Eine sprachliche Achterbahn-Fahrt

Seit vielen Jahren lädt der Kulturverein Widnau jeden Herbst den Träger des Internationalen Radio-Kabarettpreises in den Widebaumsaal ein. 200 begeisterte Besucher erlebten am Donnerstag Bänz Friedli, den Inhaber des Salzburger Stiers.

Maya Seiler
Drucken
In gelöster Stimmung wartet das Publikum auf den Auftritt von Bänz Friedli. (Bilder: Maya Seiler)

In gelöster Stimmung wartet das Publikum auf den Auftritt von Bänz Friedli. (Bilder: Maya Seiler)

WIDNAU. Bänz Friedli, den alle wegen seiner Hausmann-Kolumne im Migros-Magazin kennen, war ein absoluter Publikumsmagnet. 200 Zuschauer wollten hören, was der zweifache Vater über die Sprache der Jungen zu sagen hat. Und er machte das Unmögliche möglich, sich einen Reim auf die Jugend zu machen. Er konnte diesem ernsten Thema so viel Humor abgewinnen, dass seine Zuhörer nicht aus dem Lachen heraus kamen.

Der erfolgreiche Radiomoderator, Journalist, Hausmann und Kolumnist erreichte als Kabarettist eine weitere Sprosse auf der Karriereleiter. Mit «Gömmer Starbucks?» hatte er 2013 Erfolg am Zürcher Theaterfestival, war die Entdeckung des Arosa Humor Festivals und erhielt im Mai 2015 den «Salzburger Stier».

Dialog zweier Teenager

Fragt die eine: «Gömmer Starbucks?», antwortet die Kollegin: «Han-ich z‘viel Gäld?»

Von diesem Dialog hat sich Bänz Friedli den Titel seines jüngsten Programms geliehen. Sein Auftritt ist eine Achterbahn: In rasender Fahrt kurvt er durch unzählige Themen; man kommt kaum nach mit Zuhören.

Zuerst setzte er sich auf einen Stuhl und rief immer wieder «I sitze-n-uf dr Schi…», wechselte auf Englisch «Sittin' on a toilet», filmte sich dabei mit dem Handy und erklärte, ein entsprechendes YouTube-Video habe mehr als acht Millionen «likes» gekriegt. Später zitiert er seine Tochter: «Vati, findsch-di luschtig, di liked jo kei Sau!» Er protestierte, sein Auftritt habe 4263 «likes» gekriegt und es gebe Leute, die zahlen dafür Eintritt.

Früh-Serbisch, Walliser-Diitsch

Friedli spricht nicht nur wie die Jugendlichen – die bereits auf dem Pausenplatz Früh-Serbisch hatten –, auch verschiedene Schweizer Dialekte imitiert er lupenrein: Sepp Blatters Walliser-Diitsch, den Dialekt von FC-Basel-Spielern, die Sprache seiner Wahlheimat Zürich oder seiner deutschen Nachbarn.

Er erklärt die Kurzwörter der Jugendlichen wie «Yolo» = «you only live once» oder «Omg» = «Oh mein Gott». Politiker oder Popstars, Fussballer und Funktionäre, Lehrer und die Schule werden auf die Schippe genommen.

An unzähligen Beispielen widerlegt er Aussagen über die heutige Jugend: Ihre Sprache sei nicht dürftig und agrammatisch, sondern zeitsparend und originell, im Umgang mit digitalen Medien seien sie weit gewandter als alle Generationen vor ihnen.

Ein eigener Planet

Auf seinen Auftritt in Widnau hatte sich der Komiker bestens vorbereitet, er fragte sich, ob der untere Teil des Rheintals überhaupt zur Schweiz gehöre oder nicht eher ein eigener Planet sei. Er öffnete eine Red-Bull-Büchse aus Widnau und erwähnte unter Beifall der Besucher den Faustball, in dem die Widnauer Weltspitze sind.

Sein Auftritt erhielt riesigen Applaus; die Zugabe handelte vom Anruf auf eine Auskunftsnummer: Nach der Aufforderung «Für die Sprache Deutsch drücken Sie die Taste 1» kam die Antwort in Walliser Mundart, so dass Friedli sich fragte, ob die Taste 2 für Französisch nicht besser gewesen wäre. Die Besucherinnen und Besucher im «Metropol» klatschten ihn voller Begeisterung noch mehrmals auf die Bühne.

Bänz Friedli wusste einiges über Widnau.

Bänz Friedli wusste einiges über Widnau.