Erdbeeren sind Lustobjekte

«Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund», hat mich schon als Jugendlicher fasziniert. Das Gedicht des deutschen Dichters Paul Zech ist inzwischen etwas vergessen gegangen bei der Generation, die damals bei jeder möglichen und unmöglichen Situation das Gedicht zitierte.

Urs Stieger Berneck, Www.u-Stieger.com
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«Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund», hat mich schon als Jugendlicher fasziniert. Das Gedicht des deutschen Dichters Paul Zech ist inzwischen etwas vergessen gegangen bei der Generation, die damals bei jeder möglichen und unmöglichen Situation das Gedicht zitierte. Erdbeeren aber sind Lustobjekte geblieben.

Aus einem Pflänzchen als sinnvolles Werbegeschenk einer Partei, die sonst mit blauen Farben Wahlkampf macht und nicht mit Knallrot und Grün, ist eine Reihe schöner, kräftiger und rosa blühender Erdbeerstöcke geworden. Meine Frau hat das Geschenk eingepflanzt, ein eventuell vorhandener neoliberaler Virus hat sich weder im Garten noch im Haus bemerkbar gemacht.

Dabei haben sehr viele Erdbeeren Viruskrankheiten anderer Art, die nicht bekämpft werden können. Gärtner und Gärtnerin haben dann die Meinung, etwas falsch gemacht zu haben. Viruskrankheiten können aber nicht behandelt werden, die Pflanzen müssen entsorgt werden, nicht auf dem Kompost.

Grossfrüchtige Erdbeeren sind sowieso nicht die unkompliziertesten Gartenpflanzen. Schneckenfrass, Mehltau, Wurzelfäule bis zu Viruskrankheiten trüben den Anbau manchmal. Es empfiehlt sich auch, die Beete immer wieder zu wechseln. Fader Erdbeergeschmack ist nicht unbedingt sortenabhängig, sondern kann wie bei andern Beeren oder Pilzen nach Regenperioden entstehen. Wer Erdbeeren selbst pflanzt, kann besonders schmackhafte Sorten anbauen, die wegen der Transportempfindlichkeit gar nie in den Handel kommen.

Gartenerdbeeren sind keine einheimischen Pflanzen. Die Züchtungen entstanden aus der Scharlacherdbeere aus Amerika und der Chileerdbeere. Sie wurden früher Ananas genannt! In Berneck befasst sich ein Züchter seit langer Zeit mit der Verbesserung der Gartenerdbeeren.

Wer es leichter will, keine Monsterbeeren braucht und etwas gegen «Unkraut» tun will, pflanzt Walderdbeeren oder Monatserdbeeren als Erdbeerwiese. Walderdbeeren sind ein richtiges Hobby, es gibt Leute mit Dutzenden Sorten in ihren Gärten, rote, bläuliche (hallo Parteistrategen …), sogar weisse mit Geschmack. In lockerem Boden mit etwas Mulch gepflanzt, am Anfang etwas jäten, dann schliesst sich die Pflanzendecke. Man kann bis tief in den Herbst «schlööna», naschen. Gerade für Kinder und für Leute, die nicht täglich im Garten arbeiten wollen, eine gute Sache. Grössere Monatserdbeeren kann man sogar auf dem Fenstersims ziehen. Die schlichten, weissen oder rosa Blüten, die roten Früchte, das grüne Laub: Hübsch!

Botanisch sind Erdbeeren keine Beeren, da ihre Samen (Nüsschen) nicht von Fruchtfleisch umschlossen sind, sondern aussen anhaften. Tiere schätzen Erdbeeren wie wir, wir hatten schon Jungfüchse bei Tag im Garten, die sich ohne Scheu an unsern Erdbeeren gütlich taten. Die Nüsschen werden nicht verdaut und keimen nach der Ausscheidung.

«Ich bin so wild nach Erdbeeren!» Frauen aufgepasst: Untrügliches Zeichen einer Schwangerschaft. Glaubten unsere Vorfahren.