RHEINTAL. Auf grosses Interesse stiess die jüngste Veranstaltung des Vereins Lebensraum Rheintal. Im Mittelpunkt des Anlasses stand der Alpenrhein.
RHEINTAL. Auf grosses Interesse stiess die jüngste Veranstaltung des Vereins Lebensraum Rheintal. Im Mittelpunkt des Anlasses stand der Alpenrhein. Lukas Indermauer von der Plattform «Lebendiger Alpenrhein» berichtete von ökologischen Defiziten und vom Potenzial des Rheins, aber auch von der Gratwanderung zwischen dem Schützen von Flüssen und dem Nützen.
Der Rhein rückt immer mehr in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Da spielen einerseits Projekte wie «Zukunft Alpenrhein», bei dem es um den Ausbau der Hochwassersicherheit – kombiniert mit einer ökologischen Aufwertung – geht, eine Rolle. Anderseits geistern Ideen herum, wie der Rhein für die Energiegewinnung genutzt werden könnte. Und seit jüngstem gibt es die Umweltplattform «Lebendiger Alpenrhein», die von Umweltverbänden aus St. Gallen, Graubünden, Vorarlberg und Liechtenstein gebildet wird. Diese Plattform setzt sich für eine ökologische Aufwertung ein und fördert die Akzeptanz für einen ökologischeren Alpenrhein. Grundlegende ökologische Zusammenhänge werden vermittelt und die breite Bevölkerung über Revitalisierungs-Massnahmen wie lokale Flussaufweitungen und Gewässervernetzungen informiert. Der Verein Lebensraum Rheintal, in dem Naturschützer, Jäger, Fischer und Waldvertreter zusammengeschlossen sind, organisiert regelmässig Informationsveranstaltungen. Fredi Kuster als Präsident des Vereins Lebensraum Rheintal wie auch Willi Lüchinger als Organisator des Abends zeigten sich erfreut über den grossen Publikumsaufmarsch. Ganz eindeutig: Der Rhein interessiert und bewegt.
Indermauer wies auf die grosse Veränderung, die die «Lebensader des Rheintals» in den letzten 100 Jahren erfahren hat. Einst war das Flussbett um ein Mehrfaches breiter, und der Fluss hatte 54 Zuflüsse. Heute sind es noch zehn, und nur fünf davon sind für die Fische passierbar. Dies ist eine Erklärung für den starken Artenschwund bei den Fischen, die im Rhein leben.
Es zeigt sich, dass im Wasser der Artenrückgang fünfmal schneller vor sich geht als auf dem Land. Diese Entwicklung ist im und am Rhein bei Tieren und Pflanzen zu beobachten. Deswegen sind Revitalisierungsmassnahmen von grosser Bedeutung. Der Rhein hat an sich ein grosses Potenzial – nicht nur als durchgehende Verbindung zwischen dem Bodensee und dem Alpenraum, sondern auch als Korridor (unter anderem für den Vogelzug) wie auch als grösster Gebirgsfluss Europas. Nicht für eine ökologische Aufwertung, sondern auch für die Hochwassersicherheit ist es wichtig, dass der Rhein wieder mehr Platz erhält, und dass die Wasserführung wieder natürlicher wird.
Der Referent ging auch auf das von Energiekonzernen geäusserte Anliegen ein, den Alpenrhein zur Energiegewinnung zu nutzen. 95 Prozent der Fliessgewässer in der Schweiz werden genutzt. Soll man auch die letzten fünf Prozent der Flüsse verbauen? Indermauer zeigte auf, dass man vor allem mit Sparen und einer verbesserten Effizienz der bestehenden Anlagen viel mehr herausholen kann. Sowohl bei der technischen Erneuerung wie auch bei den Sparmassnahmen müssten zuerst die Hausaufgaben gemacht werden.
Indermauer rief dazu auf, gerade im Umgang mit Gewässern im Allgemeinen und beim Rhein im Speziellen eine gesunde Balance zwischen Nützen und Schützen zu finden. Was für die vielen Bereiche der Energiegewinnung wie auch sämtlicher Umweltmassnahmen Gültigkeit habe, soll auch für den Rhein gelten, nämlich dass Lösungen gesucht werden, die «enkeltauglich» seien. Zukunftsträchtig sind Lösungen, bei denen im Rhein Hochwassersicherung und ökologische Aufwertungen in geschickter, nachhaltiger Weise verbunden werden. (mg)