Um das Dorf Thal künftig vor Hochwasser zu schützen, soll der Dorfbach für 6,3 Millionen Franken ausgebaut werden. Nicht alle Anstösser freut's. Denn nebst Bund, Kanton und Gemeinde müssen auch sie in die Taschen greifen.
THAL. Die Schäden waren gross. Das Hochwasser vor zehn Jahren hat im Dorf Thal seine Spuren hinterlassen. Statistisch gesehen findet dieses Ereignis zwar nur alle hundert Jahre statt. Aber in der Gemeinde will man gewappnet sein. Der Dorfbach muss im Falle eines Hochwassers 35 Kubikmeter Wasser pro Sekunde fassen können. Davon ist er heute weit entfernt.
Die Bauwerke sind nach hundert Jahren am Ende ihrer Lebensdauer angelangt. Deshalb soll der Dorfbach nun von der Brücke Farbmülistrasse bis zur Einmündung in den Gstaldenbach umfassend saniert werden. Und zwar für etwa 6,3 Millionen Franken. Am vergangenen Mittwochabend stellten Vertreter von Gemeinde und Kanton sowie Fachleute das Wasserbauprojekt den betroffenen Anstössern vor. Diese stehen dem Projekt auch kritisch gegenüber, denn für den Perimeter verbleiben Kosten von 830 000 Franken. Ein Betrag, für den sie aufkommen müssen.
Nach dem Hochwasser im Herbst 2002 wurden kostenintensive Instandsetzungen vorgenommen. Unter anderem wurde ein Geschiebe-Ablagerungsplatz im Kellentobel oberhalb der Tobelmühle gebaut. Doch der untere Bereich des Dorfbachs blieb weiterhin in seinem schlechten Zustand. Die Steine der Mauern sind verwittert und zahlreiche Schwellen sanierungsbedürftig. Deshalb hat der Gemeinderat die Ausarbeitung eines Wasserbauprojektes für den 638 Meter langen Bachabschnitt beschlossen.
«Die Abflusskapazität des Dorfbachs ist zu gering», sagt Adrian Baumgartner vom Ingenieurbüro Gruner + Wepf in St. Gallen. Um diese zu erhöhen, soll nun die Bachsohle verbreitert werden. Der Gewässerverlauf wird neu geführt und unmittelbar bei der Vereinigung mit dem Gstaldenbach bezüglich Anströmwinkel korrigiert. Das Projekt sieht die Beseitigung von Schwellen und den Ersatz von Brücken vor. Der Durchlass bei der Dorfstrasse wird neu gebaut. Bei einigen Mauern ist laut Adrian Baumgartner ein vollständiger Ersatz nötig. «Mit diesen Massnahmen wird eine Hochwassersicherheit geschaffen», sagt der Ingenieur. Ziel sei auch ein naturnaher Ausbau, der Flora und Fauna gerecht werde. Die anstehende Sanierung kostet etwa 6,3 Millionen Franken. Dazu kommen die Kosten der bisherigen Instandsetzungen von 1,25 Millionen Franken. Die Gesamtkosten betragen somit etwa 7,5 Millionen Franken. Diese müssten eigentlich die Anstösser übernehmen. Da es sich beim Dorfbach um ein «übriges Gewässer» handelt, ist die Gemeinde nicht für den Unterhalt zuständig. Die betroffenen Grundeigentümer sind für ihren Bachabschnitt verantwortlich.
«Die Sanierungskosten übersteigen die Leistungsfähigkeit der Anstösser aber bei weitem», sagt Gemeindepräsident Robert Raths. Deshalb werde ein Perimeter errichtet.
74 Prozent der anrechenbaren Kosten von etwa 5 Millionen Franken übernehmen Kanton (1,57 Millionen) und Bund (2,17 Millionen). «Der Kanton sieht beim Dorfbach einen dringenden Handlungsbedarf», sagt Marco Steiner vom kantonalen Tiefbauamt St. Gallen. Nebst dem Anteil Dritter (1,16 Millionen), übernimmt die Gemeinde Thal 50 Prozent der verbleibenden Kosten, was 682 687 Franken ergibt.
Laut Otto Mattle, Obmann der Schätzungskommission, entsprechen die Perimeterkosten von 830 422 Franken etwa elf Prozent der Gesamtkosten. «Die Kostenverteilung soll möglichst fair, solidarisch und nach objektiven Kriterien erfolgen», sagt Mattle. Die Beiträge der Grundeigentümer bemessen sich nach der Grösse der gefährdeten Fläche, der Nutzungsmöglichkeit, der Gefährdungsintensität und dem besonderen für Grundstücke und Bauten zu erwartenden Nutzen.
Am Informationsabend wurde der Gewässerperimeter teils heftig diskutiert. Gemeindepräsident Robert Raths wies die Anstösser aber darauf hin, dass der Dorfbach nach der Sanierung zu einem Gemeindegewässer wird. Den künftigen Unterhalt bezahlt demzufolge die öffentliche Hand.
Das Wasserbauprojekt sowie der Gewässerperimeter liegen ab dem 21. November während 30 Tagen öffentlich auf. Sollten in diesem Zeitraum keine Einsprachen eingehen, könnte schon im nächsten Jahr mit der Bachsanierung begonnen werden.
Am Montag, 19. November, und Mittwoch, 21. November, beantwortet Gemeindepräsident Robert Raths von 18 bis 21 Uhr im Rathaus Fragen zum Bauprojekt.