BERNECK/BALGACH: Packende Biografie mit Loch

Am Morgen kam der Sohn Heinrich Heules zur Welt, am Nachmittag gründete er sein Unternehmen. Bis der Sohn es übernahm, erlebte es eine bewegte Geschichte. Ein Buch schildert das «kleine Wirtschaftswunder.»

Gert Bruderer
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Autor Markus Löliger hielt das Buch schon vor der Präsentation in der Hand. Wer genau hinsieht, erkennt zwei Besonderheiten: Die 100 Seiten liegen zwischen edlen Blechdeckeln – und das Buch ist, passend zur Firma Heule Werkzeug AG, gelocht. (Bild: Gert Bruderer)

Autor Markus Löliger hielt das Buch schon vor der Präsentation in der Hand. Wer genau hinsieht, erkennt zwei Besonderheiten: Die 100 Seiten liegen zwischen edlen Blechdeckeln – und das Buch ist, passend zur Firma Heule Werkzeug AG, gelocht. (Bild: Gert Bruderer)

Gert Bruderer

Aus dem 1961 gegründeten Lohnfertigungsbetrieb ist die Heule Werkzeug AG geworden, ein moderner Betrieb mit 70 Mitarbeitenden in Balgach. Der Journalist und frühere Chefredaktor Markus Löliger beschreibt die Entwicklung in einem Buch, das geladenen Gästen am Mittwoch vorgestellt wurde.

Die biografische Schrift ist schon darum packend, weil sie zeigt, wie Mut und Selbstvertrauen den Weg zu Grossem ebnen können. Aus dem einstigen Arbeiter ist ein geachteter Unternehmer geworden, der mit seinen einzigartigen Konstruktionen bedeutende Wirtschaftsbranchen veränderte. Seine Werkzeuge zur vor- und rück­wärtigen Bohrungsbearbeitung brachten weltweit Erfolg, sogar die Weltmarkt-Führerschaft.

Unternehmer geworden in schwerer Zeit

Ursprünglich wollte Heinrich Heule Bauer werden, schliesslich war Mechaniker sein Wunschberuf. Doch der Betrieb, in dem er eine Lehre hätte machen können, war ihm zu altmodisch. Besser aufgehoben fühlte er sich bei der Starrfräsmaschinen AG (Starrag) in Rorschacherberg. Mit dem Velo fuhr er täglich in die fünf Dörfer entfernte Fabrik, mit einem Kesseli, in dem das Mittagessen war.

Heinrich Heule, dessen mathematische Stärke sich bald offenbarte, bildete sich zum Werkmeister weiter und besuchte Ausbildungskurse in Kalkulation und Arbeitsvorbereitung. Er war noch bei der Starrag tätig, als er den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, in einer wirtschaftlich schweren Zeit.

Gattin Regula belegte einen Kurs in Buchhaltung, um im eigenen Unternehmen mithelfen zu können, und stellte als gelernte Näherin die Kleider für die beiden Kinder immer selbst her. Nebenbei bewirtschaftete die junge Unternehmerfamilie sechs Aren, um eigenes Gemüse zu haben. Bald schon lief das Unternehmen ziemlich gut, aber die schlechte Bezahlung von Lohnarbeit verhinderte, dass sich Reserven bilden liessen. Weil der Betrieb in einem Wohnquartier in Rheineck lag und Nachbarn daran keine Freude hatten, zügelte das Unternehmen in das elterliche Haus in Balg­ach. Keine zehn Jahre nach der Gründung waren für das Unternehmen 20 Mitarbeiter tätig.

Schlüsselerlebnis bei Daimler-Benz

Ein Schlüsselerlebnis hatte Heinrich Heule 1980, bei Mercedes-Hersteller Daimler-Benz. Zur Verblüffung nicht nur Heules, sondern auch der Daimler-Leute, empfing der damalige Vizedirektor den Rheintaler, dessen Werkzeuge und Firmenbilanz er bei einem zweiten Treffen sehen wollte. Die Freude war gross, Heinrich Heule jedoch etwas mulmig zu Mute. Die Bilanz hatte auf einem A4-Blatt Platz und Vizedirektor Corneli empfing ihn nun «mit einer Korona von Ingenieuren», wie es in dem Buch heisst. Heule bekam Aufträge von Daimler, was nötigen Umsatz brachte, aber auch als unbezahlbare Referenz diente.

«Von da an ging es bergauf», heisst es im Buch. Heinrich Heule trieb die Entwicklung von Werkzeugen stets weiter voran. Sohn Ulf wurde früh einbezogen, durfte bei allen wichtigen geschäftlichen Entscheiden und Entwicklungen dabei sein. Schon seit drei Jahrzehnten ist das so.

Dass die Erfolgsgeschichte nie ein Ende fand und die Heule Werkzeug AG heute besser denn je für neue Aufgaben gerüstet ist, hat wohl auch mit einer Grundeinstellung des Firmengründers zu tun. Stets haben Erfolg und Fortschritt ihn mehr beflügelt, als Niederlagen ihn je hätten bremsen können.

Das Buch, das nicht in den Verkauf gelangt, ist (solange vorrätig) für 50 Franken und somit zu einem Preis erhältlich, der tiefer liegt als die Produktionskosten. Interessierte wenden sich an s.riedi@heule.com.