Das Warten hat sich gelohnt: Zum ersten Mal seit 18 Jahren sind im Walter Zoo Stumpfkrokodile geschlüpft. Dies ist nicht nur in Gossau eine Seltenheit.
GOSSAU. Aus zwei werden sechs: Die Stumpfkrokodile im Walter Zoo haben in den vergangenen Tagen Nachwuchs bekommen.
Vier Jungtiere habe man schon gesehen, vielleicht seien es aber noch mehr, sagt Zoosprecher Stefan Specht. Es ist die erste erfolgreiche Brut seit 18 Jahren. Das letzte Stumpfkrokodil, das im Walter Zoo geschlüpft war, sei Dundee, die Mutter der Jungen, gewesen. Aber auch andernorts sei eine erfolgreiche Brut eine Seltenheit.
«Das Krokodilweibchen Dundee hat schon im Frühjahr aus Erde, Rindenmaterial und Blättern einen grossen Hügel aufgeschichtet», berichtet Zootierärztin Karin Federer.
Wenig später habe man mit einer Videokamera nachts beobachten können, wie das Weibchen Eier darin ablegte. Die Stumpfkrokodilanlage des Walter Zoos ist die grösste in Europa. Da die Tiere dort optimalen Schutz fänden, konnte noch nicht festgestellt werden, wie viele Krokodile genau geschlüpft seien. Die mütterliche Brutpflege bei Krokodilen sei einzigartig, sagt Federer. Das Krokodilweibchen habe die Eier kurz vor dem Schlupf ausgegraben und einigen Jungtieren sogar aus der Eierschale geholfen.
«Zu sehen, wie Dundee die Jungtiere behutsam zwischen ihre Zähne nimmt und zum Wasser trägt, ist ein einmaliger Anblick», hält Federer fest.
Mit etwa zwei Metern gehören Stumpfkrokodile zu den kleineren Krokodilarten. In freier Wildbahn sind sie gefährdet: Sie werden gejagt, und ihr Lebensraum wird immer mehr zerstört. Sie sind in den Sümpfen Zentral- und Westafrikas beheimatet.
Dorthin werden die im Walter Zoo geschlüpften Jungtiere aber wohl nie kommen. «Bis sie eine gewisse Grösse erreicht haben, werden sie in Gossau bleiben», sagt Specht.
Damit sichergestellt werde, dass sie sich nicht mit Verwandten paaren, werden sie danach im Rahmen des europäischen Zuchtprogramms in einen anderen Zoo kommen. Dort kann die Schlüpferei dann wieder von vorne beginnen.