Kinder sollen Freude an der Fasnacht haben – und nach einem Umzug schlafen können. Hexen, Teufel und andere angsteinflössende Gestalten müssen deshalb trotz ihrer Lust auf Drohgebärden rücksichtsvoll sein.
Zu den besonders gfürchigen Kerlen gehören die Wichastoaner Höllahünd. Ihr Präsident Philipp Pridgar sagt: «Bitten Eltern uns um Zurückhaltung, respektieren wir das und bleiben auf Distanz.» Auch ohne Aufforderung werde an kleinen oder ängstlich wirkenden Kindern vorbeigegangen und bewusst darauf verzichtet, ihnen einen Schrecken einzujagen. Oft sei es so, dass Mama und Grossmama vor den Wichastoaner Höllahünd mehr Angst hätten als die Kinder, sagt Pridgar – und fügt scherzhaft hinzu: «Dies auch zu Recht.»
Heute werde sehr viel mehr Rücksicht genommen als früher, weiss der Altstätter Ferdi Segmüller, der den Hefari – Fasnachtsverband Schweiz präsidiert. Der Verband verstehe sich zwar nicht als Polizei, er weise aber immer wieder auf die Wichtigkeit vorbildlichen Verhaltens hin. Zum Beispiel in Kursen, an denen Veranstalter von Fasnachtsumzügen und Saalveranstaltungen teilnehmen. Dass ein Kind erschrickt, ist schnell passiert. So wirbelten früher die Altstätter Ribelbüüchwiiber gerne ungestüm durchs Publikum. Stand dann ein Kind neben einem Erwachsenen, auf den ein Wiib es abgesehen hatte, konnte das Fasnachtserlebnis des Kindes getrübt sein. Inzwischen näherten sich die Ribelbüüchwiiber ihren Opfern aber behutsam, wie Segmüller bestätigt.
Am Altstätter Tschätteri-Umzug, der abends stattfindet, nehmen jeweils mit Feuer und Höllenmusik die noch jungen einheimischen Riettüfel Triber teil. Was manche Erwachsene als Höhepunkt geniessen, könnte für Kinder das Gegenteil sein. Doch gerade den Altstätter Perchten windet der Hefari-Präsident ein Kränzchen: «Die bewegen sich sehr langsam und erschrecken keinen.» Hat doch einmal ein Kind Angst, wirkt in aller Regel betonte Freundlichkeit. Höllahund Philipp Pridgar sagt: «Wir winken dann dem Kind zu oder strecken ihm langsam den Arm entgegen, um ihm ein Bonbon zu schenken.»
Dass Eltern sich beschwerten, sei sehr selten vorgekommen. Um Kindern die Angst zu nehmen, weiss Pridgar ein probates Mittel: «Nach dem Umzug ziehen wir die Masken aus, dann können auch die Kinder sehen, wer wir sind.» Und plötzlich schlage die Furcht oder ein mulmiges Gefühl in Begeisterung um. Nicht selten sagten Kinder: «Wenn ich dann mal gross bin, komme ich zu euch.» Der Fasnachtsgruppe geht es wie vielen anderen darum, etwas von der Kultur im Rheintal zu vermitteln. Deshalb lehnen sich die Mottos der Gruppe an Sagen und (teils von den Höllahünd erfundene) Geschichten an.
Schriftliche Verhaltensregeln für Hexen, Perchten und andere wilde Kerle gibt es zwar nicht. Die wüssten mittlerweile, wie man sich verhält, meint der Verbandspräsident. Hingegen können ein paar schriftlich formulierte Fasnachtsregeln für das Publikum ganz hilfreich sein. Hier die wichtigsten: Keine vom Boden aufgelesene Konfettis werfen, schon gar nicht in Blasinstrumente; auf Jux-Spraydosen verzichten, weil sie Masken, Instrumente und Kostüme beschädigen. Ach ja – und Kleinkindern einen Gehörschutz gönnen. Denn auch wenn am Fasnachtsumzug keine Angst aufkeimt – laut wird er bestimmt!