Etwa zehn Jahre lang lebte Rafet Jonuzi im Rheintal, bevor es ihn nach Bregenz zog. Ab Freitag, 27. Mai, stellt der Künstler wieder in Berneck aus, im Kunstrefugium le schnard. Er zeigt grossflächige Zeichnungen zum Thema Evolution.
BERNECK. Das Augenpaar eines Affen blickt den Betrachter vom Flyer aus neugierig an. Es gehört nicht etwa zum Porträt eines existierenden Tieres. Der Affe ist Teil einer Zeichnung, die Rafet Jonuzi geschaffen hat und mit weiteren Kunstwerken im Rheintal ausstellen wird.
Heute ist Rafet Jonuzi in Bregenz daheim. Zu Beginn dieses Jahrhunderts lebte er zehn Jahre lang im Rheintal, in Altstätten, Balgach und Berneck.
Er wirkte als Künstler und gab Zeichenunterricht in allen Altersstufen. «Ich bin kein Typ, der sich an einem Ort zu Hause fühlt», sagt er. Nach Vorarlberg brachte ihn die dortige grosse kulturelle Vielfalt.
Die Bande hinüber ins Rheintal rissen aber nie ab. So war Rafet Jonuzi vergangenen Herbst Gast an der ersten Ausstellung, die Silvan Schuler und Katharina Hensel im Bernecker Kunstrefugium le schnard organisierten.
Die Gestaltung des Raumes an der Burggass 5 sagte Jonuzi sofort zu. Es waren die vielen kleinen Dinge, die seine Aufmerksamkeit erregten. Er stellte sich vor, wie die Gegenstände und seine Zeichnungen wunderbar miteinander harmonierten. «Es ist wie bei einem Spiegelbild», sagt er.
Wie ein Kind träumt er davon, etwas aus seiner Zeichnung herauszuholen und es mit einem Werkzeug im Raum zu tauschen. «Es ist wie ein Spiel von Musik. Ich verbinde etwas und bringe es in Bewegung. So wie beim Tanzen.»
Diese Verbindung spürt Rafet Jonuzi auch mit der Rheintaler Bevölkerung. «Die Menschen hier haben immer Interesse an meiner Kunst gezeigt», sagt er.
An seiner jüngsten Ausstellung zeigt Rafet Jonuzi mehr als ein Dutzend Werke, die noch kein Rheintaler gesehen hat. Es sind Zeichnungen, Radierungen, Installationen und Objekte.
Dennoch zeigt er nach wie vor Affen. Das Tier begleitet Rafet Jonuzi durch sein gesamtes Künstlerisches Schaffen. Diesmal ist es die dritte Generation.
Die erste Generation Affen entstand in den Jahren 1984 bis 1986 während des Studiums in seinem Heimatland Kosovo. Damals war der Balkan politisch instabil. Das Chaos, das der Künstler mittels Affen darstellte, mündete wenige Jahre später in den Jugoslawien-Krieg.
Als kritischer Beobachter gibt sich Jonuzi in der Schweiz. Damals schuf er die zweite Generation und stellte Affen als General und Generalin dar. «Weil es die Generäle sind, die auf der Welt die Macht haben.» Es geht ihm um Lust – im Kommunismus auf Macht und im Kapitalismus auf Besitz. In der dritten und aktuellen Generation befasst sich der Künstler nicht mehr mit der Politik, sondern mit der Evolution. Die Affen fallen diesmal durch ein unbekanntes Äusseres auf. Sie sind nicht von dieser Welt und haben zum Beispiel farbige Arme, die sie schützend über beide Welten ausbreiten. «Es sind die Affen, von denen die Menschen abstammen», sagt er. «Und umgekehrt werden die Menschen wieder zu Affen.»
«Zeichnen ist die Grundlage allen Lebens», sagt Rafet Jonuzi. Ein Kind zeichne, bevor es sich über die Sprache ausdrücken könne.
«Ich kann nicht denken und arbeiten gleichzeitig.» Deshalb sieht er es für sich als grösste Herausforderung, seine Gedanken auszuschalten, sobald er mit dem Zeichnen beginnt. «Das Ergebnis wird fabelhaft, wenn mein Denken das Werk nicht beeinflusst. Dann kann es fliessen, wie die Musik.»
Die Vernissage zur Ausstellung «In anfangs- und endloser Zeit» findet am Freitag, 27. Mai, 19 Uhr im Kulturrefugium le schnard in Berneck statt. Es spielt ein Jazz-Trio. Die Ausstellung kann bis zur Finissage am 2. Juli nach Vereinbarung angeschaut werden. www.leschnard.com