Universität St.Gallen
«Für seine hyperfeine Beobachtungsgabe»: St.Galler Kabarettist Manuel Stahlberger erhält ersten HSG-Kulturpreis

An ihrem akademischen Feiertag hat die Universität St.Gallen (HSG) am Samstag ihren neuen Kulturpreis an den St.Galler Liedermacher und Zeichner Manuel Stahlberger verliehen. Auch vergab sie drei Ehrendoktortitel und würdigte den langjährigen HSG-Alumni-Präsidenten Urs Landolf als Ehrensenator.

Marcel Elsener
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Rektor Bernhard Ehrenzeller vergibt den ersten HSG-Kulturpreis an Manuel Stahlberger.

Rektor Bernhard Ehrenzeller vergibt den ersten HSG-Kulturpreis an Manuel Stahlberger.

Bild: PD

Den jüngst viel beschworenen «Kulturwandel» an der HSG belegt nun offenbar auch ein neuer Kulturpreis: Erstmals hat die Universität St.Gallen an ihrem akademischen Feiertag (Dies academicus) ihren neuen HSG-Kulturpreis verliehen. Erster Preisträger ist der St.Galler Texter, Sänger, Musiker, Zeichner und Kabarettist Manuel Stahlberger, der laut Mitteilung der HSG «für seine hyperfeine Beobachtungsgabe und den unerbittlich entlarvenden, gleichzeitig liebevollen Umgang mit seinen Figuren» geehrt wurde. «A man of many talents», zeichne er stoisch, lakonisch-präzise und seismografisch allerlei Absurditäten und kleine Dramen des Alltags nach, immer abgründig, doch stets unaufgeregt. Das Preisgeld beträgt 5000 Franken. Stahlberger, derzeit mit Aufnahmen für sein neues Bandalbum beschäftigt, kann es nach den Corona-Ausfällen bestimmt gut gebrauchen.

Bernhard Ehrenzeller, Rektor der Universität St.Gallen.

Bernhard Ehrenzeller, Rektor der Universität St.Gallen.

Bild: Eveline Beerkircher

Der Dies academicus 2021 musste pandemiebedingt wie der letztjährige virtuell gefeiert werden. Rektor Bernhard Ehrenzeller betonte in seinen Grussworten die erreichten «Meilensteine», die nur möglich seien dank einer «essenziellen Ressource: Vertrauen». Speziell in Krisen zeige sich, ob eine Organisation Vertrauen geniessen könne, sagte Ehrenzeller. «Trust Matters», Vertrauen zählt, das Thema des 50. St.Gallen Symposiums von Anfang Mai, sei auch für die Universität St.Gallen von fundamentaler Bedeutung. Für jede Organisation gelte, dass sie nur dann glaubwürdig handle, wenn sie sich von Überzeugungen leiten lasse: «Nur wer aus Überzeugung und nicht im Dienste eines Images handelt, ist glaubwürdig und gewinnt – oder besser: verdient – Vertrauen.»

Die HSG habe wiederholt Vertrauensbeweise der Öffentlichkeit erhalten, so bei der Zustimmung der St.Galler Stimmbevölkerung zum Campus Platztor, wo nun die Pläne des Architekten Pascal Flammer für ein «Haus im Park» realisiert werden sollen, sagte Ehrenzeller weiter. Die damit verbundenen Erwartungen und Versprechen gelte es zu erfüllen. Die Universität sei auf die öffentliche Grundfinanzierung und damit das öffentliche Vertrauen angewiesen. Gleichzeitig könne sie dank privater Drittmittel Experimente und Exzellenzprojekte realisieren wie den Aufbau des «HSG Center for Financial Services Innovation».

Software bestimmt zunehmend Wertschöpfung

In ihrer Festrede thematisierte die Dekanin der School of Computer Science, Barbara Weber, die Relevanz und Omnipräsenz von Informatik in unserer Welt: «Nur wer heute schon Grundkompetenzen in Informatik fördert, kann den digitalen Wandel von morgen mitgestalten.» Mit neu gegründeten School of Computer Science könne die HSG nicht nur Grundkompetenzen abdecken, sondern neue Ausbildungsangebote in Informatik anbieten, die auf die Bedürfnisse einer digitalen Welt zugeschnitten seien.

Mertcem Zengin, Präsident der Studentenschaft der Universität St.Gallen.

Mertcem Zengin, Präsident der Studentenschaft der Universität St.Gallen.

Bild: PD

Wie das St.Gallen Symposium (50 Jahre) feiert auch die Studentenschaft 2021 ein Jubiläum: ihr Hundertjähriges. «Die Studentenschaft hat ihre Ursprünge im Jahr 1921, als die Welt von starker Unsicherheit geprägt war», sagte der Präsident der Studentenschaft, Mertcem Zengin. «Der Erste Weltkrieg war gerade erst zu Ende gegangen, die Spanische Grippe breitete sich in Europa aus und die Schweiz stand im Rahmen des Landesstreiks kurz vor einer Revolution.» Die damalige Handelsakademie habe sich mit veränderten globalen Rahmenbedingungen der Wirtschaft und regionalen Erwartungen der Gesellschaft konfrontiert gesehen. Eine Zäsur in der Geschichte der HSG: Damals wurde laut Zengin beschlossen, den Studierenden nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern sie auch zu befähigen, die Zukunft zu antizipieren und zu verändern. 100 Jahre später sei aus dem einstigen Verein zur Vertretung studentischer Interessen eine Plattform gewachsen, die über 9000 Perspektiven bündele, mit sieben Initiativen diverse Dienstleistungen auf dem Campus anbiete und ein Ökosystem mit mehr als 135 Vereinen sei.

In Videos zu Highlights aus dem HSG-Jahr ging es unter anderem um die Baufortschritte des HSG Learning Centers sowie um die Berufung von Professorinnen. Die Bemühungen für einen höheren Frauenanteil in der Professorenschaft seien zunehmend erfolgreich, hiess es. So konnten während der vergangenen drei Jahre 40 Prozent der Berufungen mit Frauen besetzt werden. Bis 2025 möchte die HSG auf allen Stufen mindestens 30 Prozent der Stellen mit Professorinnen besetzt haben.

Drei Ehrendoktorate verliehen, ein neuer Ehrensenator

Wie üblich verlieh die Universität an ihrem Feiertag Ehrendoktorate. Mit diesem Ehrentitel der Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet wurden Richard Whittington, Professor für Strategisches Management an der Saïd Business School, und Millman Fellow, New College, University of Oxford. Jennifer Arlen, Professorin für Recht und Direktorin des Programms für Unternehmenscompliance an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der New York University, wurde mit dem Ehrendoktorat der Rechtswissenschaften geehrt. Und Christian Frei, Produzent, Filmemacher und Lehrbeauftragter für Reflexionskompetenz an der Universität St.Gallen, wurde mit dem Ehrendoktorat der Sozialwissenschaften ausgezeichnet.

Der langjährige HSG-Alumni-Präsident Urs Landolf wurde für seine Verdienste um die Ehemaligenorganisation und die Universität St.Gallen allgemein zum neuen Ehrensenator der HSG ernannt. Landolf prägte in seinen 20 Jahren als HSG-Alumni-Präsident die Organisation massgeblich. In seiner Amtszeit wurden der Alumni-HSG Beirat und das HSG Alumni Seniors Chapter gegründet.

Ausserdem wurden drei Forschungsprojekte mit einem HSG Impact Award ausgezeichnet. Die Auszeichnung geht jeweils an Projekte mit grosser gesellschaftlicher Relevanz. Darunter ist beispielsweise das Projekt «Monitoring Consumption Switzerland» der Professoren Matthias Fengler und Martin Brown, das anonymisierte Zahlungsdaten nutzt, um den privaten Konsum in der Schweiz in Realzeit zu messen und zu zeigen, wie dieser durch die Covid-19-Krise beeinträchtigt wurde.