese Einstellung aber auch.

Und in der Bibel wird uns gerade in den entscheidenden Augenblicken oft von Unterbrechungen, von Pausen berichtet, die sich die Protagonisten bewusst nehmen.

So legt sich der Prophet Elia auf seinem Weg zum Gottesberg Horeb erst einmal wieder hin und schläft, nachdem er von Gottes Engel mit Essen und Trinken versorgt worden war. Erst nach dem ausgiebigen Schlaf wurde er vom Engel aufgefordert, sich wieder auf den Weg zu machen.

Jesus macht sich nach seiner Taufe nicht zum massenwirksamen Predigt-Marathon auf, sondern zieht sich ganz zurück in die Wüste, weg von allem. Und nicht zuletzt von Gott selbst wird berichtet, dass er am siebten Tag Ruhe walten liess – und erst so seine Schöpfung perfekt war.

Also dürfen wir uns Gottes Rat auch hier zu Gemüte führen und nicht nur nach der Ameise schauen, sondern auch im Alltag zwischendurch ruhig einmal die Seele baumeln lassen. Damit die Verheissung Jesajas für uns Menschen wahr werden kann: «Die ganze Welt ist zur Ruhe gekommen, in Ruhe liegt sie da, man bricht in Jubel aus.» (Jes. 14, 7).