Die Freude am Lesen wach halten

Die Bibliothek/Ludothek Au ist 25 Jahre alt. Das Jubiläum feiert sie mit einem Fest rund um Bücher und Spiele. Seit Beginn ist Monika Bürki Bibliotheksleiterin. «Verlage unternehmen viel, um Kinder zum Lesen zu bringen», sagt sie.

Monika von der Linden
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Im Unterrheintal gibt es sechs Bibliotheken. Ein Überangebot?

Monika Bürki: Rein zahlenmässig ja. Aber Kinder sind nicht sehr mobil. Je näher eine Bibliothek ist, desto weniger sind sie auf Unterstützung angewiesen und können selbständig regelmässig zur Ausleihe kommen. Ausserdem führt die Oberstufe Mittelrheintal keine Schulbibliothek. Dafür unterstützt sie die Bibliotheken in Balgach, Berneck und Au. Es ist ein Vorteil, von Schulen und Gemeinden getragen zu sein. Als Verein müssten wir mehr um das Budget kämpfen.

Vor fünf Jahren wünschten Sie sich eine engere Zusammenarbeit mit der Schule. Wie ist ihr Fazit?

Bürki: Die Schüler nutzen die zusätzlichen Öffnungszeiten mehr als früher. Das wurde möglich, weil die Lehrkräfte die Unterstufenschüler zu uns schicken. Ich hätte gerne eine Bibliotheks-Lektion eingeführt. Das scheiterte aber am Platz. Wir haben keine Leseecken für ganze Schulklassen. Nun lesen die Kinder die bei uns ausgeliehenen Bücher im Schulzimmer.

Wie klappt es bei älteren Schülern?

Bürki: Die Mittelstufe nutzt das Angebot nicht regelmässig. Aus der Oberstufe kamen vor vier Jahren auf einmal mehr Schüler, damals hatte die OMR das Jahresziel, zwei Mio. Seiten zu lesen.

Es stimmt also, dass Kinder noch lesen?

Bürki: Ja. Man muss sie aber dazu bringen, indem man vorliest.

Wie hat sich die Bücherwelt in den 25 Jahren verändert?

Bürki: Bei Jugendbüchern hielt die Sparte Fantasy Einzug. Harry Potter war der Auslöser, heute gehören 40 Prozent der Neuerscheinungen dem Genre an.

Bedauern Sie das?

Bürki: Ich bin kein Fan von Fantasy. Hauptsache ist aber, dass Jugendliche lesen. Wer liest, dem ist nicht langweilig.

Wie bewerten sie heutige Bilderbücher?

Bürki: Bilderbücher sind meist kurzlebig, Neuauflagen gibt es nur bei Rennern. Früher wurde eine heile Welt abgebildet, heute wird nahezu jedes Thema aufgegriffen. Bilderbücher sind oft durchgestaltet und überfrachtet. Dann fehlt mir die Geschichte hintern den Bildern. Die Verlage tun viel, um Kinder zum Lesen zu bringen. Bei Erstlesebüchern hat die Animation zugenommen. Sie sind anmächelig gestaltet. Das Angebot ist sehr gross.

Halten Sie es für zu gross?

Bürki: Wir treffen eine Vorauswahl.

Hat Ihre Idee, die Freude am Lesen zu wecken und wach zu halten, die 25 Jahre überlebt?

Bürki: Ja, sie geht jetzt auf die neue Generation über. Heute bringen Mütter ihre Kinder her, die selbst als Kinder Spiele und Bücher ausgeliehen haben.

Bringt der Platzmangel eine Überalterung der Medien mit sich?

Bürki: Nein. Zweimal im Jahr verjüngen wir den Bestand. Er liegt bei 15 000 Medien, davon sind zwei Drittel Bücher. Wir reagieren auf Veränderungen. Zum Beispiel nahmen wir einst CD-Rom ins Sortiment auf. Sie sind wie Kassetten nicht mehr zeitgemäss. Also nahmen wir sie aus dem Angebot heraus. Nun kaufen wir CDs. Mit der digitalen Plattform Onleihe ergänzen wir das Angebot an elektronischen Medien.

Hat es sich bewährt, fremdsprachige Bücher anzubieten?

Bürki: Es blieb beim Versuch. Fremdsprachige Bücher wurden kaum ausgeliehen. Heute weiss ich, dass Ausländer Deutsch lernen müssen und wir die Integration fördern.

Gelingt Ihnen das?

Bürki: Fremdsprachige Eltern leihen zwar für ihre Kinder, nicht aber für sich aus. Ich hoffe, dass sich das ändert durch die Begrüssungsgespräche, die wir seit einigen Wochen hier anbieten.

Wie sehen Ihre Pläne aus?

Bürki: Ich bleibe noch ein bisschen. Ziel ist, in zwei bis drei Jahren eine Nachfolge aufzubauen.

Was muss die Leitung von Bibliothek und Ludothek beachten?

Bürki: Sie darf nicht auf Altem hocken bleiben. Früher durfte man nur gebundene Bücher anbieten. Das gilt nicht mehr. Manche Titel gibt es nur als Taschenbuch. Eine Bibliothek muss auf Veränderungen reagieren.