Börse
Die Zinsnormalisierung in den USA hat äusserst zaghaft begonnen. Im Anschluss an den ersten Zinsschritt im Dezember 2015 pausierte die Fed ein Jahr. Nun, nach der zweiten Zinserhöhung Ende 2016, scheinen die Fed-Offiziellen endlich genügend Vertrauen in die Nachhaltigkeit des US-Konjunkturaufschwungs zu haben, um mit einer schrittweisen Zinsnormalisierung fortzufahren. Wenn bei der März-Sitzung festgestellt wird, dass die Wirtschaftszahlen sich erwartungsgemäss entwickeln, wäre wahrscheinlich eine Zinsanpassung gerechtfertigt. Entsprechend ist an den Zinsmärkten eine Zinserhöhung zu nahezu 100 % eingepreist.
Im Gegensatz dazu hat die EZB diese Woche wie erwartet ihre Negativzinspolitik und ihr Anleihekaufprogramm unverändert belassen. Und die EZB will die Zinsen noch für einen längeren Zeitraum sowie weit über den Zeithorizont der Anleihekäufe auf dem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau belassen. Damit ist eine weitere Entkoppelung der Geldpolitik angezeigt.
Getrieben wird die Divergenz vornehmlich durch die unterschiedliche Reife des Konjunkturzyklus in den beiden Wirtschaftsräumen. Während in den USA die Erholung seit der Finanzkrise bereits sehr weit fortgeschritten ist, lassen der Rückschlag aufgrund der Euro-Schuldenkrise und strukturelle Defizite die Eurozone weit hinterherhinken – auch wenn sich die Lage dort in den letzten Quartalen spürbar verbessert hat.
Entsprechend nimmt in den USA der Preisdruck allmählich zu, während sich in der Eurozone die unterliegende Preisentwicklung bis zuletzt schwach zeigte – ohne ausreichende Hinweise auf eine schnelle Beschleunigung. Damit bleibt die EZB übervorsichtig, zumal weiterhin politische Risiken für Nervosität sorgen.
Dies gibt auch die Leitplanken für die Schweizer Geldpolitik vor. Ungeachtet der unerwartet schwachen BIP-Zahlen im zweiten Halbjahr 2016 zeigt sich die eidgenössische Wirtschaft insgesamt robust und der Ausblick hat sich weiter verbessert. Eine Normalisierung der SNB-Politik ist dennoch nicht absehbar. Schon vor dem SNB-Zinsentscheid nächsten Donnerstag hat Präsident Thomas Jordan bekräftigt, die Negativzinsen beizubehalten und bei Bedarf weiter am Devisenmarkt zu intervenieren. Denn höhere Zinsen als in der Eurozone ergeben laut Jordan keinen Sinn, da dies Druck auf den Franken provozieren würde.