Nahuel Barroso, Patricia Berchtel und Alessa Fanzoi dürfen sich über eine Prämie von 1000 Franken freuen: Ihre herausragenden Maturaarbeiten wurden am Donnerstag mit dem Preis der Kantonsschule Heerbrugg ausgezeichnet.
HEERBRUGG. «Ausdauer wird früher oder später belohnt – meist aber später», zitierte Rektorin Judith Mark Wilhelm Busch. Ausdauer haben Kantonsschüler mit ihrer Maturaarbeit bewiesen. Gut ein Jahr stand für sie zur Verfügung, ehe sie bewertet wird und als eine von 13 Maturanoten im Abschlusszeugnis landet.
Das Zitat von Schriftsteller Wilhelm Busch trifft aber nicht auf alle zu. Manche werden früher und später belohnt, sagte Judith Mark. So die acht Schüler, die den Kantonsschulpreis erhielten. «Für euch gibt es eine frühe Belohnung mit der Maturanote und dem Preisgeld», sagte die Rektorin. Und eine späte, weil das Erreichen dieses grossen Ziels auch in Studium oder Berufsleben von Nutzen sei.
Fünf Schüler erhielten Anerkennungspreise: Paul-Michael Jokiel aus Montlingen, Bettina Sieber aus Widnau, Juri Künzler aus Berneck, Philipp Weder aus Au und Lilian Furrer aus Rorschach.
Der Altstätter Nahuel Barroso wagte sich in ein Gebiet, das in Politik und Gesellschaft hohen Stellenwert hat: Die Raumplanung. Er begab sich ins Spannungsfeld zwischen Zersiedlung und Verdichtung und führte eine Fallstudie für die Besiedlung einer Wiese im Altstätter Oberkirlen durch. Damit gewann er den Hauptpreis im Fachbereich Geistes- und Sozialwissenschaften.
«Das war mutig!», sagte Laudator Gert Bruderer, «denn Architektur ist wie Fussball: Jeder im Publikum kennt sich am besten aus.» Die Verdichtung des Wohnraums im Mittelrheintal veranschaulichte Barroso mit Landkarten von 1950 und 2010. Er spannte den Bogen zum Verlust von Kulturland und dem «gesichtslosen Siedlungsbrei», der die Schweiz zu kennzeichnen beginne. Sein Ansatz war anders: Eine unauffällige Siedlung, aus der nicht sämtliches Grün verschwindet. Gert Bruderer sagte: «Dass die Verdichtung unumgänglich sei, bedeute nicht, dass reine Betonwüsten zu entstehen hätten. Seine Arbeit zeigt das mustergültig.»
Die kroatische Halbinsel Istrien hat nicht für alle die gleiche Bedeutung: Während Laudatorin Hildegard Fässler im Herbst 2013 dort Ferien machte, begann sich Patricia Berchtel für Algen zu begeistern. Eine Begeisterung, die anhält und der Eichbergerin den Hauptpreis in der Kategorie Mathematik, Naturwissenschaften und Technik eintrug. Es gelang ihr, die grüne Kugelalge als schulischen Modellorganismus für die Photosynthese darzustellen. Anhand dieser Pflanze könnten Gymnasiasten künftig lernen, was Photosynthese bedeutet.
Wäre da nicht das Geld: Die Arbeit mit Algen muss unter sterilen Bedingungen stattfinden und nicht jede Schule verfügt über eine Sterilbank. «Sie kennen die Sparmassnahmen», frotzelte Patricia Berchtel. Leicht verständlich präsentierte sie komplexe Vorgänge wie die Dünnschichtchromatographie oder Algal Balls («meine Algenkaviarbällchen!»), die sie zur Beweisführung benutzte. Sie liess das Publikum ihre Begeisterung spüren: «Die Hälfte allen Sauerstoffs wird von Algen produziert. Das ist doch eindrücklich!»
«Ich gebe zu, dass ich meinen ersten praktischen Führer in dieses Metier fand», sagte Laudator Daniel Stiefel über Alessia Fanzois Maturaarbeit. Sie produzierte einen Kurzfilm und schrieb dessen Entstehung und Umsetzung nieder. Zu den Klängen eines Popsongs sieht man eine junge Frau versunken in Gedanken durch das Rheintal radeln, ehe ihr Freund die Türe öffnet. Er, der schuld ist, dass sie sich nicht mehr für ihre scheue Schwester interessiert und diese den Boden unter den Füssen verliert.
Alessia Fanzoi sagte in perfektem Englisch: «Ich wollte auf gängige Teenager-Probleme eingehen: Fehlendes Selbstvertrauen, Unsicherheit, Einsamkeit, ohne den Kurzfilm zu einer klischeehaften, amerikanischen Seifenoper verkommen zu lassen.» Dies ist der Gewinnerin des Fachbereichs Sport, Musik und Bildnerisches Gestalten hervorragend gelungen.
Die Widnauerin schreibe am Schluss ihrer Arbeit, dass man sich kaum vorstellen könne, wie sehr sie sich auf ihren nächsten, zweiten Film freue. «Eine Arbeit nicht als Schluss, sondern als Anfang sehen», sagte Künstler Daniel Stiefel, «das ist in der Endphase der Mittelschule wohl die reifste Leistung.»