In der Schadensbilanz 2021 der Gebäudeversicherung St.Gallen fällt vor allem eines auf: Hagel. Mit ungefähr 57 Millionen Franken ist es die höchste Gesamtschadenssumme seit fast 20 Jahren. Trotzdem erhöht St.Gallen die Prämie nicht.
Die Schadensbilanz der Gebäudeversicherung St.Gallen (GVSG) ist ausserordentlich. Wegen der heftigen Unwetter im Sommer und des Schneefalls im Winter des vergangenen Jahres beläuft sich die Schadenssumme auf rund 56,8 Millionen Franken. Trotzdem erhöht die GVSG die Prämie nicht, denn sie verfügt über genügend Kapital, um die Kosten zu decken. Im Thurgau muss die Prämie seit 2006 erstmals erhöht werden. Die Kosten steigen dort um zirka 25 Prozent.
Im vergangenen Jahr kam es vor allem im Linthgebiet, Toggenburg, Rheintal und im Fürstenland zu vielen Gebäudeschäden. Das Wetter verursachte damals Schäden in der Höhe von insgesamt 26,2 Millionen Franken. Dies entspreche 73 Prozent aller Schäden durch die Elemente, schreibt die GVSG. Hauptverursacher der Schäden waren Hagel und Überschwemmung. Allein die Hagelschäden machten 21,5 Millionen Franken aus. Tommy Winiger, Leiter Versicherung, sagt dazu:
«Noch nie in der Geschichte der Gebäudeversicherung verzeichneten wir eine solch hohe Schadenssumme und so viele Schadenfälle infolge von Hagel.»
Die Gebäudeversicherung gebe es immerhin schon seit 1807, sagt er weiter.
Milos Daniel von der Gebäudeversicherung Thurgau erklärt auf Anfrage, dass die grössten Schäden im vergangenen Jahr durch starken Niederschlag verursacht wurden. Überschwemmungen führten zu einer Schadenssumme von ungefähr 10 Millionen Franken. Der Hagel im vergangenen Juni verursachte Schäden in der Höhe von ungefähr 2,5 Millionen Franken.
Die im Winter gefallenen Schneemengen führten ebenfalls zu grossen Schäden. Infolge von Schneedruck und Schneerutsch verzeichnete die GVSG eine Schadenssumme von rund 4,1 Millionen Franken. Das langjährige Mittel beträgt bei diesen Schäden 1 Million Franken. Winiger führt aus: «Innerhalb von wenigen Tagen verursachten die Schneemengen im ganzen Kantonsgebiet Schäden an rund 680 Gebäuden. Dabei wurden vor allem Dächer und Dachaufbauten beschädigt. Letztmals höher war die Schadenbelastung durch Schneedruck und Schneerutsch im Schnee- und Lawinenwinter 1999.»
Zum letzten Mal knackte die Gesamtbelastung durch Elementar- und Brandschäden im Jahr 2002 die 55-Millionen-Grenze. Das Schadenjahr 2021 mit einer Gesamtschadenssumme von 56,8 Millionen Franken, dazu zählen Elementar- und Brandschäden, gehe damit prägend in die Annalen ein, heisst es weiter. Während im langjährigen Mittel die Elementarschäden jährlich 14,7 Millionen Franken betragen, resultierte 2021 eine Schadensumme infolge von Naturereignissen von 35,6 Millionen Franken.
Auch die Brandschäden fielen 2021 im Vergleich überdurchschnittlich aus. Bei den Brandschäden beträgt das langjährige Mittel 16,7 Millionen Franken. Im vergangenen Jahr entstanden insgesamt 21,2 Millionen Franken Gebäudeschäden durch Brandfälle. Über 38 Prozent der Fälle sind auf Elektrizität zurückzuführen.
Trotz der ausserordentlich hohen Schadenbelastung im Jahr 2021 bleiben die Versicherungsprämien auch 2022 in St.Gallen konstant. Dank einer sorgfältigen Rückstellungspraxis verfügt die Gebäudeversicherung über genügend finanzielle Polster, um auch solch schadenreichere Jahre bewältigen zu können.
Im Gegensatz zu St.Gallen steigen die Prämien im Thurgau, wie die Thurgauer Zeitung am 5. Januar berichtete. Erstmals seit 2006 müsse im Zuge der steigenden Schadenkosten, der hohen Bautätigkeit und der notwendigen höheren Kapitalausstattung die Prämie erhöht werden, wie die Gebäudeversicherung Thurgau (GVTG) in einer Mediemmitteilung berichtet. Bei einem Einfamilienhaus bezahle die Eigentümerschaft ab diesem Jahr beispielsweise statt 22 Rappen neu 27 Rappen pro 1000 Franken Versicherungssumme. Das entspreche einer Erhöhung von gerundet 25 Prozent.
Die Prämien von 2021 reichen nicht aus, um die Schadenaufwendungen zu decken. «Die Analyse der letzten 20 Jahre macht deutlich, dass dies kein einmaliges Ereignis ist, sondern dass im Durchschnitt rund 6 Millionen Franken Mehreinnahmen pro Jahr notwendig sind», schreibt die GVTG. Unter anderem deswegen und auf Basis einer Analyse des Interkantonalen Rückversicherungsverbands erhöht die GVTG ihr Kapital. Neu liege das minimale Kapital bei 410 Millionen Franken.