Aufschwung dank sicherer Defensive

In den ersten drei Saisonspielen holte der FC Rheineck, von so etwas wie einer Vorbereitung unbehelligt, lediglich einen Punkt. Erst als der September anbrach, fingen die Spieler von Emilio Knecht an zu gewinnen: Nach fünf Siegen ohne Gegentor sind sie gar Leader der 3. Liga.

Yves Solenthaler
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Grund zum Jubeln hatte der FC Rheineck im September. (Bild: ys)

Grund zum Jubeln hatte der FC Rheineck im September. (Bild: ys)

Zudem setzte sich die Städtli-Elf im Cup gegen den Zweitligisten Uzwil und den Ligakonkurrenten Rebstein durch. Im Frühjahr spielt Rheineck um einen Platz im Schweizer Cup 2012/13 – zwei Siege fehlen noch, um von einem Gastspiel des FC Basel auf der Stapfenwies träumen zu können.

Spitzenspiel gegen Au-Berneck

Doch Träumen ist nicht das Metier von Übungsleiter Emilio Knecht, der vor der Saison von Rorschach kam. Lieber spricht er von der Arbeit, die seine Spieler leisten müssen, «um Ende Saison mindestens auf dem dritten Platz zu stehen». Ähnlich formulieren auch die sonntäglichen Gäste des FC Au-Berneck ihre Ziele – was nichts daran ändert, dass zwei Aufstiegskandidaten um den Platz auf dem Leaderthron streiten.

Man ist in Rheineck vom schlechten Start nicht total überwältigt worden: Eine stark veränderte Mannschaft, ein neuer Trainer, keine Vorbereitung (Ferienabwesenheiten) und viele verletzte Verteidiger sind Zutaten, die einem guten Saisonstart nicht förderlich sind. Dennoch haben sich die Rheinecker mehr ausgerechnet als einen Punkt aus drei Spielen. Sportchef Gilbert Lapp erinnert sich, dass er die Spieler damals zur Aussprache versammelt hat: «Danach waren einige sauer auf mich.» Auch Knecht sagt, er habe die Gefahren zwar erkannt, «aber dass wir so schlecht beginnen, hatte ich nicht erwartet».

Die Initialzündung zum Höhenflug sieht der Trainer im 1:1 im dritten Spiel in Romanshorn. Seit Saisonbeginn stand mit Faruk Zulic ein Goalie im Tor, der zwei Jahre keinen Ernstkampf mehr bestritten hat: «In der 93. Minute hielt er einen Penalty und rettete uns den Punkt.» Dieses Ereignis habe den Spielern Aufwind verliehen. Gefolgt sind fünf Siege, immer ohne Gegentor. «Wer kein Tor kassiert, kann schon mal nicht verlieren», sagt Knecht. Die defensive Ordnung ist für ihn die Basis, um auch offensive Akzente zu setzen.

Obwohl die ursprünglich vorgesehenen Innenverteidiger Jérôme Walz und Andy Rodrigues verletzt sind, steht die Mannschaft absolut sicher, kommt fast nie in Verlegenheit – falls doch, hat der FCR mit Carlos Alberto Serdeira einen für die Liga weit überdurchschnittlichen Torhüter: «Unsere Stabilität ist der Verdienst der ganzen Mannschaft; alle arbeiten defensiv gut mit.» Auch die jungen Spieler gehören dazu. Knecht will allen Einsatzmöglichkeiten geben – so hat Rheineck im Cupspiel gegen Rebstein mit vier A-Junioren angefangen zu spielen.

Auch Sportchef Lapp ist inzwischen mehr als versöhnt mit dem neuen FC Rheineck. Ihm gefällt auch das Auftreten der Spieler: «Sie lassen sich nicht provozieren, bekommen fast keine unnötigen Gelben Karten.» Knecht sieht dies als weitere Voraussetzung für den Erfolg: «Wer sich weder vom Gegner, einem Zuschauer oder dem Schiedsrichter provozieren lässt, hat den Kopf frei zum Fussballspielen.» So zeigt sich das Temperament vieler Hitzköpfe vornehmlich in ihren fussballerischen Aktionen.

Energie weitgehend weg

Aber Knecht verhehlt auch nicht, dass nach drei Englischen Wochen und auch wegen der schlechten Vorbereitung die Energie knapp wird: «Eine Autobatterie würde 70% Verbrauch anzeigen.» In den letzten vier Spielen gelte es den Willen abzurufen, um weit vorne zu überwintern. Dann soll eine normale Vorbereitung möglich sein. «Ich weiss jetzt, dass meine Spieler im Sommer in die Ferien gehen», sagt Knecht lachend.