Salzkorn
Von Supermächten und Superschurken

Warum man sich in China manchmal im falschen Film wähnt.

Noemi Heule
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The end. Wenn die letzte Szene über die Leinwand flimmert, ist der Spielfilm vorbei. Unwiderruflich, ob der Schluss gefällt oder nicht – ob James Bond stirbt oder weiterlebt. Nicht so in China, wo seit kurzem der neuste Spin-off von «Ich – Einfach unverbesserlich» angelaufen ist. Denn die dortige Zensurbehörde ortete offenbar Verbesserungspotenzial.

Die Handlung des 3D-Animationsfilms ist schnell erzählt: Es ist die Vorgeschichte von Gru und seiner Armee charakteristischer, kapselförmiger Helfer, den Minions. Wie wurde aus dem zwölfjährigen Felonius Gru der Superschurke, den man aus den vorherigen Filmen kennt? Weil er nicht in eine Gruppe von Bösewichten aufgenommen wird, beschliesst Gru, noch böser zu werden als seine Vorbilder.

Böse? Mitnichten. In China wird Gru im Abspann plötzlich zu einem der Guten gemacht. Da fragt man sich bang, welchen Superschurken die Supermacht als Nächstes nach Gutdünken umdeutet. Und hofft, dass man sich dann nicht im falschen Film wähnt.