Bauland so teuer wie noch nie

REGION. Die Preise auf dem Rheintaler Immobilienmarkt kennen nur eine Richtung: sie steigen. Im Schnitt haben sich die Preise seit 2007 verdoppelt, teilweise sogar verdreifacht. Die steigenden Preise treiben die effektiven Kosten für das Eigenheim in die Höhe.

Susi Miara
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Seit mehr als zehn Jahren präsentiert sich der Rheintaler Immobilienmarkt in einer prächtigen Verfassung. Mit der Jahrtausendwende war die Immobilienkrise der 1990er-Jahre überwunden und der Markt erholte sich. Dies änderte sich auch nicht während der jüngsten Finanzkrise. Ganz im Gegenteil: Seit 2007 erlebt der Rheintaler Immobilienmarkt einen markanten Höhenflug. Vor allem seit der Finanzkrise 2008 und wegen der in der Folge sehr tiefen und damit attraktiven Hypothekarzinsen ist der Anstieg der Baulandpreise besonders markant. Dies nicht nur an besten Lagen, sondern auch in mittleren Lagen.

Immobilienboom im Rheintal

Gemäss Daten von Wüest & Partner und der UBS betrug der Anstieg der Baulandpreise von 2007 bis 2012 an mittleren Lagen in Au 293 %. Die Baulandpreise stiegen von 150 auf 590 Franken pro Quadratmeter. Die Daten sind zwar nur bedingt aussagekräftig, weil sich die statistisch erhobenen Bodenpreise nicht immer mit den Marktpreisen decken. Toni Cristuzzi von der Cristuzzi Immobilien-Treuhand AG kann aber diese Entwicklung bestätigen. «Der Immobilienboom ist auch im Rheintal angekommen.» Weil an bevorzugten Lagen kaum Bauland vorhanden ist, steigen auch in den mittleren Lagen die Preise. «Im Mittelrheintal erhält man auf dem freien Markt praktisch kein Bauland», sagt Cristuzzi. «Die Grundstücke gehen unter der Hand weg.»

Balgach auf Platz 1

Mit bis zu 900 Franken pro Quadratmeter (gehobene Lage) bezahlt man heute in Balgach die höchsten Preise pro Quadratmeter Bauland. Sogar in mittleren Lagen kostet in Balgach der Quadratmeter 630 Franken. Au liegt mit 860 Franken (gehobene Lage) und 590 Franken (mittlere Lage) auf Platz zwei, Widnau mit 730 Franken (gehobene Lage) und 490 Franken (mittlere Lage) auf Platz drei. Am stärksten war der Preisanstieg in Rüthi. 190 Franken musste man 2007 an bester Lage für einen Quadratmeter auf den Tisch legen. Heute wird das Bauland für 690 Franken verkauft – ein Plus von 263 %. Noch extremer sieht die Situation an mittleren Lagen aus. Dort stiegen die Preis von 50 Franken auf 460 Franken - ein Plus von 820 Prozent.

Teures Eigenheim

Die steigenden Preise treiben auch die effektiven Kosten für das Eigenheim in die Höhe. Zwischen 4000 und 4700 Franken kostet heute ein Quadratmeter Wohnfläche. Ein 5,5-Zimmer-Einfamilienhaus mit 170 Quadratmeter Nettowohnfläche und 600 Quadratmeter Grundfläche kostetet im Mittelrheintal zwischen 700 000 und 800 000 Franken (Aktuelle Zahlen zum Schweizer Immobilienmarkt von Prof. Dr. Donato Scognamiglio). Im Oberrheintal liegen die Preise ein wenig tiefer. Dort würde das gleiche Haus zwischen 650 000 und 700 000 Franken kosten. Für eine 4,5-Zimmer-Eigentumswohnung mit 135 Quadratmeter Nettowohnfläche bezahlt man im Rheintal heute zwischen 550 000 und 650 000 Franken.

Preiseinbruch nicht absehbar

Mit einem Preiseinbruch rechnet Toni Cristuzzi nicht. Im Gegenteil: Wegen der Verknappung könnten die Preise an bevorzugten Lagen noch leicht steigen. Weil im Mittelrheintal kaum Bauland zu haben ist, weichen Interessenten auf die umliegenden Gemeinden im oberen Rheintal aus. «Deshalb sind in den letzten Jahren auch die Bodenpreise in Montlingen, Kriessern, Rebstein und Marbach gestiegen», so Cristuzzi. Zwar bekommt man in Marbach und Rebstein einen Quadratmeter Bauland für weniger als 300 Franken. Gegenüber 2007 sind aber auch in diesen beiden Gemeinden die Preise um rund 90 Prozent gestiegen. In Kriessern und Montlingen, die politisch zu Oberriet gehören, stiegen die Preise sogar um 240 Prozent. Noch vor fünf Jahren bezahlte man für den Quadratmeter an mittleren Lagen 100 Franken. Heute sind es 340 Franken.

Höhere Mieten

Im Rheintal sind nicht nur die Eigentumspreise stark gestiegen, sondern auch die Mieten haben sich aufgrund der zunehmenden Nachfrage aufwärts bewegt. Gemäss der letzten Erhebung des Leerwohnungsbestands stehen zwischen Rheineck und Rüthi trotz vielen neu erstellten Mehrfamilienhäusern gerade mal 472 der insgesamt 33 662 Wohnungen leer. «Die Wohnungsmärkte im Rheintal werden vom Arbeitsmarkt des Fürstentums Liechtenstein stark beeinflusst», erklärt Toni Cristuzzi. Von 35 253 liechtensteinischen Beschäftigten waren im Jahr 2011 9442 in der Schweiz wohnhafte Zupendler. Ausserdem haben sich die Bedürfnisse der Bevölkerung grundlegend verändert. 1920 begnügte sich eine vierköpfige Familie mit einer 63 Quadratmeter grossen Wohnung. Heute hat die Wohnung eines Zwei-Personen-Haushalts 102 Quadratmeter. Für eine neue 3,5-Zimmer-Wohnung bezahlt man im Rheintal heute gut und gern 2000 Franken brutto im Monat.

Toni Cristuzzi: «Im Mittelrheintal erhält man auf dem freien Markt praktische kein Bauland.» (Bild: Susi Miara)

Toni Cristuzzi: «Im Mittelrheintal erhält man auf dem freien Markt praktische kein Bauland.» (Bild: Susi Miara)